Hilpoltstein/Roth – Insgesamt schon mehr als 60 000 Ausdauersportler sind seit dem Ende der 1980er-Jahre zu den Ironman- oder Challenge-Rennen in den Landkreis Roth gekommen. Bei den meisten von denen, die sich im Lauf der Zeit über die 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen kämpften, brannten sich vor allem drei Stationen des langen Wettkampftages ins Gedächtnis ein: Die spannungsgeladene Atmosphäre beim Start am Main-Donau-Kanal, der Zieleinlauf in Roth, der alle Strapazen vergessen lässt, und dazwischen der Solarer Berg in Hilpoltstein, der für viele sogar als der absolute Höhepunkt des Roth-Abenteuers gilt.
Was diesen nicht mal tausend Meter langen und weniger als zehn Prozent steilen Anstieg zu einem der größten Sehnsuchtsorte in der Welt des Ausdauersports gemacht hat, ist die schiere Wucht der Eindrücke, die hier auf die Athleten einprasselt. Schon ein paar hundert Meter vorher, am Hilpoltsteiner Ortsschild am Ende der Heidecker Straße, ist für die heranrollenden Athleten der „Roar“ zu hören, das Dröhnen der Lautsprechern und der Rasseln. Und wer dann an der Abzweigung zur Hilpoltsteiner Altstadt um die Kurve kommt, fährt plötzlich einer wabernden Wand entgegen. Einer Masse an Zuschauern, von der die Triathleten regelrecht verschluckt und in einer schmalen Gasse nach oben getrieben werden. Ein Orkander Begeisterung, der nicht wenigen Teilnehmern vor Glück die Tränen in die Augen schießen lässt.
Wer also weiß, wie viel den Athleten dieser legendäre Anstieg bedeutet, der bekommt eine gute Vorahnung davon, was dem Challenge-Triathlon in diesem Jahr wohl schmerzlich fehlen wird. Denn der Wettkampf macht heuer zum ersten Mal einen Bogen um Hilpoltstein und den Solarer Berg. Nicht etwa freiwillig, sondern notgedrungen. Die frühzeitige Verlegung des Wettkampfs vom Juli in den September kam nämlich den Planungen des Staatlichen Bauamts in die Quere, das für Mitte Juli den Beginn der Großbaustelle am Kränzleinsberg festgelegt hat. Auf mehreren hundert Metern Länge wird seitdem die Staatsstraße in Richtung Heideck begradigt und tiefergelegt.
Doch gerade für ein Challenge-Rennen unter Pandemiebedingungen ist der Wegfall des Anstiegs am Solarer Berg nicht nur Fluch, sondern auch Segen. Denn so kann der Veranstalter automatisch verhindern, dass es zu einer ungewollten Menschenansammlung am unter Triathleten geradezu kultisch verehrten Solarer Berg kommt.
Die gesamten Streckenänderungen, die mit der Großbaustelle am Hilpoltsteiner Kränzleinsberg und anderen Baumaßnahmen einhergehen, fallen aber gravierender aus, als es vielen Triathleten lieb sein wird. Denn so weicht der Kurs am kommenden Sonntag auf rund 25 Kilometern von der Traditionsstrecke durch den südlichen Landkreis Roth ab.
Los geht es mit den Umfahrungen schon nach 20 Kilometern im Sattel, weil es wegen der Dauerbaustelle am Thalmässinger Dorner-Eck nicht auf direktem Weg von Alfershausen nach Thalmässing geht, sondern erstmals über Stetten.Neu ist dann auch, dass es in Obermässing nicht weiter über Hagenbuch und Weinsfeld in Richtung Eysölden geht, sondern über Untermässing und Offenbau.
Kurz vor Eysölden, von wo es normalerweise nur noch zehn Kilometer zum Solarer Berg sind, zweigen die Challenge-Triathleten dann ab und rollen über Mindorf und Jahrsdorf nach Grauwinkl, von wo es auf gewohnten Wegen über Pierheim, Mörlach und Hilpoltstein zurück zum Main-Donau-Kanal geht.
Immerhin blieb Challenge-Chef Felix Walchshöfer noch von einer zusätzlich drohenden Streckenänderung verschont. Die Brückensanierung in Eckersmühlen wurde rechtzeitig fertig. Der direkte Weg zur zweiten Wechselzone nach Roth ist damit frei. Allerdings hat der Radkurs jetzt nur 170 statt der 180 geforderten Kilometer. Jegliche Rekordzeiten sind deshalb am Sonntag von vornherein ausgeschlossen. HK, Jochen Münch