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Wenn etwas schiefläuft|Start in das Berufsleben

Wenn etwas schiefläuft

19.09.2018

36,3 Prozent der deutschen Auszubildenden machen regelmäßig Überstunden – und mehr als jeder Zehnte muss „häufig“ oder „immer“ ausbildungsfremde Tätigkeiten ausüben. Das geht aus dem Ausbildungsreport 2018 des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hervor. Ausbildungsfremde Tätigkeiten sind dabei gar nicht so leicht zu definieren: Putzen kann gerade im Lebensmittelbereich durchaus zu der Ausbildung gehören. „Doch eine Grenze ist beispielsweise dann überschritten, wenn eine Veranstaltungskauffrau im Hotel regelmäßig Minibars auffüllen und Gläser spülen muss“, sagt Daniel Gimpel von der DGB-Jugend. Denn dies gehört nicht zu ihrer Tätigkeit. Generell sollten Azubis sich fragen: Ist eine Tätigkeit für den erlernten Beruf relevant oder nicht? Zu Überstunden sind Auszubildende generell nicht verpflichtet. Sie können sich diesen also komplett verwehren. Allerdings fällt das vielen Lehrlingen schwer, da sie sich in einem Abhängigkeitsverhältnis befinden. In jedem Fall sollten sie darauf achten, dass die Stunden vergütet oder ausgeglichen werden. Ebenso verhält es sich mit der Erreichbarkeit. Von 54,4 Prozent der Azubis erwartet der Ausbilder laut dem Bericht, dass sie in der Freizeit mobil erreichbar sind. „Auch dies muss der Azubi nicht hinnehmen“, sagt Gimpel. „Und wenn, dann muss auch hier ein Zeitausgleich erfolgen oder die Zeit der Erreichbarkeit vergütet werden.“ Schichtarbeit, überlange Ausbildungstage und unregelmäßige Arbeitszeiten seien „belastend und hinderlich für Lernerfolge“. Darunter leide letztlich auch die Ausbildungsqualität. Läuft in der Ausbildung etwas falsch, sollten Azubis sich generell zunächst an ihren Chef wenden. „Lässt sich das Problem nicht lösen, können sie sich anonym beim Betriebsrat oder der Jugendvertretung des Betriebs beraten lassen“, rät der DGB. In kleineren Betrieben gibt es diese Institutionen allerdings oft nicht. Dann sind die Industrie und Handelskammern gute, diskrete Ansprechpartner. dpa

Start in das Berufsleben

19.09.2018 14:00 Uhr

Werden Azubis für Hilfsarbeiten missbraucht, können sie sich wehren

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Wenn ein Büroangestellter immer putzen muss, ist das eine ausbildungsfremde Tätigkeit.Foto: GettyImages

Konkrete Ziele vereinbaren

Was tun, wenn im Laufe der Ausbildung die Motivation nachlässt? Konkrete Ziele mit dem Ausbilder zu vereinbaren, kann da Abhilfe schaffen.Daraufweist das Portal „Stark für Ausbildung“ hin. Azubi und Unter weiser sollten besprechen, welche Art von Herausforderung und Unterstützung der Lehrling möchte. Ideal sind zwei oder drei kleinere Ziele mit einer Mischung aus leichten und schwierigen Aufgaben. Dadurch kann der Ausbilder die Möglichkeiten und Grenzen des Azubis einschätzen und besser auf ihn eingehen. Wünschen sich Azubis mehr Unterstützung, ist ein Pate im Betrieb sinnvoll. dpa

Wenige gehen ins Ausland

Zum Lernen ins Ausland gehen – das steht nicht nur Studenten offen, sondern auch Azubis. Bisher legen allerdings eher wenige eine Auslandsstation in der Ausbildung ein: 5,3 Prozent der Lehrlinge in Deutschland haben dies 2017 mit dem Förderprogramm Erasmus+ getan, teilt das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) mit. Das sind immerhin deutlich mehr als früher: 2010 lag die Quote mit 2,4 Prozent nur etwa bei der Hälfte. Das beliebteste Ziel in Europa ist Großbritannien, gefolgt von den Niederlanden und Frankreich. Außerhalb von Europa steht die USA auf dem ersten Rang. dpa

Tipps für Schulabgänger: So punktet man beim Arbeitgeber
- Weniger, aber qualifiziert: Lieber wenige qualifizierte Bewerbungen schreiben, als sich mit einem Standardschreiben bei vielen Unternehmen bewerben.

