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„Interessanter und vielschichtiger Beruf“|Einweihung Kaminkehrer-Bildungszentrum in Mühlbach

„Interessanter und vielschichtiger Beruf“

18.05.2017

Von Josef Bartenschlager Viele Betriebe, gerade aus dem Bereich des Handwerks, haben Probleme, Nachwuchs zu rekrutieren. Davon ist bei der Zunft der Kaminkehrer wenig zu spüren. Hier mangelt es nicht an jungen Leuten, die gerade diesen Beruf ergreifen möchten. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an die Ausbildung und den Beruf. Beides zusammen, die starke Nachfrage und die veränderten Rahmenbedingungen des Berufsbildes, führten zu der Notwendigkeit, die Kaminkehrerschule in Mühlbach bei Dietfurt zu erweitern. Obwohl diese Bildungseinrichtung in einem kleinen Dorf untergebracht ist, handelt es sich um die größte und wohl eine der modernsten ihrer Art in ganz Europa – und sie blickt auf eine lange Erfolgsgeschichte zurück. 1971 erwarben die Kaminkehrerinnungen Oberpfalz, Unterfranken und Oberfranken die ehemalige Volksschule in Mühlbach, bauten sie nach ihren Bedürfnissen um und im Lauf der Jahre immer wieder aus. So expandierte sie nicht nur zu einer beeindruckenden äußeren Dimension, sondern entwickelte sich zu einem der fortschrittlichsten Bildungszentren für das Schornsteinfegerhandwerk, das qualitativ keine Wünsche offen lässt. Rund 1400 Kaminkehrerbetriebe gibt es in Bayern – für etwa die Hälfte ist Mühlbach zuständig. Konkret für die Betriebe in Mittelfranken, Ober- und Unterfranken sowie für die Oberpfalz. Das bedeutet gleichzeitig eine stetige Weiterentwicklung. Jetzt ist es wieder einmal so weit: Der Erweiterungsbau wird seiner Bestimmung übergeben. „Die Ausbildungsverordnung hat sich verändert“, erläutert der Oberpfälzer Innungsmeister Peter Wilhelm, der Hausherr der Einrichtung. „Diese zusätzlichen Ausbildungsinhalte hätten mit dem bestehenden Betrieb nicht durchgeführt werden können.“ Gleichzeitig wurde die in die Jahre gekommene Küche durch einen neuen Trakt ersetzt. Dem Erweiterungsbau musste der Minigolfplatz weichen. Er sei sowieso kaum genutzt worden, sagt der Leiter der Einrichtung. Und es gebe genügend andere Möglichkeiten zum sportlichen Ausgleich: Kegelbahn, Allwetterplatz und Fitnessraum. Rund zwei Jahre haben die Arbeiten gedauert; die Kosten belaufen sich auf rund 2,2 Millionen Euro – gut investiertes Geld.

Einweihung Kaminkehrer-Bildungszentrum in Mühlbach

18.5.2017 19.00 Uhr

„Interessanter und vielschichtiger Beruf“

Erweiterung der Kaminkehrerschule spiegelt die gewachsenen Anforderungen an Aus- und Weiterbildung wider

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An der reich bestückten Hydraulikwand lernen angehende Kaminkehrer, was in Heizungssystemen passiert, wenn bestimmte Stellschrauben gedreht werden. Foto: Roswitha Meier

Welche hohen Anforderungen an Aus- und Weiterbildung inzwischen gestellt werden, zeigt sich an der Aufzählung von Obermeister Wilhelm. Immer stärker rücke die Energieberatung in den Fokus, ebenso der vorbeugende Brandschutz. „Die Berufsschule musste an die komplexeren Lerninhalte angeglichen werden“, sagt Wilhelm. Darüber hinaus gehe es immer weniger darum, bestimmte Paragrafen auswendig zu lernen, als vielmehr die Bestimmungen ganz praktisch kennenzulernen und sich im Umgang mit ihnen zu üben, betont Wilhelm: „Das ist richtiges Handanlegen.“ Niemandem sei gedient, wenn ein Kaminkehrer die Unfallverhütungsvorschriften im Kopf habe; er müsse auch den Sinn hinter dem Regelwerk verstehen und in der Lage sein, die Vorschriften in der Praxis umzusetzen. So wurde eine Hydraulikwand eingebaut, um die Abläufe im Zentralheizungsbau zu erläutern. Die Schüler und Seminarteilnehmer sollen sehr deutlich erleben können, was passiert, wenn bestimmte Stellschrauben geändert werden. Ebenso müssen Schornsteinfeger Kamine mauern, Kernbohrungen durchführen und Dachtritte montieren können. „Wir greifen nicht in das Handwerk der Heizungsbauer und anderer Fachbetriebe ein“, stellt der Obermeister klar. „Aber wir wollen verstehen, wie und warum etwas funktioniert.“

