Das Thema Pflege ist ein Bereich, in dem man gut vorsorgen kann – eigentlich. Doch die meisten beschäftigen sich erst damit, wenn jemand aus der Familie pflegebedürftig wird.
Dabei kann man einige Dinge bereits im Vorfeld klären. „Viele wissen gar nicht, dass eine kostenlose Beratung jederzeit möglich ist“, sagt Maren Soehring von der Krankenkasse IKK classic. „Es ist wirklich sinnvoll, sich in Ruhe und ohne Zeitdruck über die unterschiedlichen Aspekte zu informieren.“
■ Überblick verschaffen: Wäre die Pflege zu Hause denkbar? Dafür spricht, dass Betroffene in ihrer vertrauten Umgebung bleiben können. Infrage kommt die Pflege durch Angehörige, durch einen Pflegedienst oder auch ein Pflegearrangement mit Einzelkräften. Alle drei Formen werden von der Pflegekasse durch Pflegegeld oder monatliche Pflegesachleistungen unterstützt. „Ist die Pflege zu Hause nicht möglich, kann eine Wohngruppe eine Alternative zur vollstationären Pflege sein“, weiß Maren Soehring. Der Vorteil einer Wohngruppe ist, dass Bewohner dort Leistungen zusammen in Anspruch nehmen können und so Geld sparen.
■ Infos zum Pflegegrad: Wird akut Pflege benötigt, über nimmt der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) die Einstufung des Pflegegrades und ermittelt, wie hoch der Pflegebedarf ist. Noch bis Ende September geschieht diese Einschätzung allerdings nicht während eines persönlichen Besuchs im häuslichen Umfeld, sondern – bedingt durch Corona – anhand von Telefoninterviews oder auch nach Aktenlage.
■ Den finanziellen Spielraum kennen: Über die Pflegekasse wird das monatliche Pflegegeld ausgezahlt. Es liegt zwischen 316 (Grad2) und 901 Euro (Grad 5).Meist geben es die Pflegebedürftigen an die nicht erwerbsmäßigen Pflegenden weiter. Es wird auch dann ausgezahlt, wenn man in Eigenregie eine Pflegekraft beschäftigt. Entscheidet man sich für einen Pflegedienst, beteiligt sich die Pflegekasse über sogenannte Pflegesachleistungen (bis zu 689 Euro beziehungsweise bis 1995 Euro).
■ Durchblick im Pflege-Dschungel: Auch hier hilft die Krankenkasse weiter. „Etwa durch Listen über Leistungen und Vergütungen der zugelassenen Pflegeeinrichtungen in der Region“, erklärt Expertin Maren Soehring. Die Plattform pflegelotse.de nennt darüber hinaus Anbieter von Pflegeleistungen in der Nähe und gibt in Form von Schulnoten Auskunft über deren Qualität.
■ Hilfe für Angehörige: Ob ein kostenloser Kurs zu häuslicher Pflege, Infos zur Freistellung vom Beruf oder Kontakt zu anderen pflegenden Angehörigen – hierzu kann man sich ebenfalls im Vorfeld schlaumachen. Viele Infos und auch weiterführende Links finden Interessierte etwa unter www.ikk-classic.de/checkliste-pflege. djd
Zähne regelmäßig kontrollieren
Regelmäßige Zahnkontrollen sollten in der Pflege nicht aufhören – im Gegenteil. Denn im Alter häufen sich Probleme mit Mund und Gebiss sogar, warnt die Zeitschrift „Senioren Ratgeber“ in der Ausgabe 3/2020. Werden sie rechtzeitig erkannt, lässt sich oft Schlimmeres verhindern, zum Beispiel, dass aus Mundtrockenheit Karies entsteht oder dass Zähneknirschen, häufig nach einem Schlaganfall oder bei Demenz, Zähne abbrechen lässt. Auch Pflegebedürftige sollten daher zweimal im Jahr zur Vorsorge zum Zahnarzt. Eventuell bietet der oder ein Kollege sogar Hausbesuche an? Pflegende Angehörige sollten sich aber nicht allein auf den Arzt verlassen, sondern die Zähne regelmäßig selbst auf Entzündungen und andere Probleme hin untersuchen. Denn gerade bei Demenz oder bestimmten Behinderungen können Betroffene oft nicht von sich aus mit teilen, wenn sie Schmerzen haben oder sich unwohl fühlen. tmn
Besondere Herausforderungen
Demenz: Fachkundige Pflegeberatung hilft bei Fragen
Demenz ist eine der häufigsten Ursachen für Pflegebedürftigkeit. Und die Anzahl Betroffener steigt aufgrund der alternden Bevölkerung kontinuierlich an: Schon heute leben rund 1,7 Millionen Menschen mit Demenz in Deutschland, bis 2050 wird mit etwa drei Millionen gerechnet.
Das ist nicht nur eine riesige Zahl, sondern auch eine immense Herausforderung für den gesamten Bereich der privaten und professionellen Pflege. Denn fast alle Demenzerkrankten sind durch die zunehmende Einschränkung der Gehirnleistung irgendwann auf Hilfe und Unterstützung angewiesen.
Doch diese Unterstützung zu organisieren, ist nicht einfach. Gerade durch die geistigen Einschränkungen stehen Betroffene dem unübersichtlichen Angebot an Pflegeleistungen und bürokratischen Hürden oft hilflos gegenüber. Angehörige, die helfen möchten, haben es ebenfalls schwer – besonders wenn mangelnde Krankheitseinsicht oder Persönlichkeitsveränderungen wie Aggressivität hinzukommen. Orientierung kann dann eine Pflegeberatung geben. Sie steht grundsätzlich jedem Pflegebedürftigen zu, mögliche Anlaufstellen sind Pflegekassen, Pflegestützpunkte oder Wohlfahrtsverbände.
„Ganz wichtig dabei ist, dass die Erkrankten in die Beratung mit einbezogen werden“, betont Stephan Labonté von Compass Private Pflegeberatung. „Demenzpatienten beklagen sich oft, dass Ärzte und Angehörige über sie hinwegreden.“ djd
EIN BAD OHNE BARRIEREN
Wer schon in jungen Jahren beim Hausbau oder im Zuge einer Badsanierung ein zukunftstaugliches Wohnumfeld schaffen möchte, sollte sein Bad barrierefrei gestalten. Denn für Senioren oder bewegungseingeschränkte Personen ist selbstbestimmtes Wohnen im gewohnten Umfeld meist nur möglich, wenn das Bad komfortabel und ohne Hilfe nutzbar ist. Aus diesem Grund fördert der Staat über die KfW weiterhin altersgerecht gestaltete Badezimmer über Zuschüsse (Programm 455-B) oder über zinsgünstige Darlehen (Kredit 159). Zu den Anforderungen an barrierefreie Bäder gehören im Privatbau neben einer bodenebenen Dusche und einem unterfahrbaren Waschtisch ein schwellenloser Zugang zum Bad, breite Türen sowie großzügige Bewegungsflächen vor dem Waschbecken-, Dusch- und WC-Bereich. Auf dem Boden sowie in der bodenebenen Dusche sorgen rutschhemmende Fliesen für Stand- und Trittsicherheit. akz-o