- Informationen sammeln: Vor dem Verfassen einer Bewerbung sollte man sich im Internet über das Unternehmen informieren, bei dem man sich bewerben möchte – ebenso über den angestrebten Ausbildungsberuf und über Themen, mit denen das Unternehmen arbeitet,wie Tagesaktuelles aus Politik und Wirtschaft. Denn danach wird in Bewerbungsgesprächen gern gefragt.

- Praktika absolvieren: Man sollte, wenn möglich, vorab passende Praktika absolvieren. Denn je klarer die Vorstellung vom angestrebten Beruf ist, umso leichter fällt das Bewerben und desto sicherer bekommt man einen Ausbildungsplatz.

- Engagement: Die Personalabteilungenmessen den „Kopfnoten“ in den Schulzeugnissen (für Verhalten und Mitarbeit) eine hohe Bedeutung bei. Sie dienen ihnen als Indikator für das Engagement und die Teamfähigkeit eines Bewerbers. Und die Fehltage? Sie sind für die Unternehmen ein Indiz, wie zuverlässig und belastbar ein Bewerber ist. 

- Schlüsselqualifikationen: Den Unternehmen sind auch die berühmten Schlüsselqualifikationen wichtig. Sie wollen wissen, wie lern-, team- und kommunikationsfähig ein Bewerber ist und wie eigenverantwortlich er Aufgaben löst.Hierauf sollte im Anschreiben eingegangen werden.

- Kleidung: Durch die Kleidung, die bei Bewerbungsgesprächen getragen wird, kann signalisiert werden, dass man reif für den Eintritt in die Arbeits- und Erwachsenenwelt ist.

- Anschreiben: Den Entwurf des Anschreibens sollten vor dem Abschicken schreiberfahrene Erwachsene gegenlesen. Denn für die Unternehmen sind die Anschreiben eine Art „erste Arbeitsprobe“ – gerade bei Büroberufen.

- Beweggründe: Man sollte sich eine glaubhafte Begründung dafür überlegen, warum man sich gerade für den Beruf x interessiert und sich beim Unternehmen y beworben hat. DK

Mit Fehlern offen umgehen

Irgendetwas geht immer mal schief – das gilt für Auszubildende wie für Profis. Um konstruktiv aus Fehlern zu lernen, sollten Azubis offen und lern bereit mit ihren Missgeschicken umgehen. Darauf weist die Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM) im Rahmen ihres Präventionsprogramms „Fehlerkultur“ hin.

Azubis sollten einen geschützten Raum einfordern, um in Ruhe mit ihrem Ausbilder über Fehler oder unerwünschte Ereignisse zu sprechen. Sie haben auch das Recht nachzuhaken, was mit Gesprächsinhalten geschieht. Viele Azubis wissen oftmals nicht, wie sie sich in einer bestimmten Situation verhalten sollen. Möglicherweise erkennen sie einen Fehler anfangs gar nicht und wissen nicht,was sie falsch gemacht haben, wenn sie deshalb Ärger bekommen. Das verunsichert die meisten natürlich. Wenn Azubis wissen, was für Folgen ein Fehler hat und welche Rechte und Pflichten sie haben, gibt das in der Regel Sicherheit, und die ist wichtig für eine gute Arbeit. Keinesfalls sollten sie die Verantwortung auf andere schieben. Beobachten sie allerdings bei Kollegen einen Fehler, sollten sie nicht wegsehen, sondern mit demjenigen das Gespräch suchen. dpa