Insgesamt fünf ansprechende, voll möblierte Zimmer mit eigener Küche und Bad stehen dort zur Verfügung, berichten Katharina und Matthias Walser aus Theissing. Katharina Walser ist die Nachfahrin der früheren Besitzer. Sie hat das Gebäude mit Hilfe von Fachfirmenkernsanieren lassen, und sich dabei eng an alten historischen Vorlagen orientiert. „Der Verkaufsraum war noch so, wie 1999, als die Omadas Geschäft für immer schloss, erhalten, verrät sie. Vorher war das Gebäude im Besitz von Martin und Silvia Zieglmeier gewesen, die es ebenfalls von ihren Vorfahren übernommen hatten. Das Haus an der Hauptstraße hat also eine reiche Geschichte, über die die Familien Walser und Zieglmeier einiges berichten konnten.
Oberdolling – Bis 1892 reicht die Geschichte der alten Bäckerei Zieglmeier in Oberdolling zurück. Es ist eines der prägenden Gebäude im Ortsbild – und wurde vor kurzem von der Familie Walser mit Unterstützung einiger Fachbetriebe liebevoll und nach historischen Vorlagen renoviert. Mit Grund: in das alte Gebäude, das seit 2009 leer stand, soll wieder neues Leben einziehen.Die Familie Walser eröffnet in dem Gebäude ab sofort ein modernes Boardinghaus.
1892 hat ein Georg Wittmann aus Unsernherrn das Gebäude gekauft, wie aus alten Dokumenten hervorgeht. Er hatte eine Karolina Ott aus Oberdolling kennen- und auch lieben gelernt. Die beiden waren verheiratet, hatten ein gemeinsames Kind und wollten sich in Oberdolling niederlassen. Georg Wittmann war gelernter Bäcker und der erste von insgesamt drei Generationen an Bäckern, die in diesem Haus leben und arbeiten sollten. Die Familie hatte sieben Kinder, von denen jedoch nur zwei Mädchen überlebten.
Eines davon, die Tochter Karolina, heiratete wieder einen Bäcker: Martin Zieglmeier hieß er und war ursprünglich ein Bauerssohn vom Nachbaranwesen. Auch Martin Zieglmeier erlernte das Bäckerhandwerk. Diese Familie hatte insgesamt fünf Kinder und musste auch durch den zweiten Weltkrieg viele Schicksalsschläge erleiden. Die beide Söhne Martin und Bartholomäus erlernten das Bäckerhandwerk, konnten es aber wegen Kriegsverletzungen irgendwann nicht mehr ausüben. Den älteren und auch Hofnachfolger der beiden Söhne kosteten die Spätfolgen einer Kriegsverletzung dann sogar das Leben.
Übrig blieb dessen Witwe Magdalena Zieglmeier mit ihren zwei kleinen Kindern, die die Bäckerei weiter führte. Zunächst stellte sie einen Bäcker an, bis sie, gegen Mitte der 60er Jahre den Backbetrieb dann einstellte und bis zum Jahr 1999 Backwaren von ansässigen Bäckereien verkaufte. Magdalena Zieglmeier, die mittlerweile verstorben ist, war die Großmutter der jetzigen Eigentümerin Katharina Walser.
Walser ergänzt, dass noch jemand zur Geschichte der Hauses gehört und fest damit verbunden ist: „Der Georg.“ Der Georg kam als Überläufer aus der heutigen Ukraine und hat ab 1948 bis zu seinem Tod im Jahr 1990 auf dem Anwesen gewohnt und gearbeitet. Er hätte damals in der Landwirtschaft geholfen und ist auch in Oberdolling beerdigt. „Früher hat man die Kriegsflüchtlinge auf die Höfe aufgeteilt. Diese haben dort gegen Kost und Unterkunft sowie gegen Lohn dort gearbeitet und mitgeholfen“, berichtet Katharina Walser.
Die Kernsanierung des Hauses ihrer Vorfahren sei ihr eine Herzensangelegenheit gewesen, betont Walser: „Es wäre schön, wenn Menschen, die ein altes Haus besitzen, dieses und seine Geschichte zu schätzen wissen.“ Was die Vorfahren geschaffen haben, sei oft durchaus erhaltenswert. Und wenn man so ein altes Kleinod nach historischen Vorbildern saniert, bekomme man oft ein schöneres Ergebnis als bei manchen Neubauten.
Wer sich für Unterkunft im frisch sanierten Boardingh aus an der Hauptstraße in Oberdolling interessiert, findet auf dieser Homepage die Kontaktdaten: www.alte-baeckerei-zieglmeier.de vov