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Aktiv mitgestalten|Seit einem Jahr läuft Pilotprojekt für nachhaltigere Landwirtschaft

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Das Förderprojekt „A.ckerwert“ möchte die Besitzer von landwirtschaftlichen Grundstücken und Pächter zusammenbringen. Foto: Pixabay

Das Förderprojekt „A.ckerwert“ möchte die Besitzer von landwirtschaftlichen Grundstücken und Pächter zusammenbringen. Foto: Pixabay

24.03.2021

Über die Art der Bewirtschaftung und welche Folgen das für Natur und Boden hat – darüber machen sich Flächeneigentümer oftmals keine Gedanken. So muss es aber nicht sein: Das Projekt „A.ckerwert“ versucht Flächeneigentümer, die Verantwortung übernehmen wollen, mit ihren Pächtern zusammenzubringen und eine Nutzungsmöglichkeit zu finden, die für alle Beteiligten attraktiv ist.„Mein Partner und ich achten schon lange auf Regionalität und Bio-Qualität bei Lebensmitteln“, erzählt Lioba Degenfelder, Projektmanagerin von A.ckerwert. „Als das Volksbegehren für die Artenvielfalt 2019 in aller Munde war, wurde ihm bewusst, dass er aber keine Ahnung hatte, was auf seinem verpachteten Acker passiert.“ Das wollten Degenfelder und ihr Partner Helmut Harlander ändern − eine nachhaltige Nutzung sollte es werden, eine die für Mensch, Tier und Boden verträglich ist.Schnell stellte das Paar aus Weihmichl im Landkreis Landshut aber fest: um ihre Idee umsetzen zu können, galt es mehr Hindernisse zu überwinden als zunächst gedacht. Denn eine Beratung zu diesem Thema gab es nicht. „Wie schreibt man einen Pachtvertrag? Was muss da drin stehen? Wir mussten uns jede kleinste Frage selbst beantworten“, erzählt Lioba Degenfelder.

Eine Zahl in der Steuererklärung − mehr sind ihre verpachteten Grundstücke für viele Flächeneigentümer nicht. Oft erben sie ein Stück Land samt Pachtvertrag von den Eltern.

Das hat zwar gedauert, war aber erfolgreich: Mit Max Garr fanden die beiden einen Jungbauern, der sich auf die Vorgaben einließ – und mehr noch: bis heute selbst zahlreiche Ideen beisteuert, um die Fläche möglichst nachhaltig zu nutzen. Für Lioba Degenfelder, die schon seit einigen Jahren im Umweltschutz beruflich tätig ist, bedeutete der lange Weg zum Ziel die Erkenntnis: An der Beratungsstruktur muss sich etwas ändern. Das war die Geburtsstunde für das Projekt A.ckerwert. „Flächenbesitzer sollen dazu inspiriert werden, Verantwortung zu übernehmen und mitzugestalten, was auf ihren Grundstücken passiert,“ erklärt sie.

Dabei ist sie für Grundstückbesitzer, die an der Nutzung ihrer Flächen teilhaben wollen, erste Ansprechpartnerin, berät zu Förderprogrammen, ist Vermittlerin zwischen Verpächter und Pächter. Dieser Job ist besonders wichtig, denn grundsätzlich soll die Zusammenarbeit erhalten bleiben. „Ein Pächterwechsel kommt nur dann infrage, wenn man sich wirklich nicht einigen kann“, erklärt Degenfelder. „Grundsätzlich versuchen wir, den Pächter mit einzubeziehen und beim Prozess dabei zu haben.“

Das funktioniert, indem Lioba Degenfelder ab dem ersten Ortstermin sowohl Pächter als auch Flächenbesitzer zusammenbringt. Lediglich die telefonische Beratung und der erste Blick auf das Grundstück per Luftbild findet allein mit dem Grundstücksbesitzer statt.

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Lioba Degenfelder ist die Projektmanagerin. F.: David Schreck

Der Erfolg gibt Degenfelder mit diesem Prozedere Recht: Ein Jahr lang existiert A.ckerwert nun schon, und insgesamt 56 Anfragen hat die Projektmanagerin in dieser Zeit erhalten. Nur selten war der Pächterwechsel die einzige Lösung, in den anderen Fällen ließen sich die Landwirte auf eine neue, nachhaltige Flächennutzung ein – teilweise sogar mit Begeisterung.

„Es gibt einige, die sofort eigene Ideen einbringen und ein nachhaltiges Konzept auch auf anderen Flächen umsetzen wollen“, erzählt sie und verrät auch, warum das so sein könnte. „Das Ansehen der Landwirtschaft hat in den letzten Jahren stark gelitten. Auf diese Weise bekommen Landwirte die gesellschaftliche Anerkennung, die sie verdienen.“

Flächenbesitzer, die – anders als bisher – mitbestimmen möchten, was auf ihren Äckern und Wiesen künftig passiert, können sich unter www.ackerwert.de über das Projekt informieren oder eine erste Beratung per Email unter info@ackerwert.de erfragen. In der aktuellen Pilotphase werden vor allem die Landkreise Landshut, Dingolfing-Landau und Rottal-Inn betreut. Ortstermine, die über diese Landkreisgrenzen hinausgehen, sind je nach Entfernung nach Absprache möglich, für eine telefonische Beratung steht Degenfelder aber für alle Interessierten unabhängig vom Ort zur Verfügung. Das Angebot wird von der Ländlichen Entwicklung in Bayern gefördert und ist sowohl für Grundstücksbesitzer als auch Pächter kostenlos.

Lioba Degenfelder zieht nach einem Jahr A.ckerwert eine positive Bilanz. „Aus den Flächen, die wir begleiten, entsteht am Ende oft etwas Schönes für Natur und Mensch.“ Das ist auch auf dem Acker ihres Partners Helmut Harlander so, mit dem alles begann. In Zusammenarbeit mit dem örtlichen Bäcker will Junglandwirt Max Garr bald ein Brot produzieren, das mit seinem eigenen Getreide gebacken wird. Ohne Pestizide, regional und nachhaltig. Florentina Czerny