Anzeige

Praktika öffnen den Blick hinter die Kulissen|Ausbildung & Beruf

Praktika öffnen den Blick hinter die Kulissen

26.01.2018

„Hauptsache, ich bekomme die Praktikumsbescheinigung“ – nach dieser Maxime agieren Schüler oft, wenn sie eine Stelle für ein vorgeschriebenes Praktikum suchen. Dadurch verspielen sie so manche Chance, die ihnen Praktika bieten. Praktika im Lebenslauf erhöhen die Chance, einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz zu erhalten – das wissen heute fast alle Schüler und Studenten. Denn inzwischen sind in den Lehrplänen der meisten Schulformen in fast allen Bundesländern Berufspraktika vorgesehen.Ähnlich verhält es sich bei vielen Bachelor- und Master-Studiengängen. Hier ist ein mehrmonatiges Praktikum oft sogar Voraussetzung, um einenStudienplatz zu erlangen. Doch worauf sollte man bei der Wahl des Praktikumsplatzes achten? Wichtig ist laut Joachim Schönberger von der Personalberatung Conciliat, Stuttgart, zunächst, das vorgeschriebene Praktikum nicht als lästige Pflicht zu sehen und die Suche einer Praktikumsstelle entsprechend lax anzugehen. Gerade bei Schülern registriert der Karrierecoach oft, dass sie, wenn die Eltern nicht steuernd eingreifen, bei der Suche nach der Maxime agieren: Wo bekomme ich am einfachsten eine Zusage? Mit der Konsequenz: Sie absolvieren ihre Praktika in Berufsfeldern, die ihren Neigungen nicht entsprechen. Oder in Betrieben, wo sie nur den Angestellten über die Schulter schauen können. Die Folge: Sie erleben das Praktikum als langweilig oder bestenfalls als „willkommene Auszeit von der Schule“.Nicht selten absolvieren Schüler ihre Praktika auch, ohne sich zu bewerben, im elterlichen Betrieb oder bei Bekannten – was ihnen keinen realistischen Einblick in die Arbeitswelt gewährt. Deshalb sollten solche Praktikumsplätze laut Schönberger „nur in Ausnahmefällen“ gewählt werden.Checken sollte man im Vorfeld: Kann der Schüler in dem Betrieb Tätigkeiten verrichten, die er als sinnvoll erfährt, und bei denen er stolz auf das Geleistete ist? Das ist tendenziell eher in Kleinbetrieben der Fall, da diese nicht so arbeitsteilig wie Konzerne organisiert sind. Inzwischen bieten jedoch auch zahlreiche Großunternehmen „Schnupper-Praktika“ für Schüler an, die didaktisch so konzipiert sind, dass sie bestimmte Ziele erreichen können. Um diese Praktikumsstellen muss man sich aber frühzeitig bewerben, denn sie sind begehrt.Auch potenzielle Studenten suchen die Stellen für ihre vorgeschriebenen Praktika oft nach der Maxime: Was verursacht mir den geringsten Stress? Und wichtig ist ihnen primär, die benötigte Praktikumsbescheinigung zu bekommen. Ein solches Verhalten bezeichnet Schönberger als „kurzsichtig“. Denn Praktika böten Studierenden nicht nur die Chance, Praxiserfahrung zu sammeln und zu klären, inwieweit eine berufliche Tätigkeit zu ihnen passt. In ihnen erhielten sie auch ein Feedback, welches Wissen und Können sie noch brauchen, um in einem Beruf erfolgreich zu sein. Ein solches Feedback erachtet Schönberger gerade bei „höheren Semestern“ als „extrem wichtig“, weil viele Studiengänge an den Hochschulen noch sehr praxisfern sind.Generell gilt: Praktika sind gut, doch nicht die Masse macht’s. So registrieren die Personalverantwortlichen zwar, wie viele Praktika ein Bewerber absolviert hat. Viel mehr interessiert sie aber: Wo wurden diese absolviert? Dabei ist jedoch weniger der Unternehmensname von Interesse als die Branche beziehungsweise der Unternehmensbereich, in dem der Praktikant tätig war.Die Personalverantwortlichen interessiert auch: Was machte der Praktikant konkret? Deshalb empfehlen Personalcoaches: „Praktikumsbescheinigungen sollten wie Arbeitszeugnisse eine Beschreibung enthalten, welche Tätigkeiten der Praktikant ausgeübt und welche Erfahrungen er gesammelt hat.“ Zudem sollte aus ihnen hervorgehen, welche Erfahrung der Arbeitgeber mit dem Praktikanten gemacht hat. Hat ein Bewerber mehrere Praktika absolviert, achten die Personalbetreuer auch darauf: Ist in deren Abfolge eine persönliche Entwicklungslinie erkennbar? Folgen zum Beispiel auf die ersten Praktika, die primär der Berufsorientierung dienen, Praktika, die bereits eine berufliche Schwerpunktsetzung erkennen lassen?Denn es wirkt wenig glaubwürdig, so Imkamp, wenn ein frischgebackener Betriebswirt in seiner Bewerbung schreibt „Ich interessiere mich seit Jahren für die Arbeit in einer Bank“, aber noch nie für eine Bank tätig war. Oder wenn ein Informatiker, reagierend auf eine Stellenanzeige, schreibt „Ich habe Erfahrung mit Großrechnern und der Programmiersprache Cobol“, obwohl er seine Praktika bei Unternehmen machte, die ausschließlich mit Client-Server-Systemen arbeiteten.Deshalb appelliert Schönberger insbesondere an Studenten: „Sucht euch eure Praktikumsplätze gezielt.“ Denn die Praktika geben, wenn ein Unternehmen die Wahl zwischen mehreren interessanten Hochschulabsolventen hat, oft den Ausschlag, welcher Bewerber zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird.Und in den Gesprächen selbst hinterlassen die Bewerber mit Praxiserfahrung meist einen besseren Eindruck. oh

Ausbildung & Beruf

26.01.2018 15:00 Uhr

Auswahl des Berufsfeldes sollte entsprechend der persönlichen Neigungen erfolgen

Praktika öffnen den Blick hinter die Kulissen-2
Die Aufregung ist groß, wenn man sich im Vorstellungsgespräch zum ersten Mal den künftigen Chefs präsentiert. Foto: Thinkstock