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Der Akku bringt’s nicht mehr, was tun?|E-Bikes und Pedelecs

Der Akku bringt’s nicht mehr, was tun?

26.05.2018

Ein Akku ist ein Verschleißteil – egal ob am Smartphone, Laptop oder E-Bike. Beim Austausch eines funktionslosen Energiespeichers am Elektrorad müssen aber einige Punkte beachtet werden. Der Pressedienst Fahrrad (pd-f) erklärt das korrekte Vorgehen und zeigt, von welchen „Heimwerkertricks“ man lieber die Finger lassen sollte. Die Lebenserwartung von hochwertigen E-Bike-Akkus wird modellabhängig mit 500 bis 1000 Ladezyklen angegeben. - Defekten Akku beim Händler tauschen: Bei einer konservativ geschätzten Reichweite von 40 Kilometern pro Akku-Ladung sind das 20 000 bis 40 000 Kilometer. „Das heißt aber nicht, dass der Akku anschließend defekt ist. Er hat dann immer noch eine Leistung von circa 70 Prozent im Vergleich zu neuen Modellen, baut allerdings schneller ab und muss öfter aufgeladen werden“, erklärt Anja Knaus vom E-Bike-Pionier Flyer. Denn selbst bei bester Handhabung altern die Zellen des Akkus und verlieren an Leistung. Dies ist unvermeidlich und lässt sich auch nicht umkehren. Viele E-Biker der ersten Generation könnten heute genau an diesem Punkt angelangt sein und vor der Frage stehen, ob sie in ein komplett neues E-Bike investieren sollen oder einfach den Akku austauschen können. Wenn der Akku keine Reaktion mehr zeigt, ist der Weg zum Fachhändler unvermeidlich. Der Kunde ist verpflichtet, alte Akkus zurückzugeben. Der Fachhändler ist verpflichtet, diese auch zurückzunehmen und er muss laut Gesetz auf seine Rücknahmepflicht hinweisen. Dabei gilt es zu unterscheiden, ob der Akku funktionslos ist, also nicht mehr anspricht, oder ein Defekt durch einen Brand oder eine äußere Beschädigung vorliegt. „Im zweiten Fall darf der Energiespeicher auf keinen Fall mehr postalisch versandt werden“, erklärt Markus Riese vom E-Bike-Hersteller Riese & Müller. Eine Entsorgung im Hausmüll ist für das Gefahrgut Lithium-Ionen-Akku generell absolut tabu, ein Verbotsschild auf jedem Akku angebracht. 

E-Bikes und Pedelecs

25.05.2018 14:00 Uhr

Ein Fachhändler kann feststellen, ob sich ein Austausch lohnt – und nimmt das kaputte Teil auch zurück

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Nicht in die Tonne: Eine Entsorgung im Hausmüll ist für das Gefahrgut Lithium-Ionen-Akku generell absolut tabu, ein Verbotsschild auf jedem Akku angebracht. Foto: Arne Bischoff/pd-f

- Akku niemals selbst öffnen: Bei Stürzen oder Unfällen muss der Akku auf alle Fälle kontrolliert werden, um Folgeschäden auszuschließen. „Im Gegensatz zum Fahrradrahmen sind am Akku manche Defekte von außen nicht zu erkennen. Obwohl der Akku intakt aussieht, kann er beschädigt sein“, warnt Felix Habke vom Bambus-Fahrradbauer My Boo. „Zum Überprüfen darf man den Akku niemals selbstständig in der heimischen Werkstatt öffnen, sondern muss direkt zum Fachhändler gehen“, sagt Alexander Kraft von HP Velotechnik. Defekt, Bedienfehler oder vielleicht nur tiefentladen – wer kann das als Laie schon sagen? „In einer professionellen Fahrradwerkstatt weiß man, was zu tun ist. Deswegen ist es für den Endverbraucher wichtig, dass er einen Ansprechpartner vor Ort hat“, so Kraft. Stellt der Fachhändler einen internen Fehler fest, geht der Akku zurück an den Hersteller und muss ersetzt werden. Ein Crash-Replacement, wie es zum Beispiel bei Fahrradhelmen existiert, gibt es für E-Bike-Akkus bislang nicht. Allerdings kann sich der Radfahrer mit einer Vollkaskoversicherung auch gegen diese (eher seltenen) Schäden absichern.