„Wir verfügen entgegen dem allgemeinen Trend über ausreichend Nachwuchs“, erklärt der Obermeister weiter. „Unser Beruf ist interessant und vielschichtig geworden.“ Das würden auch die Umschulungen zeigen, die manche junge Leute machen. Es gebe Lehrlinge, die sich als zweiten oder gar als dritten Beruf für den des Schornsteinfegers entscheiden. Aus Sicht des Obermeisters völlig zurecht: „Ich sehe den Kaminkehrerberuf als Zukunftsberuf an.“ In Mühlbach werden nicht nur künftige Schornsteinfeger ausgebildet. Diesen Part übrigens übernimmt die Staatliche Berufsschule, die sich hier eingemietet hat. Die Kaminkehrerschule bietet wesentlich mehr. Sie bereitet Kaminkehrer auf die Meisterprüfung vor und bietet Fortbildungen zum Energieberater oder zum Brandschutzbeauftragten an. Und sie ist dafür zuständig, dass die Männer und Frauen in der schwarzen Kluft ihre vorgeschriebene Weiterbildung absolvieren können. Jeder Kaminkehrer muss sich viereinhalb Tage pro Jahr fortbilden.

Immer wieder besuchen ausländische Kollegen die Einrichtung. „Wir haben eine Partnerschule in Prag“, sagt Wilhelm. Einmal pro Jahr besuchen angehende tschechische Kaminkehrer Mühlbach und „unsere Jungs sind in Prag“, fährt der Obermeister fort. So gelinge ein reger Austausch – auf menschlicher und auf fachlicher Ebene.

Auch ungarische oder italienische Fachkräfte schätzen das Know-how aus Mühlbach und sind dort regelmäßig zu Gast. Und so hat so mancher „Mann auf dem Schornstein“ seine solide Ausbildung in der Kaminkehrerschule in Mühlbach genossen.

Energie und Umwelt

Publikum bekommt spannende Themen beim Tag der offenen Tür geboten

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Der Erweiterungsbau des Aus- und Fortbildungszentrums für Kaminkehrer in Mühlbach ist fertiggestellt. Am Sonntag findet die offizielle und feierliche Inbetriebnahme statt. Fotos: Roswitha Meier


Von Josef Bartenschlager


Das Werk ist vollendet, die Arbeiten abgeschlossen: Am Sonntag, 21. Mai, sollen die neue Werkhalle und der Küchentrakt des Aus- und Fortbildungszentrums für Kaminkehrer in Mühlbach offiziell ihrer Bestimmung übergeben werden. Die Feier findet im Ernst-Michl-Saal der Einrichtung an der St. Florian-Straße 1- 8 statt.

Das Programm beginnt um 9.30 Uhr mit einem Sektempfang. Dazu singt der Chor der Kaminkehrer-Innung Oberpfalz unter der Leitung von Joseph Frischholz. Die Begrüßung der Gäste übernimmt Peter Wilhelm, der Obermeister der Kaminkehrer-Innung Oberpfalz und Leiter des Aus- und Fortbildungszentrums. Wilhelm wird auch die Moderation der gesamten Feier übernehmen.

Grußworte sprechen Bernd Mayr, der 3. Bürgermeister der Stadt Dietfurt, Landrat Willibald Gailler, Dr. Georg Haber, der Präsident der Handwerkskammer Niederbayern/Oberpfalz und der Architekt Klaus Lehner. Die Festansprache hält Albert Füracker, Staatssekretär im Bayerischen Finanzministerium. Anschließend wird Pfarrer Christian Stock die neuen Räume segnen. Eigens für diesen Anlass hat die Künstlerin Bettina Reichert Rußbilder geschaffen, die sie im Rahmen der Einweihungsfeier übergeben wird. Für den musikalischen Rahmen ist der Chor der Kaminkehrer-Innung Oberpfalz zuständig. 

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Da macht das Kochen Spaß: Die Küche ist ebenfalls in einem neu errichteten Trakt untergekommen. Die Gerichte, so ist zu hören, sollen hervorragend sein.

Im Anschluss können sich Interessierte im neuen Schulungs- und Küchengebäude umsehen. Die Türen stehen bis etwa 17 Uhr offen. Führungen gibt es um 13, 14 und 15 Uhr; Treffpunkt dazu ist am Brunnen. Fachaussteller informieren zu den Themen Heizung, Energie und Umwelt. Die Organisatoren haben sich auch um ein abwechslungsreiches Kinderprogramm gekümmert, das sich ebenfalls um die Themen Energie und Umwelt dreht. Die Besucher können sich an einem Glücksspiel versuchen. Es gibt kleine Snacks, Kuchen sowie kalte und warme Getränke.

Der gesamte Erlös aus dieser Veranstaltung fließt dem Verein „Kaminkehrer helfen krebskranken Kindern“ zu.