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Die schillerndsten Fasenickl|4. Narrentreffen in Kipfenberg

Die schillerndsten Fasenickl

01.02.2018

Kipfenberg (mme) Der Markt Kipfenberg im Altmühltal – im Fernsehen als die „Seele Bayerns“ gelobt – besitzt die ältesten historischen Quellen zum Faschingsbrauchtum und bildet seit jeher das Zentrum seiner Verbreitung, obgleich verwandte Fastnachtsgestalten in den Nachbargemeinden Kinding und Enkering sowie vereinzelt im fränkisch-bayerischen Grenzgebiet existieren.Der Kipfenberger Kulturverein „Die Fasenickl“ (KVF) hat es sich zur Aufgabe gemacht, die noch existierenden historischen Gewänder zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen sowie den Brauch des Fasenickllaufens auch außerhalb der Fastnachtszeit darzustellen. Ein kleiner Ausflug in die Historie:- Wer ist der Fasenickl? Der Fasenickl ist durch seine äußerst aufwendige Kostümierung und durch seine ausgeprägten Brauchrituale eine der schillerndsten Fastnachtsfiguren des deutschen Sprachraumes, wie der KVF in seinem neuen Flyer erläutert.- Was gehört zur akustischen Kulisse? Das weithin hörbare Schnalzen mit einer kurzstieligen Peitsche, der Goaßl, das „Faseln“ hinter der Holzmaske mit verstellter Stimme vorwiegend jungen Mädchen gegenüber, unzählige Glöckchen am Kostüm sowie der mysteriöse Reizruf „Gösucht“ beim Verteilen von Brezen und Bonbons an die Kinder bilden die akustische Kulisse einer originellen Szenerie charakteristischer Rituale mit Alleinstellungsmerkmal.

4. Narrentreffen in Kipfenberg

01.02.2018 12:00 Uhr

Aktive Traditionspflege mit Goaßl, Faseln, Glöckchen und dem mysteriösen Ruf „Gösucht“

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Die Fasenickl aus Kipfenberg gehören durch ihr äußerst aufwendiges Häs – so nennt man die Verkleidung – und durch ausgeprägte Brauchrituale zu den schillerndsten Fastnachtsfiguren des deutschen Sprachraums. Archivfotos: Metzel
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Beim Preisschnalzen messen sich Jung und Alt.

- Wo liegen die Ursprünge des Brauches? Gesicherte Erkenntnisse lassen den Brauch bis in die Barockzeit zurückverfolgen. Die ältesten Ausstellungsstücke im Fasenicklmuseum stammen aus dieser Epoche. Es finden sich mehrere Indizien, die auf ein wesentlich höheres Alter des Fasenickl-Brauchtums verweisen. Quellen sprechen davon, dass die Fasenickl Bräuche vorchristlichen Dämonenkults und Fruchtbarkeitsriten aus keltischer Zeit verkörpern. So soll die Goaßl als kultisches Symbol zur Erweckung der Lebensgeister im Frühling gedient haben. Eine weitere Deutung des Schnalzens liegt in der Vertreibung der bösen Geister und Dämonen des Winters. Diesen schrillen, ohrenbetäubenden Lärm verbreiten bis heute viele fränkisch-alemannischen Fasnachtsfiguren, auch mit anderen Instrumenten, wie beispielsweise Schweinsblasen, Ratschen oder Rasseln. Schnalzkonzerte und Schnalzwettbewerbe – meist im Dreivierteltakt – haben sich zu ihrer heutigen Form erst nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt.

- Wie wird das Kostüm hergestellt? Die Herstellung des mehrteiligen Kostüms übertrifft hinsichtlich des Aufwandes jegliche Spielarten der schwäbisch-alemannischen Fasnacht. Auf einen Leinen-Anzug werden etwa 6000 rote, von Hand ausgestanzte Filzrauten aufgeklebt, vernäht und mit einer handgeknüpften Wollborte, die rund 40 Meter lang ist, eingerahmt.

Die leicht dämonisierenden, gleichwohl ästhetisch überaus schönen Holzmasken werden individuell aus einem Lindenholzblock glattlarvig herausgeschnitzt und gefasst. Auf der Kopfhaube, in der die Maske eingearbeitet ist, sitzt der kunstvolle Hahnenfederbusch mit Schellenbaum und Buntbändern und verleiht dem Fasenickl eine majestätische Größe. Mit ihren barocken Masken und Kostümen repräsentieren die voll vermummten Fasenickl, an deren Farbenpracht man sich kaum sattsehen kann, einen beispiellosen Archetypus menschlicher Vitalität.

Das Fasenicklmuseum von Kipfenberg liegt zentral im Ortskern der Marktgemeinde. Es ist im liebevoll restaurierten Torwärterhäuschen untergebracht. Das Museum ist von Mai bis zum 3. Oktober an jeden Sonntag von 14 bis 17 Uhr und auch zu anderen Zeiten nach Vereinbarung geöffnet. Weitere Informationen finden sich unter www.fasenickl.de. DK