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Eine Bereicherung für die Dorfgemeinschaft: Senioren-WG im Alten Schulhaus in Jachenhausen| 

Eine Bereicherung für die Dorfgemeinschaft: Senioren-WG im Alten Schulhaus in Jachenhausen

Vom Schandfleck zum Schmuckstück: Liebevoll haben Andreas und Bettina Senftleben – im Foto rechts oben mit Hund Hugo und Wendelin Mirwald, einem der letzten Schüler in diesem Schulhaus, das Gebäude saniert und möbliert. Fotos: Senftleben, Wirth

Vom Schandfleck zum Schmuckstück: Liebevoll haben Andreas und Bettina Senftleben – im Foto rechts oben mit Hund Hugo und Wendelin Mirwald, einem der letzten Schüler in diesem Schulhaus, das Gebäude saniert und möbliert. Fotos: Senftleben, Wirth

04.03.2022

Jachenhausen – Kaum wiederzuerkennen ist das „alte Schulhaus“, wie es im Jachenhausener Volksmund genannt wird. Aus dem Gebäude, wo einst die Dorfkinder Lesen, Schreiben und Rechnen lernten, ist nun eine Senioren-Wohngemeinschaft geworden. Damit war der Name für das Vorhaben von Bettina und Andreas Senftleben geboren: „Seniorenwohnen zur alten Schul‘“. In der vergangenen Woche startete die Gruppe mit drei älteren Herrschaften, zwei weitere Bewohner folgen zum Monatsende, die hier auf den Jurahöhen ihren Lebensabend verbringen möchten. „Wir werden es langsam angehen lassen, müssen uns erst gegenseitig beschnuppern und aneinander gewöhnen“, so die Betreiberin.

Im Oktober 2020 begann für das Ehepaar mit dem Kauf des vor der Zwangsversteigerung gestandenen Gebäudes eine arbeitsintensive Zeit. Denn mittlerweile war es schon zu einem Schandfleck in Jachenhausen geworden, nachdem im Jahr 1962 die letzten Schüler das ehrwürdige Haus am Kirchplatz verließen und seither nur kurzzeitige Nutzungen als Wohnhaus den Verfall unterbrachen.

Sogleich nach dem Erwerb der Immobilie fingen die Eheleute, die in Rechberg wohnhaft sind, mit der Entrümpelung und den Sanierungsarbeiten an, wo manch grausige aber auch freudige Entdeckungen, wie beispielsweise eine kleine Mauernische für eine Madonna, zum Vorschein kamen. Im Zuge des weiteren Umbaus mussten neben dem Dach die Heizung, die Wasserversorgung, der Sanitärbereich, der Estrich und die Elektrik erneuert werden. Es wurden weitere Mauern oder Trockenbauwände eingezogen, neue Fußböden verlegt sowie stilgerechte Fenster und Türen eingebaut. Lediglich die Holztreppe wurde in ihrem ursprünglichen Zustand belassen. Die hölzernen Deckenbalken wurden freigelegt, begradigt, abgebürstet und sind nun in einem dunklen Braunton sichtbar. Die restaurierten Einrichtungsgegenstände spiegeln diesen antiken Stil wider. Jedoch dürfen die Bewohner eigene kleine Möbelstücke für ihre Schlafzimmer mitbringen, Pflegebetten werden vor Ort organisiert. Die Senioren haben ihren gemeinschaftlichen Sanitärbereich und ihr Schlafgemach als Doppelzimmer im Obergeschoss, können dies aber problemlos mit einem Aufzug erreichen. Im Erdgeschoss befindet sich der gemeinsame barrierefreie Wohn- und Essbereich sowie eine rollstuhlgerechte Küche. Denn es ist erwünscht, dass die Bewohner bei allen anfallenden hauswirtschaftlichen Arbeiten mithelfen, soweit es ihnen möglich ist. „Es handelt sich um kein Alten- oder Pflegeheim, auch kein betreutes Wohnen, sondern um eine Senioren-WG, hierbei bestehen Unterschiede“, wie Bettina Senftleben betont, die selbst aus dem Pflegebereich kommt. Es sei ein Miteinander-Wohnen im Alter, wo Selbstbestimmung im Vordergrund stehe, aber dennoch eine 24-Stunden-Versorgung durch Pflegekräfte gegeben sei.

Eine Bereicherung für die Dorfgemeinschaft: Senioren-WG im Alten Schulhaus in Jachenhausen-2
Die letzten Schüler haben 1962 das alte Schulhaus am Kirchplatz verlassen. Foto: Mirwald

Wenn man in das Juradorf Jachenhausen reinhört, stößt man durchwegs auf eine positive Resonanz zu diesem Vorhaben. Auch der örtliche Stadtrat Andreas Peter (CWG) findet angesichts des Wandels in der Gesellschaft Wohngemeinschaften für hilfsbedürftige Menschen, die der eigenen Häuslichkeit nahekommen, immer wichtiger. „Ich bin froh, dass die Familie Senftleben dieses geschichtsträchtige Gebäude vom alten Schulhaus zu einer Wohngemeinschaft für Senioren umfunktioniert hat. Es ist eine Bereicherung für Jachenhausen“, sagt Peter. Ebenso bestärkt Wolfgang Wirth (FW), der Dritte Bürgermeister der Stadt Riedenburg, die Senftlebens in ihrer Idee und Umsetzung, dass hier Senioren in Würde altern können. „Das Haus hat wieder eine soziale Bedeutung“, so Wirth. Er selbst kennt seit seiner Kindheit und Jugend das alte Gemäuer nur als Schandfleck im Ortsbild.

Die Euphorie und Freude über den Start der Wohngruppe ist dem Ehepaar Senftleben ins Gesicht geschrieben, welche sicherlich auch die Mitarbeiter und Bewohner verspüren. Seinen Abschluss wird das Projekt heuer finden, wenn die Außenanlagen fertiggestellt werden. Eine Rufanlage ist ebenfalls in Vorbereitung. Corona-bedingt wird ein Tag der offenen Tür nicht möglich sein, aber zumindest der kirchliche Segen soll zu einem baldigen Zeitpunkt nachgeholt werden. „Wir heißen auch gerne alleinstehende Senioren aus Jachenhausen zum Mittagessen oder zum Nachmittagsplausch in der alten Schul‘ willkommen“, so die Betreiberin weiter. Vielleicht mietet sich sogar mal ein ehemaliger Schüler oder eine ehemalige Schülerin in der Seniorenwohngruppe ein. Derzeit sind noch fünf Plätze zuvergeben. Die neue Einrichtung gegenüber der Kirche ist telefonisch unter (09442) 991 12 08 oder per E-Mail unter Seniorenwohnen@Jachenhausen.com zu erreichen. elw