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Die Momente danach|Nach dem Tod eines Angehörigen steht die Welt still

Die Momente danach

Ein letztes Mal die Hand halten: Nach dem Tod eines geliebten Menschen haben einige Angehörige das Bedürfnis danach, für andere ist das unvorstellbar. Foto: Mascha Brichta, dpa

Ein letztes Mal die Hand halten: Nach dem Tod eines geliebten Menschen haben einige Angehörige das Bedürfnis danach, für andere ist das unvorstellbar. Foto: Mascha Brichta, dpa

05.10.2024

Wenn alte oder sehr kranke Menschen sterben, ist das meist absehbar. Der Moment, in dem es passiert, überfordert Angehörige dennoch. Wie verhalte ich mich richtig? Gibt es „richtig“ überhaupt? „Die wenigsten Menschen sterben zu Hause“, sagt Karin Scheer. Sie leitet die Hospizarbeit im Uniklinikum Essen und ist Vorstandsmitglied im Deutschen Hospiz- und PalliativVerband. Im Interview spricht die Trauerfachfrau darüber, wie Angehörige mit dieser Ausnahmesituation umgehen.

Frau Scheer, was ist das für ein Spektrum an Gefühlen in diesen Momenten nach dem Tod eines Angehörigen?

Karin Scheer: Wenn man dabei ist, wie ein geliebter Mensch aufhört zu atmen, ist das wie ein Schock. Ganz normal ist das Gefühl, nicht mehr zu wissen, wo oben und unten ist, ganz aufgeregt zu sein. Man ist sozusagen „out of order“ und in einer Unruhe, bekommt auch Ängste. Es können einem ganz viele praktische Fragen durch den Kopf schießen: Wen muss ich benachrichtigen, habe ich einen Bestatter, wer macht die Beerdigung, wer versorgt mich jetzt finanziell? Dann ist es gut, wenn man sich vielleicht vorher schon über einiges Gedanken gemacht hat, sich auch manches aufgeschrieben hat, was zu tun ist, weiß, wen man jetzt anrufen kann.

Was ist in so einem Fall zu tun?

Scheer: Ist ein Mensch eines natürlichen Todes zu Hause gestorben, braucht man keine Polizei. Man ruft den Hausarzt an, der kommt und die Todesbescheinigung ausstellt. Das kann, muss man aber nicht sofort tun. Der Tod muss innerhalb von 36 Stunden bescheinigt werden, auch der Bestatter sollte innerhalb dieser Zeit angerufen werden. Ist aber jemand etwa in der Nacht gestorben, würde ich ja direkt noch gar keinen erreichen. Vielleicht möchte ich aber jemanden aus der Nachbarschaft oder der Verwandtschaft anrufen, damit ich nicht alleine bin. Stirbt jemand nicht zu Hause, sondern in einem Heim oder Hospiz, ist jemand da, der sich auskennt und helfen kann.

Welche Rituale können in der Zeit nach dem Tod eines Angehörigen helfen?

Scheer: Früher waren die Menschen mehr in kirchliche Bezüge eingebunden. Da kam der Pfarrer und es gab Rituale, die man auch braucht, um die Situation zu meistern.

Stirbt jemand zum Beispiel auf einer Palliativstation oder in einem Hospiz, können Angehörige in vieles miteinbezogen werden. Man kann zum Beispiel die Haare des oder der Verstorbenen kämmen, ihn oder sie waschen, den Raum schön herrichten, gegebenenfalls einen Bibelvers aufstellen, den der- oder diejenige immer gerne mochte. Entscheidend ist natürlich auch, ob es einen bestimmten kulturellen oder religiösen Hintergrund gibt.

Ist im Grunde erlaubt, wonach ich mich fühle, wenn jemand gestorben ist?

Scheer: Es ist alles möglich, entscheidend ist, was ich möchte und kann. Manche bleiben die Nacht noch im selben Zimmer mit dem Partner, verabschieden sich mit einem Kuss. Andere brauchen erst einmal einen Moment Ruhe für sich, um überhaupt zu überlegen, was genau sie jetzt wollen. Für die einen ist es gut, in einer Umarmung noch in großer Nähe zu sein, andere sagen: „Ich halte das nicht mehr aus.“

Beides ist in Ordnung. Es ist wichtig, das zu tun, was für einen selbst richtig ist, egal, wie die Umwelt das vielleicht findet. dpa

Mit der Vorsorge nicht zu lange warten

Mit der Vorsorge für die eigene Bestattung lassen sich die meisten Menschen Zeit - der Gedanke an den eigenen Tod ist schließlich kein Thema, mit dem man sich allzu gerne auseinandersetzt. Dabei gibt es mehrere Gründe, warum man damit nicht zu lange warten sollte. Punkt eins: Die Kosten für eine Bestattung können je nach Art und Umfang stark variieren. Durch eine frühzeitige Planung und Absicherung können sie besser kalkuliert und finanziell abgesichert werden. Punkt zwei: Wer frühzeitig seine persönlichen Wünsche für die eigene Bestattung festlegt, stellt sicher, dass sie auch umgesetzt werden. Punkt drei und vielleicht der wichtigste: Mit einer Bestattungsvorsorge entlastet man seine Angehörigen von Entscheidungen und finanziellen Belastungen in einer emotional schwierigen Zeit. Anders als ein Sparbuch gehört diese Vorsorge zum Schonvermögen und muss nicht für andere Zwecke angetastet werden, denn sie dient nur der Finanzierung der Bestattungskosten. djd