Noch gilt ein großer Firmenwagen als Statussymbol. Doch die Mobilität wandelt sich. So mancher Berufstätige sattelt um und nimmt öfter mal das Rad für den Weg zum Job. Das bringt die Fahrrad-Branche in Schwung. Strampeln und schwitzen in Anzug und Krawatte war früher. Wer heute bequem mit dem Rad zum Büro fahren und auch Steigungen spielend meistern will, kann auf Pedelecs und E-Bikes setzen. Als Diensträder mit eingebautem Rückenwind finden sie immer mehr Anhänger, das kurbelt auch den Fahrrad-Markt in Deutschland an. Von der Straße verdrängen werden sie das Heer von Dienstwagen zwar vorerst sicher nicht – aber das Umdenken hat begonnen. Das hat auch die Messe E-Bike-Days gezeigt, die am vergangenen Wochenende im Münchner Olympiapark stattgefunden hat. Die Besucher konnten dort auch viele Modelle zu Testfahrten ausleihen. Mehr als 1500 Arbeitgeber hat ein bei der Messe vertretenes Unternehmen, das Dienstrad-Leasingsangebote an Firmen und Arbeitnehmer vermittelt, bereits deutschlandweit für sein Modell gewonnen, darunter auch den Software-Riesen SAP: Seit gut einem Jahr können Mitarbeiter des Dax- Konzerns mit festem Arbeitsvertrag ein Dienstrad leasen – und auf Wunsch gibt es ein zweites Rad für ein Familienmitglied dazu. Wann und wie sie die Räder nutzen, bleibt ihnen dabei selbst überlassen – ob für Arbeitsweg, beim Einkaufen oder nur für den Ausflug ins Grüne. Rund 1100 der berechtigten rund 17000 SAP-Mitarbeiter in Deutschland nutzen das Angebot mittlerweile. Auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club, der gerade die diesjährige Initiative „Mit dem Rad zur Arbeit“ gestartet hat, findet die Entwicklung ermutigend. „Man wird mit einem Dienstfahrrad aus einem Hardcore-Autofahrer keinen Hardcore-Radfahrer machen“, sagt ADFC-Sprecherin Stephanie Krone. Wenn aber etwa über Firmenprogramme mehr Menschen die Vorzüge des Radelns für sich entdecken und ihre Erfahrungen auch an andere weitergeben, sei schon viel gewonnen.
E-Bikes & Pedelecs voll im Trend
21.06.2016 12:00 Uhr
Zwar werden Diensträder den Firmenwagen als Statussymbol nicht verdrängen – aber sie kommen gut an
2012 nahm laut Statistik „Verkehr in Zahlen“ gut ein Zehntel der Berufstätigen in Deutschland für den Weg zum Job das Rad – aktuellere Daten gibt es nicht. Aber: Die Zahl der Kombinierer, die sich zumindest für einen Teil des Arbeitswegs auf den Fahrradsattel schwingen, wächst, und auch die Strecken werden länger. Von der Entwicklung profitieren auch die Hersteller. Im vergangenen Jahr kletterten die Umsätze mit Fahrrädern und E-Bikes um satte zwölf Prozent auf gut 2,4 Milliarden Euro. Etwa jedes achte der 4,35 Millionen verkauften Räder war ein E-Bike. Längst sind die Elektroräder nicht mehr nur etwas für ältere Herrschaften. „Die Zielgruppen werden jünger und sportlicher und gerade das E-Mountainbike erfreut sich immer größerer Beliebtheit“, heißt es beim Zweirad-Industrie-Verband. Auch im Handel gelten Pedelecs und E-Bikes als Treiber: „Sowohl in Ballungsräumen als auch im ländlichen Raum wird das E-Bike zu einer preiswerten Kfz-Alternative“, sagt Uwe Krüger vom Institut für Handelsforschung in Köln.
Um noch mehr Menschen für das Rad zu begeistern – auch für das Dienstrad – müssten Bund, Länder und Kommunen aus Sicht des ADFC für eine sichere und komfortable Rad-Infrastruktur und gute Abstellmöglichkeiten sorgen. Fast die Hälfte der Radler fühle sich im Verkehr nicht sicher. „Ganz zu schweigen von denen, die sich wegen des bedrohlichen Autoverkehrs erst gar nicht auf das Rad trauen. Und niemand will ein 1000-Euro-Rad an einem Bauzaun anschließen müssen.“ dpa
Frisiertes Pedelec
Wer die Leistung seines Elektrofahrrades steigert, braucht dafür eine Betriebserlaubnis einer Prüfstelle. Darauf verweist der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Die Hürden, diese Erlaubnis für ein selbst frisiertes Bike zu bekommen, seien allerdings hoch. Außerdem entfalle die Garantie des Herstellers. In den Augen des Gesetzgebers ist es kein Fahrrad mehr, sondern gilt als Kleinkraftrad. dpa