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Gelebter Einbruchschutz|Sicherheit im Urlaub

Gelebter Einbruchschutz

18.07.2019

Wie gut ist Ihr Verhältnis zu den Nachbarn? Wer sich gut versteht und ab und an hilft, hat einen Vorteil: Man achtet aufeinander. Beim Schutz vor Einbruch ist das ein besonderer Vorteil: Aufmerksame Nachbarn können Einbrecher abschrecken und austricksen. Guter Einbruchschutz allein kann in der Regel einen Einbrecher nicht abhalten – gerade wenn man selbst verreist ist. „Ein überquellender Briefkasten in der Urlaubszeit ist ja die Einladung par excellence für den Einbrecher. Denn kann er stundenlang ungestört arbeiten, kann er auch Sicherheitstechnik überwinden“, sagt Harald Schmidt von der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes (Foto). Im Interview erklärt der Kriminaloberrat, warum aufmerksame Nachbarn ein wichtiger Schutz fürs Haus sind. Sind aufmerksame Nachbarn wirksamer gegen Einbrecher als ein Sicherheitsschloss an der Haustür? Harald Schmidt: Aufmerksame Nachbarn sind eine wichtige Säule eines funktionierenden Einbruchschutzes. Das lässt sich auch anhand von Auswertungen, die das bayerische Landeskriminalamt beispielsweise jedes Jahr durchführt, bestätigen. 2017 wurde allein in Bayern aufgrund von Aufmerksamkeit und Zivilcourage immerhin in 336 Fällen ein Einbruch verhindert, 2016 waren es 366 Fälle und 2015 402 Fälle. Das sind beachtliche Werte, die man aber auch in Relation setzen muss. Denn an einem soliden mechanischen Einbruchschutz sind 2017 in Bayern Einbrecher in 1796 Fällen gescheitert. Deswegen muss man schon sagen: Mechanischer Grundschutz sollte nach wie vor an erster Stelle stehen. Die Kombination mit einer Alarmanlage ist sinnvoll, um Einbrecher eher zu entdecken. Zudem müssen Sie aber auch selbst ein sicherheitsbewusstes Verhalten an den Tag legen. Und Sie brauchen eine aufmerksame Nachbarschaft. Was kann ich als Nachbar zum Einbruchsschutz beitragen?  

Sicherheit im Urlaub

18.07.2019 08:00 Uhr

Aufmerksame Nachbarn können sich während des Urlaubs gegenseitig helfen – Im Ernstfall die Polizei verständigen

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Ein voller Briefkasten kann eine Einladung für Einbrecher sein. Fotos: dpa
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Schmidt: Es gilt, nicht auf die Abwesenheit hinzuweisen und entsprechende Anwesenheit zu simulieren. Also beispielsweise in einer gut funktionierenden Nachbarschaft sich gegenseitig die Briefkästen zu leeren, die Rollläden rauf- und runterzuziehen, durch Beleuchtung einen bewohnten Eindruck zu hinterlassen.

Vielleicht mähen Sie ja auch mal den Rasen des Nachbarn, so dass man nicht sieht, dass er in der Wachstumsphase zwei, drei Wochen lang nicht da ist. Und man sollte natürlich ein Auge auf das Gebäude haben. Die Berliner Polizei hat eine Zeit lang die eingehenden Notrufe ausgewertet. In diesem Zeitraum erfolgten letztlich 100 Prozent aller Festnahmen von Tätern auf frischer Tat aufgrund eines Notrufs eines aufmerksamen Bürgers. Die Polizei kann nicht überall sein, und wir sind daher ein Stück weit auf die Aufmerksamkeit der Bevölkerung angewiesen.

Wie reagiere ich als Nachbar, wenn ich einen potenziellen Einbrecher bemerke?

Schmidt: Im Zweifelsfall gilt: Lieber einmal zu viel 110 gewählt und danach löst sich eine Situation als unberechtigt auf, als wenn man wegschaut und den Nachbarn nicht vor Schaden bewahrt.

Soll ich den Einbrecher auf frischer Tat stellen?

Schmidt: Sie sollten den Täter nicht selber stellen. Einbrecher wollen keine Konfrontation. Ihr Ziel ist es, schnell unbemerkt rein ins Gebäude zu kommen und schnell wieder rauszukommen. Man weiß daher nie, inwieweit eine Konfrontation eskalieren kann.

