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Süden Ingolstadts ist geprägt vom Hundszeller Sportverein, der mit Kiesweiher und Schlittenberg begeistert|Ingolstadt erleben

Süden Ingolstadts ist geprägt vom Hundszeller Sportverein, der mit Kiesweiher und Schlittenberg begeistert

09.08.2018

Walburga Majehrke weiß gar nicht, wie sie anfangen soll, die Vorzüge des Ingolstädter Südens zu preisen. „Das können Sie sich gar nicht vorstellen, wie toll es bei uns ist.“ Und dann sprudelt es förmlich aus ihr heraus: Walburga Majehrkes Familie lebt hier seit Generationen. Schon der Urgroßvater war ein waschechter Hundszeller und sie selbst ist hier fest verwurzelt. Sie möchte nirgendwo anders wohnen. Jeder kennt jeden und der Zusammenhalt ist daher eng – enger vielleicht als in anderen Stadtteilen. Genau das ist es, was die 73-Jährige hier so schätzt.„Integration wird bei uns leichtgemacht“, berichtet sie. „Die Bevölkerung geht auf diejenigen zu, die sich hier neu ansiedeln, egal, von voher sie kommen.“ Ein reiches Vereinsleben und zahlreiche gesellschaftliche Veranstaltungen bilden einen Teil des Kitts, der die Bürger zusammenhält. Als Beispiel nennt Walburga Majehrke das Maibaumfest. Der Stamm wird mit dem Bulldog geholt. Alle Burschen und Männer machen mit. Die Frauen sind fürs Schmücken zuständig. Dann gibt es zünftige Musik – und Eier. Die werden vorher gesammelt. Manchmal kommen 1000 Eier zusammen, manchmal sogar 2000. „Die werden dann eingeschlagen und gebraten, mal mit, mal ohne Speck.“ Jedes Jahr ein unvergessliches Fest. Das Bauerngerätemuseum ist ebenfalls ein Ort, an dem Geselligkeit zelebriert wird. Hier werden zahlreiche Veranstaltungen wie Konzerte oder die Spinnstube abgehalten. Der Hof mit der uralten Kastanie bietet genügend Platz für Festivitäten. Eine Institution ist die „Macht am Kiesi“. So wird der Hundszeller Sportverein liebevoll genannt. Er liegt direkt an einem Kiesweiher und organisiert zahlreiche Veranstaltungen. Einen Schlittenhügel gibt es dort obendrein.

Ingolstadt erleben

09.08.2018 16:00 Uhr

Der Süden Ingolstadts zeichnet sich durch Gemeinschaftsgeist und gegenseitige Hilfe aus. Dazu tragen zahlreiche Vereine bei, nicht zuletzt der Sportverein in Hundszell, der an einem Kiesweiher gelegen ist und ein breites Angebot im Portfolio hat – Schlittenberg inbegriffen

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Der Kiesweiher an der Lechermannstraße liegt direkt neben dem Sportgelände. Ein Idyll, das die Einwohner von Hundszell sehr schätzen. Sie setzen sich auch sehr für den Erhalt der Natur ein und schauen skeptisch auf eine Bebauung, die ihrer Meinung nach zu sehr verdichtet ist.
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Das Bauerngerätemuseum Hundszell dient auch als gesellschaftlicher Mittelpunkt.Foto: Bartenschlager

Doch mit Festen ist das Leben in den Orten nicht erschöpft. Man hilft sich gegenseitig. „Unsere Nachbarschaftshilfe ist toll organisiert. Wir dienen bayernweit als Vorbild“, sagt sie stolz. Immer wieder gebe es Einladungen zu Vorträgen, um darüber zu berichten, was diese Art Hilfe so besonders macht. „Wo nötig, wird Hilfe geleistet, auch über einen längeren Zeitraum hinweg. Wenn die akute Notlage vorüber ist, schauen wir dennoch regelmäßig vorbei, ob alles passt“, sagt die Hundszellerin.

