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Nothilfe auf dem Bauernhof|Betriebshelfer sind unverzichtbar – Viele Maschinenringe haben Nachwuchssorgen

Nothilfe auf dem Bauernhof

Betriebshelfer Patrick Lerchl aus Wolnzach unterstützt Lorenz Reich, Hopfenbauer aus Niederlauterbach. Vergangenen Dezember war er bei ihm im Einsatz. Foto: Timo Jaworr

Betriebshelfer Patrick Lerchl aus Wolnzach unterstützt Lorenz Reich, Hopfenbauer aus Niederlauterbach. Vergangenen Dezember war er bei ihm im Einsatz. Foto: Timo Jaworr

17.06.2021

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In Notfällen sind Landwirte auf schnelle Hilfe angewiesen. Betriebshelfer, Fachkräfte mit landwirtschaftlicher Ausbildung, sind in diesen Fällen unverzichtbar, wie ein Beispiel aus dem Nordwesten des bayerischen Regierungsbezirks Oberbayern zeigt. Allerdings plagen die Maschinenringe oft Nachwuchssorgen.

Im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen gibt es beispielsweise noch knapp 3000 landwirtschaftliche Betriebe. Die meisten davon sind Familienbetriebe und bewirtschaften zwischen 30 und 50 Hektar. Auf diesen Bauernhöfen wird der größte Teil der Arbeit von einer Person, dem Betriebsleiter, übernommen. Fällt der aus – sei es durch einen Unfall, eine Krankheit oder eine Reha-Maßnahme – muss die Arbeit dennoch weitergeführt werden. Vor allem tierhaltende Betriebe sind auf schnelle Hilfe angewiesen.

Für diese Fälle hat die Landwirtschaft ein eigenes soziales Sicherungssystem entwickelt: die landwirtschaftliche Betriebshilfe. Wie wichtig die ist, zeigen die Zahlen des Maschinenrings Neuburg-Schrobenhausen. Er vermittelt die Betriebshelferinnen und Betriebshelfer im Landkreis. Geschäftsführer Franz Roth sagt: „2020 hatten wir 136 Einsätze mit insgesamt 16 800 Stunden.“ Und das, obwohl in der Pandemie die Zahl der Einsätze leicht rückläufig war.

Die Bezeichnung Betriebshelfer klingt nach einer angelernten Aushilfe, dabei ist genau das Gegenteil der Fall. „Betriebshelfer sind Fachkräfte, die eine landwirtschaftliche Ausbildung benötigen“, erklärt Franz Roth vom lokalen Maschinenring. Die Betriebshelfer sind für die Dauer ihres Einsatzes stellvertretende Hofleiter. Sie sichern, so steht es in ihrer Stellenbeschreibung, die existenzielle Grundlage des landwirtschaftlichen Familienbetriebs . Das müssen sie auch dann können, wenn der Betriebsleiter nicht anwesend ist.

Patrick Lerchl ist Betriebshelfer beim Maschinenring Ilmtal. Er wird aber auch vom benachbarten Maschinenring Neuburg-Schrobenhausen für Einsätze eingeplant. Der 23- Jährige ist vor allem bei Hopfenbauern in der Region im Einsatz. „Im Winter ist es auf den Betrieben ruhiger“ erklärt er, „aber die restlichen Monate im Jahr gibt es immer Arbeiten, die nicht oder nur wenige Tage warten können.“ Der junge Landwirt kann aber auch Milchvieh- und Ackerbaubetriebe stellvertretend übernehmen. „Als Betriebshelfer musst du ein Allrounder sein. Wer wann, wo und wie lange Hilfe braucht, lässt sich oft nicht planen.“

Das bestätigt auch Johann Wolf, ebenfalls vom Maschinenring Ilmtal. Bei ihm klingelt das Telefon, wenn ein Landwirt Hilfe braucht. „Manche Einsätze können wir planen“ sagt der Maschinenring-Mitarbeiter, dazu zählen Operationen und anschließende Reha-Maßnahmen. „Andere wiederum kommen von jetzt auf gleich.“ Das sind vor allem Arbeitsunfälle. Das Besondere: Für diese Hilfe müssen die Landwirte nichts – von ihren Versicherungsbeiträgen abgesehen – zahlen. „Die Landwirtschaft hat einen eigenen Sozialversicherungsträger“, erklärt Johann Wolf, „der legt fest, wie lange die Betriebs- oder Haushaltshilfe bezahlt wird.“

Wenn Patrick Lerchl also bei einem erkrankten Landwirt den Hopfengarten für die kommende Saison vorbereitet, dann ist genau geregelt, welche Arbeiten er übernimmt und wie viele Stunden er in der Woche arbeiten darf. Der Landwirt wiederum kann sich darauf verlassen, dass alle dringend notwendigen Arbeiten auf seinem Betrieb erledigt werden, während er selbst nicht arbeiten kann. Außerdem muss er keine hohen Kosten für die Ersatzkraft fürchten.

Bundesweit arbeiten rund 5000 Menschen als Betriebs- und Haushaltshilfen für den Maschinenring. Viele Maschinenringe melden jedoch Nachwuchssorgen. Der Grund dafür: Immer weniger Menschen absolvieren eine Ausbildung in der Landwirtschaft. 2007 erreichte die Zahl der Auszubildenden mit fast 43 000 ihren Höhepunkt. 2019 waren es gut 10 000 weniger. Gleichzeitig steigt die Zahl der Studierenden im Agrarsektor immer weiter an.

Die Maschinenringe und Landwirte benötigen jedoch Praktiker mit Berufserfahrung, die möglichst jede Betriebsform mit kurzer Einarbeitung übernehmen können. Johann Wolf vom Maschinenring Ilmtal formuliert es deutlich: „Wer heute landwirtschaftlicher Betriebshelfer wird, hat nicht nur einen wichtigen, sondern auch einen krisensicheren Job.“ DK