Es ist daher besser, die Polizei zu verständigen. Dann die Situation weiterhin aufmerksam beobachten, sich eine Personenbeschreibung gut einprägen, gegebenenfalls Kennzeichen eines Fahrzeugs ablesen und die Fluchtrichtung nachvollziehen. Vielleicht kann man einem Täter auch mit etwas Distanz hinterhergehen und dabei die Verbindung zur Polizei aufrecht erhalten. Aber wir möchten nicht, dass die Bevölkerung selbst einschreitet. Das sollte man Kollegen und Kolleginnen überlassen, die dafür ausgebildet sind. Simone A. Mayer/dpa

Urlaubsgrüße in sozialen Netzwerken meiden und Türen sichern

Damit Einbrecher in der Ferienzeit kein leichtes Spiel haben, gibt es wertvolle Tipps rund ums Haus

Während eines Urlaubs steht das Zuhause oft über Tage oder Wochen leer. Da kann bei der Rückkehr eine böse Überraschung drohen, denn Einbrecher haben in der Ferienzeit oft leichtes Spiel. Polizei und Sicherheitsexperten raten daher zum gezielten Einbruchschutz. Rund 45 Prozent der Einbrüche misslingen nicht zuletzt aufgrund gesicherter Fenster und Türen.

- Zugang erschweren: Einbrecher handeln meist unter starkem Zeitdruck. Sind sie nicht binnen drei bis fünf Minuten eingestiegen, wird die Entdeckungsgefahr oft zu groß und sie lassen ab. Um den Einstieg so schwer wie möglich zu machen, empfehlen sich also massive Türblätter, Schlösser und verankerte Schließbleche. Ein Gesamtpaket bieten sogenannte einbruchhemmende Türen. Über die staatliche Förderbank KfW können deren Einbau sowie die Nachrüstung mit Rollläden und Zusatzschlössern bezuschusst werden. Wichtig: Nur ein kleiner Teil der Einbrecher steigt über die Vordertür ein, der Großteil nutzt Terrassen- und Balkontüren oder Fenster. Ratsam sind dort abschließbare Türen, stabile Rollläden und Gitter vor häufig gekippten Fenstern.

- Alarmanlagen: Zwei von drei Einbrüchen werden durch Alarmanlagen verhindert. Bei einer sogenannten Fallenüberwachung werden bestimmte Bereiche im Gebäudeinneren durch Bewegungsmelder überwacht. Der Alarm wird allerdings erst ausgelöst, wenn Einbrecher schon eingedrungen sind. Eine andere Möglichkeit ist die Außenhautüberwachung, bei der die Fenster und Türen mit Kontakten ausgestattet werden.Das ist aber meist relativ teuer. Abschreckend können auch Lichtalarmanlagen wirken, bei denen Bewegungssensoren die Außenbeleuchtung einschalten.

- Vorsicht im Internet: Auch über soziale Netzwerke sollte die Urlaubsfreude nicht überschwänglich preisgegeben werden. Bei Facebook und Co. können öffentliche Botschaften wie „Genießen gerade unsere Reise“ Einbrecher anlocken.

- Anwesenheit vortäuschen: Überquellende Briefkästen oder ein ungemähter Rasen signalisieren, dass offenbar länger niemand zu Hause ist. Anwesenheit vortäuschen kann auch, wer Licht per Zeitschaltuhr regelmäßig an- und ausgehen lässt. Wird eine Zeitschaltuhr mit Radio direkt hinter der Wohnungstür platziert, klingen gelegentlich leise Töne nach draußen, ohne dass die Nachbarn gestört werden. Es gibt sogar kleine Fernsehsimulatoren, die per LED in unregelmäßigen Abständen ein recht realistisches Fernsehflimmern im Raum erzeugen.

- Auf Details achten: Alltägliche Gewohnheiten und scheinbare Kleinigkeiten können Tätern die Arbeit erleichtern. Haustüren sollten selbst bei kurzzeitigem Verlassen fest abgeschlossen werden. Profieinbrecher öffnen sie sonst innerhalb von Sekunden. Vorsicht ist besonders geboten, wenn etwa Garagen, Pflanzen oder Mülltonnen den Zugang zu höher gelegenen Fenstern oder Balkonen erleichtern. Anrufbeantworter sollten außerdem niemals Hinweise auf Abwesenheit liefern.

- Haushüter engagieren: Bei längerer Abwesenheit können sogar eigens Haushüter engagiert werden. Der Mitarbeiter einer Haushüteragentur bewohnt das Anwesen während der Abwesenheit, pflegt den Garten – und betreut notfalls Haustiere. Diese Dienste sind nicht günstig. Es fallen Kosten von rund 60 Euro pro Tag an. Tierbetreuung oder Fahrtkosten sind da noch nicht eingerechnet.

- Wertsachen sicher verwahren: Nicht ständig benötigte Wertsachen sollten nicht zu Hause, sondern in einem Bankschließfach aufbewahrt werden. Eine Alternative ist ein fest verankerter Tresor. Wertsachen sollten zudem mit genauer Beschreibung oder Fotos katalogisiert werden. Dies erleichtert eine mögliche Wiederbeschaffung und bessere Schadensregulierung. AFP