Anzeige

Stolze 5000 Stunden Eigenleistung|Viele Tettenwanger Bürger engagieren sich – Abriss der alten Schule und Neubau in 18 Monaten bewältigt

Stolze 5000 Stunden Eigenleistung

Grenzen einer längst vergangenen Zeit kann man im Gerolfinger Eichenwald entdecken: Der Dreiländerstein stammt aus dem Jahr 1696. Er markiert die Grenze zwischen dem Hochstift Eichstätt, dem Herzogtum Bayern und dem Herzogtum Pfalz-Neuburg. Zur Naherholung im Grünen bietet sich nicht nur der Eichenwald an. Auch ein Spaziergang entlang der Schutter entspannt. Fotos: Pehl, Wermter

Grenzen einer längst vergangenen Zeit kann man im Gerolfinger Eichenwald entdecken: Der Dreiländerstein stammt aus dem Jahr 1696. Er markiert die Grenze zwischen dem Hochstift Eichstätt, dem Herzogtum Bayern und dem Herzogtum Pfalz-Neuburg. Zur Naherholung im Grünen bietet sich nicht nur der Eichenwald an. Auch ein Spaziergang entlang der Schutter entspannt. Fotos: Pehl, Wermter

11.09.2020

Tettenwang – Der äußerst desolate Zustand des gemeindeeigenen Schulhauses war es,der die Initiatoren des Dorfgemeinschaftshauses dazu bewegte, sich Gedanken um die Zukunft des im Jahr 1860 errichteten Gebäudes und damit der Möglichkeit für Vereinszusammenkünfte zu machen. Schon bald wurde klar, nach fast 160 Jahren würde das Schulhaus der Spitzhacke weichen müssen. Im Oktober 2018 rollten schließlich schwere Bagger und Baumaschinen an, um das traditionsreiche Gebäude dem Erdboden gleich zu machen. „Das war für manche Dorfbewohner schon ein großer Einschnitt, zumal viele einst die Schulbank indem Haus in der Dorfmitte drückten“, erinnert sich Kirchenpfleger Anton Treffer.     

Vorausgegangen war dem ein entsprechender Abbruch- und Neubaubeschluss des Gemeinderates. Das Architektenteam Berr/Schindlbeck aus Kelheim war mit der mit der Planung beauftragt worden. Die veranschlagten Kosten lagen bei 720 000 Euro. Zwar wurden auch Zuschussanträge beim Ordinariat in Regensburg und beim Amt für Ländliche Entwicklung gestellt, doch es blieb eine hohe Summe, die durch Eigenleistungen der Tettenwanger Bürger erheblich gesenkt werden musste.

Drei Dutzend freiwillige Helferinnen und Helfer der örtlichen Vereine stellten vom Ausräumen des ehemaligen Schulhauses, vom Wegreißen des Gebäudes bis zum heutigen Tag einmal mehr unter Beweis, dass sie mit dem Werkzeug umgehen können sowie den Einsatz von Muskelkraft und Freizeit nicht scheuen. Als Taktgeberundtreibende Kräfte während der 18-monatigen Bauarbeiten zeigten sich OGV-Chef Reinhard Eberl und Kirchenpfleger Anton Treffer sowie Feuerwehrkommandant Bernhard Eberl mit seinen Floriansjüngern.

Nach den Rohbauarbeiten der heimischen Baufirma Dieter Goppold aus Einthal folgten der Dachstuhl der Firma Kernl aus Pondorf, die Spenglerarbeiten von Martin Wirth aus Jachenhausen, die Kunststofffenster baute Reinhard Eberl ein, die Elektroarbeiten führte der örtliche Elektrikermeister Gerhard Eser aus, die Luft-Wärme-Pumpe sowie die Sanitäreinrichtungen installierte die heimische Firma Alfons Kraus und den Innen- und Außenputz fertigte Josef Schmidtner fachmännisch an. „Wir sind sehr dankbar, dass wir unsere heimischen Firmen am Bau des Dorfgemeinschaftshauses beteiligen konnten“, gibt Reinhard Eberl seiner Freude Ausdruck.
       

Punkten kann Gerolfing auch in Sachen Freizeit und Erholung. „Wir haben hier um die 30 Vereine. Vom FC Gerolfing über den Heimat- und Trachtenverein bis zum Motorradverein. Nicht zu vergessen die Faschingsgesellschaft VFG mit ihren fast schon legendären Faschingsdienstagsumzügen, für die auch die Ingolstädter herkommen“, sagt Winkelmeyr. Ideal sei auch der ausgedehnte Eichenwald quasi vor der Haustür und die Nähe zu den Badeseen.

Stolze 5000 Stunden Eigenleistung-2
Hell und modern: Die Mitglieder der Feuerwehr freuen sich über mehr Platz und neue Spinde. Die Küche, die Schreinermeister Reinhard Eberl angefertigt hat, lässt keine Wünsche offen.

Nach der rund einjährigen intensiven Arbeit von gut einem Dutzend Handwerksfirmen aus der Umgebung sowie vielerfreiwilliger Mitglieder der örtlichen Vereine neigten sich die Innenarbeiten in den Wintermonaten 2019 der Fertigstellung entgegen. Mit den ersten Frühlingsstrahlen ging’s dann im März – selbstverständlich unter Einhaltung der Corona-Hygienevorschriften mit der Anlage der Außenanlagen weiter. Unter der Leitung von Ortwin Franz wurden die Granitsteinumrahmungen gesetzt, Schotter aufgetragen, gerüttelt und schließlich das acht Zentimeter starke Betonpflasterin der Hofeinfahrt um das „Schulhaus“ herum und auf der Freifläche vor den Landjugendräumen verlegt.

Dann ging’s mit dem Innenausbau zügig weiter. Unzählbare Stunden verbrachte Eberl beim Einbau der hochmodernen Küche inklusive aller technischer Geräte, wie Spülmaschine, Herd und Absaugung. Zahlreiche Mitglieder des Frauenbundes rückten danach zu einem Grundputz an, spülten das Geschirr und die Gläser und räumten alles ordentlich in die Ablagefächer ein. Damit noch nicht genug: Wiederum Reinhard Eberl fertigte in Handarbeit einen geräumigen Büroschrank aus Eichenholz an und baute diesen in das Arbeitszimmer ein. Darin können die Vorsitzenden der örtlichen Vereine jetzt die notwendigen Vereinsunterlagen aufbewahren. Mit viel Engagement wurde auch der alte Kirchentresor renoviert und von Malermeister Günther Schlagbauer verschönert. Den krönenden Abschluss der Innenarbeiten leistete wiederum Schreinermeister Eberl mit der Anfertigung und dem Einbau des gut fünf Meter langen Holzfahnenschranks.

„Wir danken allen Helferinnen und Helfern, die in mehr als 5000 Arbeitsstunden in den vergangenen zwei Jahren so tatkräftig zupackten, keine Mühe scheuten, etwa 2000 Kilometer mit Privatautos zurücklegten und in Dutzenden Traktorstunden mithalfen, Kosten zu sparen“, lobt Reinhard Eberl. DK / Von Bernhard Hegenberger