- Recycling der wichtigsten Materialien: Die meisten der über den Fachhandel zurückgegebenen Akkus werden anschließend wieder aufgearbeitet. Das übernimmt in Deutschland zum Beispiel die „Stiftung Gemeinsames Rücknahmesystem Batterien“, kurz GRS. Viele E-Bike-Hersteller und deren Fachhandelspartner sind bei der Stiftung registriert. Von jedem verkauften E-Bike fließt ein Betrag an die GRS zur Entsorgung und Wiederaufwertung der Akkus. Die Stiftung übernimmt zusätzlich die Abholung der alten Energiespeicher beim Händler. „Da viele der Rohstoffe in den Akkus äußerst selten sind, ist eine Wiederaufbereitung aus ökologischen und ökonomischen Gründen absolut sinnvoll und schont Ressourcen. Deshalb tut man viel Gutes, wenn man funktionslose Akkus sofort zurückgibt“, verdeutlicht Volker Dohrmann von Stevens Bikes.

- Sicherheit geht vor: Beim Austausch ist zu beachten, dass der neue Akku zum Motor und in die Halterung passt, also ob es sich um eine Unter- beziehungsweise Sattelrohr- oder Gepäckträgervariante handelt. „Zudem sind der Name des Herstellers und die verwendete Spannung in Volt anzugeben. Die Infos befinden sich meist auf einem Aufkleber am Akku“, sagt Tom Specht, Sprecher von Haibike. Hochwertige Ersatz-Akkus schlagen mit 500 Euro und aufwärts zu Buche. Jedoch steht Sicherheit an oberster Stelle. Günstige Nachbauten mögen zwar durch ihren lukrativen Preis reizen, aber bei Teilen des Originalherstellers kann man sich darauf verlassen, dass diese auf die weiteren Antriebskomponenten abgestimmt sind. „Ein Ersatz-Akku muss zumindest eine CE-Prüfung bestanden haben. Das ist am entsprechenden CE-Zeichen erkennbar“, so Specht. pd-f

Ohne Probleme mit elektrischem Rückenwind

Die Vielfalt der E-Bikes auf dem Markt ist enorm – Für Kaufinteressenten stellen sich damit eine Menge Fragen

Viele Menschen fahren nur noch E-Bike. Der Zweirad-Industrie-Verband verzeichnet für 2017 mit 720 000 in Deutschland verkauften Exemplaren ein Plus von fast einem Fünftel (19 Prozent) gegenüber dem Vorjahr. Ein Grund sei die mittlerweile große Modellvielfalt – vom E-Trekkingrad über das E-Lastenrad bis zum E-Mountainbike. Selbst E-Falträder gibt es. Für Kaufinteressenten stellen sich damit eine Menge Fragen.

- Der Einsatzzweck: „Beim Kauf sollte man den Einsatzbereich abstecken“, sagt René Filippek vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). „Das entscheidet über die Art des Rades.“ Für viele Radfahrer eigne sich ein E-Trekkingrad, mit dem man sowohl auf der Straße wie auch auf Feldwegen gut zurecht kommt. Wer Sport treibt, für den kann etwa ein E-Rennrad oder ein E-Mountainbike passend sein. Auf ein faltbares E-Rad im Kleinformat zurückgreifen könnten womöglich Pendler, die auch öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Denn das nimmt in der Bahn nicht viel Platz ein. Wer ein S-Pedelec ins Auge fasst, das statt bis 25 bis zu 45 km/h unterstützt und rechtlich als versicherungspflichtiges Kleinkraftrad gilt, sollte wissen: Kinderanhänger sind bei dieser Art E-Bikes nicht erlaubt.

- Der Akku: „Wenn ich keine Touren mache und nur in der Stadt unterwegs bin, brauche ich nicht den Mega-Akku“, sagt Filippek. Wer eine Batterie mit weniger Kapazität kauft, spart beim Preis und auch an Gewicht. Und das Ersatzteil ist bei möglichem Akkuversagen billiger. Am weitesten verbreitet sind derzeit Akkus mit 400 bis 500 Wattstunden (Wh), die laut Filippek eine Reichweite von 60 bis 80 Kilometer besitzen. „Allerdings gibt es kein standardisiertes Verfahren zur Bestimmung der Reichweite.“ Denn diese hängt sehr von der Topografie des Fahrgebietes, dem Gewicht von Fahrer und Gepäck oder der Stärke des Gegen- oder Rückenwindes ab. Mittlerweile sind die Akkus in der Regel entnehmbar, was das Laden vereinfacht. Rainer Hauck vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) rät, auf eine zusätzlich zur gesetzlichen Gewährleistung ausreichende Garantie zu achten. Denn Batterien sind Verschleißteile: „Gut sind beispielsweise zwei Jahre oder 1000 Ladezyklen.“ Auch Ladezeiten unterscheiden sich teils erheblich. 

