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Mindestens 30 und gut in Schuss|So wird das Altauto zum Oldtimer – Im Zuge der Begutachtung erfolgt immer eine Hauptuntersuchung

Mindestens 30 und gut in Schuss

Der Käfer bleibt der beliebteste Oldtimer in Deutschland. Foto: VW

Der Käfer bleibt der beliebteste Oldtimer in Deutschland. Foto: VW

14.05.2021

Der Vorteil von anerkannten Oldtimern – übrigens ein deutscher Begriff – liegt im Kennzeichen. Mit dem historischen H-Kennzeichen dürfen die Autos auch ohne Katalysator Umweltzonen befahren. Doch bevor ein Wagen offiziell als Oldtimer anerkannt wird, muss er zum geprüften Sachverständigen. Mindestens 30 Jahre muss das Auto alt sein, außerdem in einem guten Zustand. Damit wird eine Schwemme von 30 Jahre alten Alltagsautos verhindert. „Gebrauchsrostlauben bekommen heute kein H-Kennzeichen“, sagt Jan Hennen vom Deuvet, dem Bundesverband Oldtimer-Youngtimer. Nach Paragraf 23 der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung prüft ein anerkannter Kfz-Sachverständiger oder Prüfingenieur das Fahrzeug.

Blitzende Chromstoßstangen und ein knatternder Motor – das gehört für viele zu einem Oldtimer dazu. Doch tatsächlich ist die wichtigste Voraussetzung: Das Auto muss mindestens 30 Jahre alt sein.

Oldtimer-Status lohnt nicht immer

„Die Sachverständigen kommen fast zu 100 Prozent von einer der großen Prüforganisationen TÜV, Dekra, GTÜ oder KÜS“, sagt Hennen. Deshalb sollten Besitzer auch zu einer dieser Prüforganisationen fahren. Dann geht es innerhalb weniger Wochen zur zuständigen Kfz-Zulassungsstelle oder zum Straßenverkehrsamt. Je nach Prüforganisation kostet das Gutachten zwischen 150 und 200 Euro. Für die Zulassung verlangt die Kfz-Behörde je nach Stadt und Kommune etwa 30 Euro, neue Nummernschilder mit dem H am Ende kosten rund 30 Euro.

Ob sich das Ummelden rentiert, hängt von der Nutzung ab. Wer in Umweltzonen wohnt oder einfahren will, benötigt das H-Kennzeichen. Bei großvolumigen Motoren oder alten Dieseln fährt der Besitzer mit der pauschalen Oldtimer-Steuer von jährlich 191,73 Euro meist günstiger, als Halter von Kleinfahrzeugen oder Motorrädern nicht.

Auch Halter junger Oldies mit einem G-Kat und Euro-2-Einstufung zahlen weniger Steuer als mit einem H-Kennzeichen. „Das H-Kennzeichen ist nur die Zusammenfassung dessen, wie das Fahrzeug aussehen muss“, sagt Frank Wilke, Oldtimer-Experte und Geschäftsführer von Classic Analytics, einem Unternehmen zur Marktbeobachtung und Bewertung von Oldtimern. Das Fahrzeug muss verkehrstüchtigundgepflegt sein, zeitgenössisches Tuning ist erlaubt.

Die Prüfingenieure müssen sich deshalb gut in der Fahrzeughistorie auskennen. Wilke rät, zur Prüfung alle Unterlagen wie alte Prospekte oder Fotos mitzubringen. Vor der Fahrt zur Prüfstation sollte man das Auto kontrollieren. „Unter Umständen zählt das schon seit Kauf verbaute Sportlenkrad oder ein Sportauspuff gar nicht zur Originalausstattung, oder die Räder stammen nicht aus der vorgeschriebenen Zeit.“

Ein Oldtimerkennzeichen steigert übrigens nicht unbedingt den Wert. Großvolumige Fahrzeuge lassen sich aber besser verkaufen, da die Unterhaltskosten für die spezielle Oldtimer-Versicherung und pauschale Kfz-Steuer niedriger sind als bei konventionell angemeldeten Pkw. Seit Oktober 2017 ist es laut Dekra auch möglich, das H-Kennzeichen mit dem Saisonkennzeichen zu kombinieren.

Auch kulturelle Bedeutung kann ein Kriterium sein

Auch Historie und Bedeutung können bei der Prüfung ins Gewicht fallen: „Ein altes Fahrzeug mit deutlich Patina mit einem Prominenten wie James Deanals Erstbesitzer ist ebenso ein automobiles Kulturgut wie ein historischer Rennwagen mit Straßenzulassung in unrestauriertem Zustand“, sagt Thorsten Rechtien vom TÜV Rheinland.

Im Zuge der Begutachtung erfolgt immer eine Hauptuntersuchung (HU), um zu sehen, ob das Fahrzeug mangelfrei ist. „Bei Importfahrzeugen erfolgt eine Vollabnahme“, erklärt Rechtien. Besitzer von Importautos müssen außerdem nachweisen, wann das Auto im Ausland erstmals zugelassen wurde. Schon vor dem Kauf empfiehlt sich eine genaue Kontrolle. „Wer vorhat, aus einem alten Fahrzeug einen Oldtimer zu machen, sollte schon bei der Besichtigung das Fahrzeug auf Originalität hin genau kontrollieren“, rät Rechtien. „Dazu zählt auch ein kritischer Blick unter Fußmatten und Auto.“ dpa, Fabian Hoberg

Keine Bange vor der HU

Das Spiel wiederholt sich alle zwei Jahre: Die HU-Plakette ist abgelaufen, eine neue Hauptuntersuchung fällig. Für viele Autofahrer der pure Stress. Dabei lässt sich dieser ungeliebte Vorgang doch ganz einfach an die Werkstatt delegieren.

Häufigster Mangel laut TÜV-Report 2021: Defekte an der Beleuchtung. Auf das Licht am Fahrzeug sollte jedoch jeder Autofahrer regelmäßig achten. Und nicht erst, wenn der HU-Termin ansteht. Auch dafür ist die Werkstatt des Vertrauens der richtige Ansprechpartner. Denn die Fachleute bieten nicht nur regelmäßige HU-Termine an, sondern kennen auch alle Schwachstellen und können eventuelle Mängel abstellen, bevor der Prüfer das Auto unter die Lupe nimmt. Positiver Nebeneffekt: Im HU-Bericht steht anschließend das begehrte Urteil „ohne erkennbare Mängel“, das sich bei einem Verkauf wertsteigernd auswirkt.

Bereits rund zwei Drittel aller Autofahrer lassen Durchsicht und HU in einem Rutsch in ihrer Werkstatt durchführen. Das macht Sinn, denn das Durchschnittsalter der Pkw in Deutschland beträgt inzwischen 9,8 Jahre. Wobei sich das Reparaturrisiko laut DAT-Report ab dem vierten Jahr verdoppelt. DK