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Altmühltal: Das zauberhafte entschleunigte Tal|Landschafts-, Kultur- und kulinarische Genüsse auf einer Radtour im Altmühltal

Altmühltal: Das zauberhafte entschleunigte Tal

Wer den „Tatzlwurm“, die zweit längste Holzhängebrücke Europas bei Essing überquert, spürt seine Schwingungen als ganz besonderes Körpererlebnis und hat obendrein einen atemberaubenden Blick ins Altmühltal.

Wer den „Tatzlwurm“, die zweit längste Holzhängebrücke Europas bei Essing überquert, spürt seine Schwingungen als ganz besonderes Körpererlebnis und hat obendrein einen atemberaubenden Blick ins Altmühltal.

23.08.2021

Riedenburg - Sind denn die Fahrradwege zwischen Dietfurt und Kelheim im Altmühltal überhaupt eine Herausforderung?    

Nein, sicherlich nicht - und das wollen sie auch gar nicht sein. Wer dennoch da eine sportliche Herausforderung sucht und vielleicht die knapp 35 Kilometer lange Strecke in Höchstgeschwindigkeit radeln möchte, hat die Philosophie der Streckenführung nicht verstanden und keinen mentalen mentalen Zugang zur Ästhetik der Landschaft. Schon die Altmühl selber hat dafür gesorgt, dass hier ein niedrigerer Pulsschlag zu spüren ist. Denn die Altmühl ist der langsamste Fluss in Bayern, zwischen Dietfurt und Kelheim beträgt der Höhenunterschied in diesem landschaftlich wohl schönsten Abschnitt gerade einmal 22 Meter. So träge wie die Altmühl ab Dietfurt im Bett des Main-Donau-Kanals fließt, so beruhigend und entschleunigend prägt sie das Leben an den Ufern. Wir starten unsere Fahrradtour in Dietfurt ab der Anlegestelle für Personenschiffe, wo nicht weit entfernt die Altmühl in den Main-Donau-Kanal mündet. Dietfurt alleine wäre mit seinem historisch-biedermeierlichen Stadtensemble samt dem mittelalterlichen Rathaus schon einen Besuch wert. Zumal hier noch Bäcker und Metzger eigenständig ihr Handwerk ausüben und die Geschäfte noch selbständig und unabhängig von großen Konzernen agieren.

Anders als in großen Städten, wo internationale Handelsriesen mit immer gleichen Häuserfassaden die Individualität vernichten, zeigt sich Dietfurt in einem ganz persönlichen und unverwechselbaren Stil. Zwar verlaufen auf beiden Seiten der Wasserstraße die für den öffentlichen Verkehr gesperrten Radwege und Brücken ermöglichen immer wieder einen Seitenwechsel, aber viele Radfahrer ziehen die linke Kanalseite vor. Vorbei am Industriehafen radeln wir auf gepflegten, aber nicht asphaltierten Wegen und passieren schon nach wenigen Kilometern ein altes Schleusengehöft bei Mühlbach. König Ludwig I. von Bayern hatte von 1836 bis 1846 schon einmal einen Kanal graben lassen, um die Donau mit dem Main als neue Wasserstraße zu verbinden. Weiße Kalkfelsen stechen im gesamten Tal immer wieder markant aus dem Grün der Hangwälder hervor, wie der Flügelsfelsen bei Meihern.

Rastmöglichkeiten samt vielfältiger Qualitäts-Gastronomie sind in dieser von einem sanften Tourismus geprägten Region in fast jedem Ort entlang der Fahrradwege zu finden. Das weiträumige Tal, das vor etwa sieben Millionen Jahren von der Urdonau geschaffen und danach von der viel kleineren Altmühl genutzt wurde, bietet ständig wechselnde Natureindrücke. Verwunschene Altwässer mit Biberburgen und einer fesselnden Vogelwelt bis hin zum Eisvogel, historische Schleusenhäuser und archäologische Fundstellen, die am Rande der gesamten Fahrstrecke im Rahmen des Archäologieparks Altmühltal zu finden sind, bremsen unseren Reisedrang. Nach einer weiten Talschleife kommen wir am malerisch gelegenen Riedenburg mit der Rosenburg und den Ruinen Rabenstein und Tachenstein vorbei. Mehr als nur ein paar Augenblicke sollten wir uns schon gönnen, um Riedenburg kennen zu lernen. Das Ensemble vom Marktplatz mit dem Alten Rathaus samt Glockentürmchen, dahinter die Pfarrkirche St. Johannes und darüber die Rosenburg mit dem Falkenhof ist ein Motiv, an dem kein Tourist vorbei kommt. Der Blick talabwärts zeigt uns bereits Burg Prunn.

Keine andere Ritterburg weitum steht so erhaben und stolz auf einem 70 Meter steil aufragenden Felsdorn. Von der fast ebenso markant erbauten Burg Randeck ein paar Kilometer weiter sind nur Ruinen rund um den Bergfried geblieben. Als moderner Ausgleich dazu steht der im Volksmund so genannte „Tatzlwurm“ im Tal.

Altmühltal: Das zauberhafte entschleunigte Tal-2
Das malerische Schleusenwärterhaus aus alter Zeit bei Mühlbach mit der Schleuse daneben wirken, als ob erst gestern der Schleusenwärter noch seine Arbeit verrichtet hätte.
Altmühltal: Das zauberhafte entschleunigte Tal-3
Radfahrer sollten lieber absteigen, wenn sie die zweit längste Holzhängebrücke Europas überqueren wollen. Der so genannte „Tatzlwurm“ ist ein Besuchermagnet im Altmühltal.
Altmühltal: Das zauberhafte entschleunigte Tal-4
Stolz, trutzig und einmalig schön steht die Burg Prunn über dem Tal. Wasser, Wälder und weiße Kalkfelsen prägen die Region Fotos: Erl

Diese nach einer Drachensage benannte Brücke ist mit fast 200 Metern die zweit längste Holzhängebrücke Europas. Nicht weniger malerisch ist die historische Holzbrücke, die nur wenige hundert Meter weiter über einen Altarm der Altmühl in das Felsendorf Essing führt. Ur- und Frühgeschichtsforscher haben hier Milchzähne von Neandertalerkindern ausgegraben, die mit einem Alter von bis zu 70000 Jahren zu den ältesten Relikten in Deutschland gehören. Zum Ziel unserer Radtour ist es nun nicht mehr weit. Spätestens beim Blick auf den Rundbau der Befreiungshalle, die König Ludwig I. zur Erinnerung an die Napoleonischen Kriege auf dem Michelsberg über Kelheim errichten ließ, rollen unsere Räder in die Kreisstadt. Wer die Tour zurück nach Dietfurt nicht wieder auf dem Sattel abstrampeln möchte, kann samt Fahrrad in einen Freizeitbus der Linie 6010 bequem an den Ausgangspunkt zurückkommen. Anfahrt nach Dietfurt: Autobahn A9 ab Anschlussstellen Denkendorf oder Kinding Richtung Altmühltal.

Mit dem Freizeitbus der Linie 6010 samt Fahrrad ab den Bahnhöfen Dollnstein, Eichstätt oder Kinding, Fahrplan ist im Internet veröffentlicht. (er)