- Der Motor: Die meisten E-Bikes fahren mittlerweile mit einem Mittelmotor, es gibt aber auch Räder mit Motoren an der Vorder- oder Hinterradnabe. Der Vorteil des Mittelmotors liegt in den besseren Fahreigenschaften, denn im Bereich des Tretlagers sitzt er in der Nähe des Fahrradschwerpunktes. Allerdings erfordert der Mittelmotor auch einen speziellen Rahmen, was das Rad teurer macht. Hinzu kommt: „Der Verschleiß von Kette, Ritzel und Komponenten der Kettenschaltung ist höher, weil die Motorkraft auf den Antrieb wirkt“, sagt Filippek. Front- und Heckantrieb schonen diese Komponenten und sind leiser, doch besteht die Gefahr, dass entweder das Vorderrad durchdreht oder das Fahrrad sich aufgrund des Mehrgewichts hecklastig fährt. Andererseits wirkt die Kraft bei den Hinterradnabenmotoren dort, wo sie gebraucht wird, und nur bei ihnen ist die Energierückgewinnung beim Bergabfahren möglich. Der Vorderradnabenmotor gilt laut Thomas Geisler vom Pressedienst Fahrrad (pd-f) als preisgünstige Einstiegslösung, weil er einfach zu integrieren ist.  

- Die Schaltung: Neben Ketten- und Nabenschaltung kommt als dritte Möglichkeit die Automatikschaltung hinzu. Soll es ein Heckmotor sein, ist eine Nabenschaltung laut Hauck schwierig umzusetzen, denn die sitzt an der Hinterradnabe. Sportliche Biker, die viele Gänge benötigen, müssen in der Regel ohnehin auf eine Kettenschaltung zurückgreifen, die weit mehr Schaltstufen bietet. Nicht alle Fahrradhersteller arbeiten mit allen Komponentenherstellern zusammen, was die Suche nach der idealen Motor-Getriebe-Kombination nicht vereinfacht.

- Die Bedienung: Neben Schalt- und Bremshebeln und der Klingel sollte auch das Display gut zu bedienen sein, rät Hauck. Bei der Bedieneinheit des Antriebs besteht eine gewisse Produktvielfalt: Vom einfachen Schwarz-Weiß-Display mit Basisfunktionen etwa für die Stufen der Tretunterstützung und die Akkustandsanzeige bis zum vollwertigen Gerät mit Navi und Digitalschnittstellen ist vieles zu haben.

- Die Probefahrt: Sich mit einem E-Bike vertraut zu machen, ist neben dem für Anfänger gewöhnungsbedürftigen Antrieb vor allem aufgrund des höheren Fahrradgewichts notwendig. Wer in den Fahrradkeller muss, wird mit 20 bis 30 Kilo viel zu tragen haben. „Um dafür eine Gefühl zu bekommen, ist eine Probefahrt eminent wichtig“, sagt ADFC-Experte Filippek. Um die Unterschiede verschiedener Motor- und Getriebekonzepte kennenzulernen, sollte am besten ein auf E-Bikes spezialisierter Händler aufgesucht werden. Laut VCD-Mitarbeiter Hauck überlassen diese interessierten Kunden oftmals ein Proberad für einen Nachmittag oder sogar 24 Stunden. VCD und pd-f weisen mit Blick auf das erhöhte Unfallrisiko gegenüber dem muskelbetriebenen Radeln auch auf spezielle Fahrtechnikschulungen für E-Bike-Einsteiger hin. Besondere Bedeutung kommt den Bremsen zu, die beim schweren E-Bike standfest sein sollten. Geeignet sind vor allem Hydraulikbremsen.

- Der Preis: René Filippek vom ADFC rät von Rädern unter 1800 Euro ab. Weil allein die Elektrokomponenten viel Geld kosteten, laufe man bei günstigeren Rädern Gefahr, dass die übrigen Fahrradkomponenten von minderwertiger Qualität sind. Bei S-Pedelecs mit einem 500 Watt statt 250 Watt starken E-Motor nennt er eine Richtschnur von 2500 Euro. dpa