Von Norbert Dengler Eichstätt (EK) Von der A-Klasse bis in die Regionalliga: Für den VfB Eichstätt ging es in den vergangenen 18 Jahren steil bergauf. Im Schnitt feierten die Domstädter alle zweieinhalb Jahre einen Aufstieg. Kamen die Gegner in der Saison 1998/99 noch aus Kasing, Irfersdorf oder Stammham, trifft der VfB nun in wenigen Wochen in der höchsten deutschen Amateurklasse auf die Zweitvertretungen der Bundesliga-Mannschaften aus Augsburg, München oder Nürnberg.Der Jubel nach dem Schlusspfiff des letzten Saison-Heimspieles fiel eher verhalten aus. Kein Wunder: Schließlich hatte man die Meisterschaft bereits in der Vorwoche eingetütet und mit einem wahren Partymarathon den Aufstieg in die Regionalliga – den größten Erfolg in der 97-jährigen Vereinsgeschichte – gefeiert. Auf dem Platz in Neumarkt gab es Jubelstürme und Bierduschen, zuhause in der Domstadt wurde überschwänglich bis in die Abendstunden des nächsten Tages weitergefeiert. „Das war einfach das Momentum, das man genießen muss. Da sind direkt nach dem Schlusspfiff Emotionen dabei, die man nicht toppen kann“, sagte Abteilungsleiter Hans Benz, der die ersten Feierlichkeiten berufsbedingt versäumte. „Das hole ich aber heute Abend nach“, merkte er lachend an. Und auch Trainer Markus Mattes hatte unmittelbar nach der Meister-Ehrung durch Spielleiter Thomas Unger keine Zweifel, dass es erneut eine rauschende Partynacht werden würde.Unger, der zum zweiten Mal in Eichstätt war, überbrachte auch die Glückwünsche des BFV-Präsidenten Rainer Koch. „Ich wünsche euch viel Glück und Erfolg in der Regionalliga“, sagte er. Spielführer Simon Böhm bekam von ihm als erster die Meisterschaftsmedaille überreicht und stimmte auf Aufforderung „der Jungs“ ein Bayernliga-Meister-Lied an. Danach wurde den Spielern, dem Trainerteam und den Betreuern die Plakette um den Hals gehängt. Plötzlich war ein Drei-Liter-Krug in den Händen von „Feierbiest“ Lucas Schraufstetter. Benz entwendete vorsichtshalber das Handy aus Ungers Hosentasche, doch Schraufstetter hatte es ohnehin nur auf Trainer Mattes abgesehen. Beim Versuch, ihn mit Gerstensaft zu überschütten, ging der überdimensionale Weizenstutzen jedoch zu Boden und zerbrach. Ein Malheur, das man sicher verschmerzen konnte. „Denn wir haben noch weitere Krüge“, sagte Schraufstetter frech grinsend.Die Mannschaft freute sich derweil über den gelungenen Saisonausklang mit einem standesgemäßen 4:0 (2:0)-Sieg über den Tabellenvorletzten SV Alemannia Haibach. Simon Böhm, der die Eichstätter Mannschaft letztmals als Kapitän auf das Spielfeld führte, wurde bereits vor dem Spiel gebührend verabschiedet. Bei seiner Auswechslung in der 86. Minute bedachten ihn die rund 500 Zuschauer im Westpark-Stadion mit riesengroßem Applaus. Jeder Spieler lief auf den 31-Jährigen zu, umarmte ihn oder gab ihm einen Klapps der Anerkennung mit auf den Weg.Und es gab einen Anlass mehr zur Freude: Mit Fabian Eberle, dem man drei Treffer auflegte, sicherte sich ein Eichstätter die Torjägerkanone der Bayernliga Nord. Vor allem das letzte Tor war ein Beispiel mit Symbolkraft, was den VfB in der kompletten Spielzeit ausgezeichnet hat: der Teamgeist und die Kameradschaft. Neid und Nebenkriegsschauplätze gab es nicht, das eigene Ego stand hinten an. Denn sonst hätte Philipp Federl den Ball in der 90. Minute ins leere Tor geschoben und nicht mehr quer zu Eberle gelegt – und ihn damit mit 26 Treffern zum alleinigen Torschützenkönig gemacht. „Der Schlüssel zum Erfolg war das Team. Das hat man in dieser Situation am besten gesehen“, betonte Trainer Markus Mattes. Auch die Zuschauer quittierten Federls Uneigennützigkeit mit viel Applaus.In der Formel-1 würde man angesichts der Eichstätter Dominanz von einem Start-Ziel-Sieg sprechen. Denn nach einem 2:0-Auftaktsieg gegen den SV Erlenbach übernahm der VfB bereits am zweiten Spieltag die Tabellenführung – und gab sie bis zum Schluss nicht mehr her. Zeitweise führte die Mattes-Truppe die Tabelle nach nur einer Niederlage aus den ersten 14 Spielen mit 11 Zählern Vorsprung an. Lediglich zwischen dem 15. und 19. Spieltag gab es eine kleine Krise mit drei Niederlagen und einem Unentschieden aus fünf Spielen. Der Vorsprung schmolz dahin. „Wir wussten, dass wir nicht alle Spiele gewinnen können. Das kann keine Mannschaft. Deshalb waren wir in dieser Phase auch überhaupt nicht beunruhigt“, sagte der Erfolgscoach.Spätestens in der Winterpause habe man sich intensiv mit dem Thema Meisterschaft und Regionalliga befasst. Die Maschinerie nahm ihren Lauf: Neue Sponsoren wurden akquiriert und mit dem Verband oder anderen Entscheidungsträgern fanden viele Gespräche statt. „Das hat sehr viel Arbeit gemacht und Zeit gekostet. Aber alles andere hätten wir den Spielern nicht vermitteln können, nachdem wir im Vorjahr schon auf die Beantragung der Lizenz verzichtet hatten“, sagte Benz und meinte: „Wir haben eine richtig geile Truppe mit einem hervorragenden Charakter. Sie ist – auch außerhalb des Platzes – immer als Team aufgetreten, und hat es sich verdient, Regionalliga zu spielen.“Als Schlüsselspiele bezeichnete Mattes die beiden siegreichen Duelle gegen den Vizemeister SV Viktoria Aschaffenburg. „Beim deutlichen 4:1-Hinspielsieg haben wir gezeigt, dass wir gegen solch starke Mannschaften bestehen können. Und mit dem 1:0 im Rückspiel haben wir trotz der verletzungsbedingten Ausfälle von Fabian Eberle und Benjamin Schmidramsl ein ganz großes Ausrufezeichen im Kampf um den ersten Platz gesetzt“, sagte der aus Karlshuld stammende Meistermacher.22 Siege, 7 Unentschieden und 5 Niederlagen bei einem Torverhältnis von 83:34 sind die eindrucksvolle Bilanz des VfB Eichstätt in der Saison 2016/17. Diese Erfolgsstory spricht sich selbstredend auch im weiten Umkreis herum. „Wir haben unzählige Glückwunschschreiben von Städten, Gemeinden, Firmen, Vereinen oder Einzelpersonen bekommen. Für deren aufrichtige und ehrliche Worte möchten wir uns an dieser Stelle sehr herzlich bedanken“, sagte Vorsitzender Thomas Hein.
Bayernliga Nord: Meister VfB Eichstätt e.V. 1920
24.5.2017 13:00 Uhr
Ab in die Regionalliga: Eichstätter Fußballer feiern den größten Erfolg in der 97-jährigen Vereinsgeschichte – Im Schnitt gab es alle zwei Jahre einen Aufstieg