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Azubis besser als ihr Ruf|Ausbildung & Beruf

Azubis besser als ihr Ruf

26.01.2018

Es wird viel geklagt über die Qualität der Auszubildenden. Klar. Die Bewerber um Ausbildungsplätze heute sind anders als die Bewerber früher. Doch sie sind nicht schlechter. Das betonen viele Firmenvertreter.„Viele Bewerber um Ausbildungsplätze sind im Kopfrechnen etwas schwach“, sagt Markus Vogel. Auch ihre schriftliche Ausdruckfähigkeit sei „tendenziell gesunken“, betont der Leiter des Personalcenters des Frankfurter Bildungsdienstleisters Provadis. Und ihre Konzentrationsfähigkeit? „Auch sie ließ nach.“ Ansonsten möchte der Diplom-Psychologe aber nicht in das Klagelied mancher Verbands- und Firmenvertreter über die „mangelnde Qualität“ der Bewerber von heute einstimmen.Vogel sichtet mit seinem Team jährlich über 9000 Bewerbungen von Schulabgängern, um aus ihnen für mehrere Großunternehmen geeignete Kandidaten für circa 400 Ausbildungsplätze herauszufiltern. Dabei sammelt er die Erfahrung: „Die Bewerber heute sind zwar anders als vor zehn, fünfzehn Jahren. Das heißt aber nicht, dass sie unterm Strich besser oder schlechter sind.“Deutlich besser sind die ITKenntnisse der heutigen Schulabgänger und Azubis. Das konstatieren alle befragten Firmenvertreter. So gingen die Berufseinsteiger heute zum Beispiel vom ersten Arbeitstag an recht professionell mit solchen Standard-Office-Programmen wie Word, Excel und Powerpoint um. „Und in neue Programme arbeiten sie sich schnell ein“, betont Sonja Striebel, Ausbildungsleiterin bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall. Und im Umgang mit den Social Media? Da sind die jungen Mitarbeiter sogar fitter als ihre älteren Kollegen.Das hat auch der Pharma- und Chemiekonzern Merck, Darmstadt, erkannt. Deshalb startete er vor einigen Jahren unter anderem ein „Reverse Mentoring“ genanntes Programm. In ihm machen Azubis und Studenten „ältere“ Führungskräfte im Umgang mit den Social Media fit und stehen ihnen sozusagen als Mentoren zur Seite. „Denn diese ,Digital Natives‘ haben oft ein intuitives Gespür für die neuen Medien“, sagt Holger Hiltmann, Leiter der kaufmännischen Ausbildung bei Merck. Einig sind sich die Befragten auch: Die Fremdsprachenkenntnisse sind heute besser. Und die jungen Mitarbeiter sind selbstbewusster. Das ist laut Rudolph Welcker, Geschäftsführer der Weseler Teppich GmbH, nicht nur im Umgang mit Kunden von Vorteil. Auch in der Zusammenarbeit mit Kollegen wirke sich dies positiv aus. Hiltmann dazu: „Früher trauten sich manche Azubis kaum, ihre älteren Kollegen anzusprechen. Heute ist das nicht mehr der Fall.“ Die Kehrseite der Medaille: Die jungen Mitarbeiter fragen auch häufiger „Muss das sein?“. Und wenn ja: „Warum muss das so sein?“ „Damit irritieren sie ab und zu ältere Kollegen“, sagt Sonja Striebel lachend. „Aber wir wollen ja Mitarbeiter, die mitdenken.“ Dass sich die befragten Unternehmensvertreter positiv über die Azubis äußern, liegt auch daran: Ihre Arbeitgeber sind meist Großunternehmen. Bei diesen bewerben sich mehr Schulabgänger als bei Kleinunternehmen. Also können sie bei der Bewerber-Auswahl schärfere Kriterien anlegen.Rudolf Welcker von der circa 100 Mitarbeiter zählenden Weseler Teppich GmbH lässt dieses Argument aber nur bedingt gelten: „Wie gut meine Mitarbeiter sind, hängt auch davon ab, welche Bedeutung ich der Personalsuche und -auswahl beimesse.“ So muss zum Beispiel jeder neue Mitarbeiter mindestens drei Auswahlgespräche durchlaufen. Und wenn die Personalverantwortlichen danach trotzdem das Gefühl haben, es sei kein passender Bewerber dabei? „Dann starten wir eben ein zweites Such- und Auswahlverfahren.“Dass sie aufgrund des demografischen Wandels bei der Suche nach guten Azubis und Mitarbeitern einen längeren Atem brauchen, das haben Großunternehmen erkannt. Sie pflegen deshalb einen engen Kontakt mit den für sie relevanten Schulen – unter anderem mit Infotagen und Schnupperpraktika für deren Schüler. Denn mittelfristig, so Hiltmann, „müssen die guten Schulabgänger sich nicht bei uns, sondern wir uns bei ihnen bewerben“. oh

