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Vom militärischen Bollwerk zur Touristenattraktion|Ingolstadt erleben

Vom militärischen Bollwerk zur Touristenattraktion

25.07.2019

 Nicht umsonst hat sich der Begriff „Schanzer“ als Synonym für die Ingolstädter eingeprägt.Eine lange Militärgeschichte hat der Stadt ihren Stempel aufgedrückt und viele der eindrucksvollen Festungsbauten dienen heute als Veranstaltungsorte, Museen oder sogar als Kulisse für kulinarische Genüsse. Die „Schanzer“ sind stolz auf diese einzigartige Architektur und eine „Festungstour“ ist fester Programmpunkt bei praktisch jedem touristischen Angebot.Der Bau von Verteidigungsanlagen hat in Ingolstadt eine lange Tradition. Die Wittelsbacher hatten diesem strategisch günstig gelegenem Ort seit Beginn ihrer Herrschaft besondere Aufmerksamkeit gewidmet. 1392 kam es zur Teilung Bayerns in die Herzogtümer Bayern-München, Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt. Seine neue Haupt- und Residenzstadt wollte Stephan der Kneißel nicht nur in repräsentativer Hinsicht aufwerten, sondern auch entsprechend schützen. An den Gräben,Wällen und Türmen wurde vier Jahrhunderte lang kräftig gewerkelt und die Anlagen immer wieder modernisiert und erweitert. Das brachte der Stadt den Beinamen „Die Hunderttürmige“ ein, obwohl es „nur“ 87 Türme waren, allerdings in ihrer halbrunden Bauart so innovativ gestaltet, dass sie als Vorbild für zahlreiche andere Stadtmauern dienten. Im 30-Jährigen Krieg biss sich Schwedens König Gustav Adolph an Ingolstadt die Zähne aus – woran der „Schwedenschimmel“ im Stadtmuseum nach wie vor erinnert.Diese Pracht beendete erst Napoleon. Als ihm die Stadt kampflos übergeben wurde, ließ er 1799 bis 1801 die Festung so gründlich schleifen, dass von ihr praktisch nichts mehr übrig blieb. Den Aufstieg zur Bayerischen Landesfestung verdankt die Stadt – wenn auch indirekt – ebenfalls dem Korsen. Denn das von Napoleons Gnaden im Jahr 1806 entstandene neue Königreich Bayern entwickelte eine Militärdoktrin, die Ingolstadt einen hohen Rang zuwies: Sicherung des Donau-Übergangs, zentraler Waffen- und Verpflegungsplatz, ein Ort, an dem sich die Truppen sammeln und sich im Falle einer Niederlage verschanzen und regenerieren sollten.Diese Entwicklung hatte ihre Licht- und Schattenseiten: Zum einen war die Entwicklung der Stadt wegen militärischer Erfordernisse gehemmt, zum anderen aber brachte sie den frühen Eisenbahnanschluss und Industrialisierung – und Bauwerke, die heute noch von ihrer Präsenz und Architektur überzeugen. baj

Ingolstadt erleben

25.07.2019 13:00 Uhr

Viele kennen Ingolstadt als Sitz der ersten bayerischen Universität, andere als Handlungsort von Mary Shelleys „Frankenstein“. Doch am nachhaltigsten ist die „Schanz“ durch ihre Festungsbauwerke geprägt, die nach wie vor das Bild von Ingolstadts Mitte bestimmen

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Einst war die Kaponniere 94 am Künnettgraben eine waffenstarrende Geschützstellung. Heute fügt sich das Gemäuer idyllisch in die Umgebung ein. Foto: Bartenschlager

Wissenswertes aus der Mitte der Stadt

Demlinger Steinbruch

Der Materialbedarf für den Festungsbau war ungeheuer. Die Steine kamen überwiegend aus dem Steinbruch bei Demling (Gemeinde Großmehring). Der dortige Dolomit galt als außerordentlich hart. Heute ist der Steinbruch eine Natur-Sehenswürdigkeit.

Repräsentative Festung

Nach dem Willen König Ludwigs I. sollte die künftige Landesfestung möglichst auch repräsentativ sein. Deshalb wurden mit der Planung so renommierte Architekten wie Leo von Klenze beauftragt.

Über 1000 Geschütze

Bei der Ausstattung der Landesfestung wurde geklotzt, nicht gekleckert. So konnte sich die Garnison im Jahr 1874 im Verteidigungsfall auf nicht weniger als 1007 Geschütze und Mörser stützen, die aber zur Hälfte bereits veraltet waren.

„Grünes“ Militär

Das Militär bezog gezielt auch Bäume und Hecken ins Verteidigungskalkül ein und betrieb entsprechende Anpflanzungen. Im Kriegsfall wären die Bäume zwar gefällt worden, um freies Schussfeld zu bekommen, aber die Wurzeln hätte es dem Gegner außerordentlich erschwert, Gräben zu ziehen. Zudem versperrte dichter Bewuchs feindlichen Kundschaftern den Blick.

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