Der Klimawandel lässt in den kommenden Jahren noch trockenere und heißere Witterungsphasen erwarten, die den Bäumen in den heimischen Wäldern zu schaffen machen werden. Deshalb kommt der Wahl der richtigen Baumarten auf dem jeweiligen Standort künftig eine noch entscheidendere Rolle zu, erklärt die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) und passt nun die vor 30 bis 40 Jahren erstellten forstlichen Standortkarten an.
In einem Großprojekt werden die alten Karten und Standortgutachten digitalisiert und flexibel gestaltet, damit sie sowohl die aktuellen Standortbedingungen im Jahr 2024 als auch die künftig zu erwartenden Standortbedingungen abbilden können. Dieses Projekt findet in Kooperation mit dem Verein für forstliche Standortserkundung e. V. (VfS) und den Waldbesitzervereinigungen (WBV) und Forstbetriebsgemeinschaften (FBG) statt.
Die künftigen Boden- und Klimabedingungen kennen
Der nahezu überall in Bayern dringliche Waldumbau setzt laut LWF eine möglichst genaue Kenntnis der heutigen und der künftigen Bodenund Klimabedingungen voraus. „Ein im letzten Jahrtausend noch gut wasserversorgter Waldstandort ist bereits heute oft deutlich trockener. Aufgrund der galoppierenden Klimaerwärmung werden sich viele Waldstandorte in den kommenden Jahrzehnten noch weiter stark verändern“, so LWF-Präsident Dr. Peter Pröbstle.
„Als Waldbewirtschaftende müssen wir wissen, ob auf unseren Waldstandorten auch in einigen Jahrzehnten noch Mischwälder mit Fichtenund Tannenanteilen gedeihen können, oder ob wir bereits heute auf Buche, Eiche oder sogar auf ganz neue Baumarten setzen müssen“, ergänzt Josef Ziegler, der Vorsitzende der Waldbesitzervereinigung Cham-Roding und Präsident des Bayerischen Waldbesitzerverbandes.
Seit den 1980er Jahren wurden in Bayern mit finanzieller Unterstützung des Freistaats die Waldstandorte auf ihre Eignung für die verschiedenen Baumarten untersucht. Mit Spaten, Hammer und Bohrstock waren unzählige Standortkartierer über mehrere Jahrzehnte in den bayerischen Wäldern unterwegs.
Flächendeckende Kartierung
Dabei bestimmten sie die Bodenart, den Stein- und Humusanteil und vieles mehr. Daraus leiteten sie Nährstoffausstattung und Wasserspeicherfähigkeit des Waldbodens ab. „Das war seinerzeit ein unvergleichlicher Kraftakt“, so Dr. Pröbstle. Mit der Weiterentwicklung die Altkartierungen nehme Bayern eine Vorreiterrolle ein. Gemeinsam wollen die forstlichen Zusammenschlüsse, der Verein für Standorterkundung sowie die LWF die alten Standortinformationen zukunftsfähig weiterentwickeln. Das Besondere an diesem Projekt sei die Freiwilligkeit: Im kleineren und mittleren Privatwald setze die Weiterentwicklung die Einwilligung und Mitwirkung der Waldbesitzervereinigungen (WBV) und Forstbetriebsgemeinschaften (FBG) voraus. red