Ausbildung & Beruf

26.01.2018 15:00 Uhr

Schulabgänger sind heute selbstbewusst, sprachbegabt und versiert im Umgang mit neuen Medien

Azubis besser als ihr Ruf-2
Azubis sind oft besser als ihr Ruf: Selbstbewusst, sprachbegabt und versiert im Umgang mit den neuen Medien sind junge Menschen für jedes Unternehmen eine Bereicherung. Foto: Thinkstock

So nehmen Auszubildende Feedback richtig an

Sachliche und begründete Kritik sowie interessiertes Nachfragen sorgen für ein angenehmes Miteinander im Team

„Du arbeitest schlampig“ oder „Dein Auftreten ist unsouverän“: Manches Feedback hört kein Auszubildender gern. „Feedback ist immer auch die Chance, etwas zu lernen“, sagt die Kommunikationstrainerin Hanne Stein. Fünf Tipps gilt es dabei zu beachten:

- Das Gegenüber ausreden lassen: Viele haben den Impuls, sich bei Kritik zu rechtfertigen, sagte Stein. Anstatt den Feedback-Geber in Ruhe seinen Eindruck schildern zu lassen, unterbrechen ihn viele und geben Erklärungen ab. Jugendliche sollten aber versuchen, erst einmal zu verstehen, wie sie rübergekommen sind. Dass es dafür Gründe gab, ändert nichts an dem Eindruck, den sie hinterlassen haben.

- Nachfragen stellen: Aus Feedbacks können Auszubildende nur lernen, wenn sie sie auch richtig verstanden haben, sagt Stein. Deshalb sollten sie Nachfragen stellen, damit es keine Missverständnisse gibt. Kommt die Ansage, dass sie schlampig arbeiten, könnten sie fragen: „Was verstehen Sie denn genau unter schlampig?“ oder „Auf welche Situation beziehen sie sich?“ Natürlich gilt für den Ausbilder genauso, seine Kritik mit Argumenten zu begründen.

- Feedback kritisch hinterfragen: Bevor Jugendliche das Feedback umsetzen und ihr Verhalten ändern, sollten sie eine zweite Meinung einholen. Unter Umständen vertritt der Feedback-Geber eine Einzelmeinung. Wer hört, dass er schlampig arbeitet, könnte bei anderen noch einmal nachhören: Findet ihr das auch?

- Selbstkritisch sein: Gleichzeitig müssen Jugendliche ihr eigenes Verhalten aber kritisch reflektieren, meint Stein. Manche neigten dazu, das Feedback abzutun nach dem Motto: „Der meckert sowieso immer.“ Mit solchen Pauschalierungen machten Jugendliche es sich zu leicht.

- Sich bedanken: Auch wer überwiegend negatives Feedback bekommt, sollte sie sich dafür bedanken. Im Lauf der Ausbildung gebe es viele solcher Gespräche, gibt Stein zu bedenken. Jugendliche sollten dazu beitragen, dass die Stimmung angenehm bleibt. tmn