Sie und alle Bürger setzen sich konsequent und, wenn es sein muss, auch hartnäckig, für die örtlichen Belange ein. So haben es die Bürger geschafft, einige der prägenden Lohen zu erhalten und zu renaturieren – immerhin ist Hundszell das älteste Audorf. Mit Hilfe des Bürgerhaushaltes wurden fast 100 Bäume gepflanzt. Hinweisschilder geben Auskunft über Straßennamen und geschichtliche Informationen zu den Orten. Das neueste Projekt ist der Anbau an die alte Schule. „Das mindeste ist, dass das neue Gebäude dieselbe Farbe bekommt, wie das alte“, sagt Walburga Majehrke. Am liebsten wäre es den Hundszellern aber, wenn das Gebäude nicht aus Beton, sondern aus Ziegelsteinen errichtet würde. „Das hält viel länger.“ Und Nachhaltigkeit war schon immer ein Anliegen des Südens. baj


Wissenswertes aus dem Süden der Stadt

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Walburga Majehrke lebt gerne in Hundszell. Wenn sie in andere Städte reist, hat sie stets Infomaterial über Ingolstadt bei sich, das sie verteilt, denn sie ist der festen Überzeugung: „Unsere Stadt ist toll.“ Fotos: Bartenschlager

Der Bau der Schule

Die heute noch genutzte Schule in Hundszell wurde im Jahr 1900 errichtet. Es war die erste in dem Ort. Vorher mussten die Kinder nach Unsernherrn zum Unterricht – selbstverständlich zu Fuß. Dort arbeitete ein Lehrer, der auch nach damaligen Maßstäben ein überhartes Regiment führte. So sperrte er die Kinder oft den ganzen Nachmittag in einem Raum ohne Toilette ein, wie Walburga Majehrke berichtet. Eines Tages entflohen die Kinder diesem Kerker über einen Obstbaum, dessen Äste bis an die Schulfenster reichten, und erstatteten ihren Müttern und Vätern Bericht. Die Eltern dieser Kinder machten sich wutentbrannt auf den Weg nach Unsernherrn, lasen dem Lehrer die Leviten und beschlossen, eine eigene Schule zu bauen.

Rudi Altig und die Weidenpfeiferl

Der Radrennfahrer und mehrfache Weltmeister Rudi Altig war für einige Jahre direkter Nachbar von Walburga Majehrke. Der um acht Jahre ältere Bubbe saß schon damals ein Rad, mit dem er die kleine Walburga manchmal mitnahm zu einer Stelle, an der es Kopfweiden gab. Dort brachte er ihr das Weidenpfeiferlschnitzen bei.

Bürgermeister Karl Leitner

Hundszell kann sogar einen Bürgermeister aufweisen. Die Orte im Süden Ingolstadts schlossen sich zu einer Gemeinde-Vereinigung zusammen. Bürgermeister dieser kommunalen Organisationsform war Karl Leitner aus Hundszell. Allerdings nur von 1960 bis 1962. Dann erfolgte die Eingemeindung nach Ingolstadt.

Das private Feuerwehrhaus

„Wir sind der einzige Ort mit einem Feuerwehrhaus, das sich in Privatbesitz befindet“, erzählt Walburga Majehrke. Und das kam so: Der Ort sollte ein neues Feuerwehrhaus bekommen. Aber nirgends passte es. „An acht Stellen ist das Projekt gescheitert, weil immer jemand sein Veto eingelegt hat“, erinnert sich Walburga Majehrke. Dann platzte dem Josef Wagner der Kragen. „Jetzt bau’ ich selber eins“, verkündete er. „Des machst, wir helfen dir“, sprang ihm Walburga Majehrke bei. „Ich brauch’ moralische Unterstüztung, des langt“, lautete die Antwort vom Wagner Sepp.Und so geschah es. Wagner baute das Feuerwehrhaus auf seinen Grund und vermietete es an die Stadt.