Ein kleines Drama spielt sich beim Einsteigen ab. Eine Sitzreihe ist nicht da, wo sie sein sollte. Ein älteres Paar hat keinen Platz. Jedenfalls nicht die durch die Buchung vorgesehenen Sitze. Skandal! Neue Plätze werden gefunden, alle sind erleichtert. Die Busreise kann losgehen. Diese gemeinhin belächelte Reiseform wird oft unterschätzt, bietet sie doch viele Vorteile.Kein Anreise-StressKomfort heißt bei einer Busreise nicht nur bequeme Sitze. Denn einige Veranstalter bieten statt zentralem Startpunkt sogar die Abholung zu Hause an. Ein Zubringer fährt die Reisenden und ihr Gepäck direkt zum Bustreffpunkt und wieder zurück – gerade für ältere oder auch mobilitätseingeschränkte Urlauber ein Argument für eine Busreise. „Gerade in ländlichen Regionen wird dieser Service sehr viel genutzt“, sagt Nina Jaschke, Referentin für Touristik und Statistik vom Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (bdo) in Berlin. So können auch die mobil sein, die keinen Führerschein haben oder sich eine weite Anfahrt nicht zutrauen.Die Daten der FUR-Reiseanalyse 2019 bestätigten laut Philipp Wagner von der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) die Wichtigkeit des Komforts einer Busreise. Ältere Reisende schätzten besonders die unkomplizierte Anreise ohne große Umstiege oder Anschlusssorgen und den Vorteil beim Gepäcktransport.
Die Organisation übernehmen andere
Busreisen zu allen möglichen Zielen im In- und Ausland lassen sich bei einer Vielzahl von Anbietern buchen. Man muss sich dabei um nichts kümmern. Reiseführer wälzen, Entfernungen einschätzen, Stadtbesichtigung planen, Öffnungszeiten nachschlagen: alles möglich, aber nicht nötig bei einer organisierten Busreise. Nicht nur Senioren schätzen es, sich einmal um nichts kümmern zu müssen. Die Gäste bekämen ein Rundum-Sorglos-Paket, wirbt Jaschke.
Besonders interessant sind kombinierte Reisen, die einen freien Tag am Zielort beinhalten. Wer nach durchgeplanten Tagen nun freie Zeit hat, kann bummeln oder sich auf eigene Faust ein Ziel erobern. Anfänger nehmen sich dabei zu viel vor.
Eine Reiseform für jedes Alter
Obwohl auch viele jüngere Reisende den Bus für Schulfahrten oder Eventreisen nutzen, bilden Senioren nach wie vor die größte Zielgruppe für den Busreisemarkt, wie Wagner bestätigt. Das Durchschnittsalter des Busurlaubsreisenden lag im vergangenen Jahr bei 59,9 Jahren. Aber deshalb als jüngerer Urlauber nicht mitfahren? Quatsch. Schon die Busfahrt kann spannend, lehrreich, kommunikativ und inspirierend für jeden sein.
Die Gemeinschaft im Bus hält zusammen. Man hilft sich gegenseitig beim Ein- und Aussteigen und Wiederfinden des Busparkplatzes nach einer Pause. Nicht immer ganz einfach, wenn auf dem Rastplatz gleich mehrere Busse stehen. Einige Passagiere steuern zielstrebig die erste geöffnete Bustür an, können von Mitreisenden aber noch rechtzeitig vor der Fahrt an ein unbekanntes Urlaubsziel gerettet werden.
Der Bus ist umweltfreundlich
Philipp Kosok, Sprecher beim alternativen Verkehrsclub Deutschland (VCD), kritisiert die Billigpreispolitik im Flugverkehr – und hebt die gute Klimabilanz von Reisebussen hervor: „Ähnlich wie beim Bahnverkehr entstehen bei der Busreise deutlich weniger Emissionen als durch eine Autofahrt oder mit dem Flieger.“ Kleiner Wermutstropfen: Wer sich für eine Busreise entscheidet, muss jen ach Ziel und Verkehr mehr Zeit einplanen. Zähe Stunden auf der Autobahn lassen sich aber mit einem guten Buch, Musik oder Plaudereien überbrücken.
Busreisen bringen Menschen zusammen
Busreisen sind beliebt bei Paaren und kleineren Gruppen. Doch nicht alle Doppelsitze sind besetzt. „Viele Alleinstehende wissen sehr zu schätzen, dass sie ihre Erlebnisse teilen können“, sagt Jaschke.
Besonders auf längeren Reisen lassen sich in der Gruppe neue Kontakte über alle Altersgrenzen hinweg finden – sofern man das möchte. „Busreisende sind zumeist überdurchschnittlich kontaktfreudige und soziale Menschen, die gerne neue Leute kennen lernen“, bestätigt Tourismusforscher Wagner. Die soziale Komponente sei auch ein Grund, warum Gäste diese Reiseform auswählten, ergänzt Nina Jaschke. Die Tage verfliegen, die Eindrücke bleiben. Und weil man nicht auf die Straße achten muss, blättert man auf der Rückfahrt wieder durch den Katalog. So manch einer träumt schon von der nächsten Busreise. dpa