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Gerolfing im Ingolstädter Westen hat sowohl Grundschule mit Mittagsbetreuung und zwei Kindergärten als auch Arztpraxen, Zahnarztpraxen und Apotheken|Ingolstadt erleben

Gerolfing im Ingolstädter Westen hat sowohl Grundschule mit Mittagsbetreuung und zwei Kindergärten als auch Arztpraxen, Zahnarztpraxen und Apotheken

15.08.2018

Es waren gravierende Veränderungen, die auf Gerolfing in den vergangenen Jahrzehnten einstürmten. Noch in den 1960er-Jahren ein reines Bauerndorf, trägt der Ort inzwischen einen eher städtischen Charakter. Seine Herkunft kann – und will – Gerolfing jedoch bis heute nicht verleugnen.Diese Entwicklung hat Stefan Winkelmeyr in mehreren Ortschroniken, zum Beispiel in dem vierbändigen Werk „Dorfgeschichte – Dorfgeschichten“ festgehalten. Er kam 1969 als Lehrer nach Gerolfing und wurde 1978 Schulleiter, eine Position, die er bis zu seiner Pensionierung 1998 innehatte. Für Geschichte hat sich Winkelmeyr seit jeher interessiert und so entwickelte er sich zum passionierten Heimatforscher.

Ingolstadt erleben

15.08.2018 09:00 Uhr

Gerolfing war stets landwirtschaftlich geprägt – diese gewachsene Struktur wurde schon vor Jahrzehnten aufgebrochen Dennoch ist der Ort im Westen Ingolstadts stolz auf seine Vergangenheit und der Zusammenhalt der Bewohner ist nach wie vor hoch

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Ortsprägende Gebäude wie hier im Zentrum gibt es nach wie vor. Doch viele Neubauten nehmen nur noch wenig Rücksicht auf historische Strukturen.
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Der frühere Rektor Stefan Winkelmeyr hat die Geschichte des Ortes bereits in mehreren Bänden festgehalten. Besonders die historischen Fotos sind unschätzbar. Foto: Bartenschlager

Noch bis in den 1950er-Jahren war Gerolfing ein überschaubares Dorf, das sich L-förmig nahe des heute noch prägenden Eichenwaldes präsentierte. Die Eichenwaldstraße fungierte als Hauptstraße, die den Ort zusammenhielt. Viehhaltung dominierte die Landwirtschaft. „Alle Arten von Tieren wurden gehalten“, berichtet Winkelmeyr. „Jede Tierart hatte eigene Hirten.“ Arbeiter hätte es nur wenige gegeben. Das änderte sich natürlich. Heute gibt es noch fünf Bauernhöfe mit Viehhaltung. Immerhin 20 Höfebetreiben Landwirtschaft im Nebenerwerb. Ende der 50er-Jahre wurden neue Baugebiete ausgewiesen – zunächst ohne jeden Bebauungsplan. Die Gemeinde habe rasch Geld gebraucht für den Schulhausbau. „Spätere Ausweisungen liefen dann in ordentlichen Bahnen“, so Winkelmeyr weiter. 1972 erfolgte die Eingemeindung nach Ingolstadt. Für den Ortschronisten ein Glücksfall, auch wenn es damals Anfeindungen und böses Blut genug gab. „Aber eine weitere Entwicklung wäre ohne Hilfe der Stadt nicht möglich gewesen“, ist der Rektor a.D. sicher. Andererseits bemängelt er eine aktuelle sehr verdichtete Bebauung, die nur wenig Rücksicht auf gewachsene Strukturen nimmt.

Dennoch steht der Ortsteil sehr gut da. „In Gerolfing lässt es sich gut leben“, bestätigt Winkelmeyr und zählt auf: Grundschule mit Mittagsbetreuung, zwei Kindergärten, zwei Lebensmittelgeschäfte, eines mitten im Ort, zwei Arztpraxen, zwei Zahnarztpraxen, zwei Apotheken sowie Einrichtungen für Logopädie, Ergotherapie und Massage.

Der Zusammenhalt sei groß. „Wenn sich jemand in die Gemeinschaft einbringen will, dem sind keine Grenzen gesetzt.“ 32 Vereine laden zum Mitmachen ein, vom Sportverein über die Schützen und die Motorradfreunde bis hin zur Blaskapelle und drei Chören, denen sich Winkelmeyr besonders verbunden fühlt: Er leitete Gerolfing war stets landwirtschaftlich geprägt – diese gewachsene Struktur wurde schon vor Jahrzehnten aufgebrochen Dennoch ist der Ort im Westen Ingolstadts stolz auf seine Vergangenheit und der Zusammenhalt der Bewohner ist nach wie vor hoch 30 Jahre die Kolpingia Blaskapelle und war auch sonst musikalisch sehr engagiert. Natürlich ziehen nicht alle Neubürger mit den Alteingesessenen an einem Strang. „Manche sehen den Ort nur als Wohn- und Schlafstätte.“ Doch wenn ein Fest ansteht, wie jüngst das 140-jährige Bestehen der FFW, gibt es keinen Mangel an Helfern. „Auch außerhalb des Vereins“, wie der Ortschronist stolz anmerkt.

Wissenswertes aus dem Westen der Stadt

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An Naherholungsgebieten ist Gerolfing reich. Ein Spaziergang durch den Eichenwald lohnt sich zu jeder Jahreszeit. Fotos: Bartenschlager

Zuerst das Vieh

Der Bauboom, der Ende der 50er-Jahre in Gerolfing begann, widmete sich zunächst den Ställen und Scheunen. Vieh und Ernte galt die erste Sorge. Erst in einem zweiten Schritt wurden die alten Wohnhäuser abgerissen und durch Neubauten ersetzt.

Der Glockenstreit

Vor etwa 15 Jahren, wie sich Heimatforscher Stefan Winkelmeyr erinnert, wollte ein Neubürger erreichen, dass die Kirchenglocken nichtmehr läuten sollten. In seiner Argumentation berief er sich auch auf die Anlieger, die ebenso dächten. Nur waren das eingesessene Gerolfinger, die sich nicht im geringsten an dem Geläute störten.

Der „Schinderhannes“

Heute ist Gerolfing als Faschingshochburg bekannt. Der Umzug am Faschingsdienstag lockt jedes Jahr um die 10 000 Besucher an. Früher sind solche Faschingsveranstaltungen spontan entstanden, initiiert von Einzelpersonen oder von kleineren Gruppen. Einmal wurde sogar ein Stück über den „Schinderhannes“ aufgeführt, mit Kompanien von Soldaten und vielköpfiger Räuberbande. Das ganze Dorf habe mitgespielt, erzählt Ortschronist Stefan Winkelmeyr. Zu einer Wiederholung kam es nicht. Die Auflagen waren viel zu hoch. Damals hatten die Komparsen noch ungeniert mit Schwarzpulver hantiert, das ging dann natürlich nichtmehr. Außerdem sollte, so die Behörde, ein Verantwortlicher genannt werden. Auch diese Verantwortung wollte niemand übernehmen.