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Ein zweischneidiges Schwert|Digitaltechnik auf dem Bauernhof ist für kleine Betriebe oft zu teuer

Ein zweischneidiges Schwert

Drohnen können bei der Schädlingsbekämpfung etwa beim Maisanbau helfen. Foto: Fabian Sommer/dpa

Drohnen können bei der Schädlingsbekämpfung etwa beim Maisanbau helfen. Foto: Fabian Sommer/dpa

25.03.2020

In der Landwirtschaft kann die Digitalisierung segensreiche Auswirkungen für den Bauern haben: Ohne menschliche Hilfe kann die Technik Kühe melken, Hühnerfüttern, den Stall säubern, Wasser, Dünger und Saatgut sparen. Die Produktivität steigt, weil der Landwirt seine Arbeitin weniger Zeit erledigen kann. Der Pferdefuß: „Die Margen in der Landwirtschaft sind ziemlich schmal“, sagt Wilhelm Uffelmann, Partner bei der Münchner Unternehmensberatung Roland Berger und Fachmann für die Landwirtschaft. „Für kleine Bauern lohnen sich hohe Investitionen in die Digitalisierung meistens nicht, denn die Kosten übersteigen bei weitem das Ertragspotenzial.“ Das Spektrum reicht von Feldbeobachtung via Satellit über GPS-gesteuerte Landmaschinen bis zum Nitratsensor, der den Düngebedarf ermittelt. Dementsprechend zahlreich sind die Beispiele für den Nutzen der Technik. „Die Feldbewirtschaftung mit Satelliten hilft sowohl bei der Bewässerung als auch bei der Planung des richtigen Erntezeitpunkts“, sagt Klaus Josef Lutz, Vorstandsvorsitzender der Baywa, des größten deutschen Agrarhändlers. Aus dem All lassen sich Wasserbedarf und Reifegrad der Pflanzen erkennen.       

  

Der Bedarf an Chemie sinkt: „Tomaten sind anfällig für Pilzerkrankungen wie Mehltau und werden 15- bis 18-mal gespritzt“, nennt Unternehmensberater Uffelmann ein weiteres Beispiel. „Je früher der Landwirt den Befall erkennt, desto eher kann er reagieren und die Applikation von Pflanzenschutzmitteln um bis zu 60 Prozent reduzieren.“

Doch teuer ist fast alles. So kostet ein Melkroboter eine sechsstellige Summe, die Anlagen sind für Betriebe ab etwa achtzig Kühen aufwärts ausgelegt. So große Ställe haben viele Milchbauern nicht. „Bedeutsam ist die Digitalisierung in der Landwirtschaft vor allem für große Unternehmen mit vertikal integrierten Wertschöpfungsketten“, sagt Uffelmann. Vertikal integrierte Wertschöpfungskette bedeutet, dass ein Unternehmen sämtliche Schritte von der Aussaat bis zum Verkauf steuert.

„So lassen deutsche Einzelhandelsketten etwa Obst und Gemüse in Spanien und Nordafrika anbauen. Alle Prozesse – vom Anbau bis zur Lieferung – werden so digital gesteuert und kontrolliert. Und das ist wichtig, denn je größer die Betriebe werden, desto schwerer können sie alles überblicken und steuern.“ Die Mehrheit der Bauern in Europa ist von solchen Wertschöpfungsketten weit entfernt. Seit Jahrzehnten stehen die Landwirte vor einem Dilemma, dem ein geflügeltes Wort Ausdruck verleiht: „Wachsen oder Weichen“. Entweder den Hof vergrößern oder aufhören. 1991 wirtschafteten in Deutschland noch gut 600 000 Bauern, Ende 2018 waren es noch knapp 270 000. In weniger als zwanzig Jahren hat sich die Zahl mehr als halbiert. „Die Investition in die Digitalisierung rechnet sich erst ab einer bestimmten Betriebsgröße, für kleine Betriebe lohnt es sich erst mit zunehmender Nutzungsdauer“, sagt auch Baywa-Chef Lutz.

Für Biobauern könnte sich die Digitaltechnik jedoch schneller amortisieren als für konventionelle Betriebe. Der Grund: Biobauern haben im Schnitt höhere Kosten. „Wir gehen davon aus, dass die Digitalisierung die Produktivität in der Biolandwirtschaft erhöhen kann“, sagt Lutz. „Nicht in dem Sinn, dass am Ende sehr viel größere Mengen produziert werden, aber das Ausfallrisiko der Ernte könnte reduziert werden. Wir haben im Biobereich teilweise Ernten, bei denen 60, 70 Prozent des Ertrags wegfallen.“ Die Folge: „Mit der Digitalisierung rücken konventionell und Bio ein Stück weit zusammen“, sagt der Baywa-Chef. Die Verbreitung der Digitaltechnik könnte helfen, die Erzeugungskosten von Bioware zu senken, den Preisabstand zu verringern und so den Absatz zu befördern.

Der Bayerische Bauernverband sieht die entscheidende Frage nicht in den Kosten: „Kleine Betriebe lösen das oftmals mit Hilfe von Maschinenringen oder Lohnunternehmern“, sagt Anton Huber, Fachreferent für Getreide, Ölsaaten und Digitalisierung.

Die Digitalisierung sei „ein bisschen“ ein Thema von Groß oder Klein. „Die Produktivität steigt,und damit steigt auch der Druck auf die Landwirte, da mitzuhalten.“ Die eigentliche Herausforderung sieht der Experte eherin der Ausbildung als beim Kapital. „Es ist schwierig, bei der technischen Entwicklung nicht den Überblick zu verlieren.“

Und auch das Thema Datenschutz spielt eine Rolle. „Die meisten Bauern sind sehr aufgeschlossen für neue Technik“, sagt Huber. „Viele misstrauen aber den Datenplattformen. Die Daten gehören zwar eigentlich den Landwirten, aber letztlich ziehen die industriellen Anbieter den Vorteil daraus.“ dpa

Die „Scheinakazie“ trotzt dem Klimawandel

Auch für mitteleuropäische Wälder gut geeignet

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Unbändige Schönheit: die robuste Robinie. Foto: A. Roloff

Auch für das Jahr 2020 lobte die Doktor-Silvius-Wodarz-Stiftung durch den Fachbeirat „Kuratorium Baum des Jahres“ (KBJ) den „Baum des Jahres“ aus und entschied sich aus aktuellem Anlass für die Robinie. Ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet liegt im östlichen Nordamerika, die Baumart findet sich aktuell in den US-Bundesstaaten Alabama, Arkansas, Georgia, Kentucky, North Carolina, Pennsylvania, West Virginia, Virginia und Tennessee. Im deutschen Wald kommt die „falsche Akazie“ laut Bundeswaldinventur III aus dem Jahr 2012 mit rund 11 000 Hektar Hauptbestockung und etwa 9000 Hektar als Jungbestockung vor. Grundsätzlich kann die Robinie an Trockenhängen, aber auch in naturnahenmitteleuropäischen Waldbeständen problemlos existieren. Sie ist besonders widerstandsfähig gegen Holzfäule. red