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Ein großer Gewinn für die Natur|Gewässerrandstreifen steigern die Artenvielfalt und erhöhen Biomasse der Insekten um 40 Prozent

Ein großer Gewinn für die Natur

Sieht nicht nur schön aus, sondern hilft der Artenvielfalt: Besonders stark profitieren Schmetterlinge von den Gewässerrandstreifen. Fotos: LfL

Sieht nicht nur schön aus, sondern hilft der Artenvielfalt: Besonders stark profitieren Schmetterlinge von den Gewässerrandstreifen. Fotos: LfL

13.10.2021

Wissenschaftler an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ziehen eine positive Zwischenbilanz: Gewässerrandstreifen in ackerbaulich geprägten Gebieten dienen nicht nur dem Erosions- und Gewässerschutz bei Starkregen, sondern sie erhöhen lokal sowohl die Biomasse als auch die Artenvielfalt der Insekten.

Im Vergleich zu Flächen ohne einen Gewässerrandstreifen, konnten im Mittel 40 Prozent mehr Insektenbiomasse und eine um 16 Prozent höhere Artenvielfalt im Gewässerrandstreifen erfasst werden. Besonders stark profitierten die Schmetterlinge von einem Streifen, sie konnten ihre Artenvielfalt um 45 Prozent erhöhen. Die Beibehaltung oder die Neuanlage von Grünstreifen entlang eines Gewässers bietet somit die Möglichkeit, die Biotopfunktion entlang von Gewässern zu stärken.

Seit dem Volksbegehren „Artenvielfalt und Naturschönheit in Bayern“ und der Verabschiedung des Versöhnungsgesetzes vor zwei Jahren sind Gewässerrandstreifen mit einer Breite von fünf Metern gesetzlich vorgeschrieben. Was bisher fehlt, sind wissenschaftlich fundierte Fakten zur Wirkung der beschlossenen Maßnahmen. Seit 2019 läuft an der LfL in Kooperation mit dem Landesamt für Umwelt (LfU) ein Projekt, um diese Fakten zu untersuchen.

Die Ergebnisse stellten die Wissenschaftler der LfL nun zum ersten Mal vor. Die aus Insektensicht erfreuliche Zwischenbilanz zeigt die multifunktionale Bedeutung der Gewässerrandstreifen. Am Gewässerrand ohne Streifen wurde nim Mittel 2,5 Gramm Insektenbiomasse pro Tag und im Mittel 228 Arten über einen Fangzeitraum von drei Wochen gefangen. An einem Gewässerrand mit Streifen waren es durchschnittlich 3,5 Gramm pro Tag und insgesamt 265 Arten. Im Vergleich dazu wurden in der Feldmitte unabhängig vom Vorhandensein eines Streifens 1,9 Gramm pro Tag gemessen und durchschnittlich 177 Arten.

Über alle 40 Ackerflächen wurden in der Feldmitte in der Summe 1081 unterschiedliche Arten ermittelt, am Gewässerrand waren es 1401. Die häufigste und vielfältigste Ordnung in den Malaisefallen waren in allen Proben die Fliegen und Mücken. Sie machten 60 Prozent der festgestellten Arten und etwa 80 Prozent der gefangenen Individuen aus.

Die optimale Fläche finden

Die LfL analysiert in dem bis Ende Juli 2022 angelegten Forschungsprojekt die Wirkung von sogenannten Agrarumweltmaßnahmen auf Insekten. Ziel der hier vorgestellten Studie ist es, in ackerbaulich geprägten Gebieten die Bedeutung von Gewässerrandstreifen an kleinen Fließgewässern für die Insektenfauna wissenschaftlich festzustellen. Die Ergebnisse sollen mögliche Synergieeffekte zwischen Gewässerschutz, Erosionsschutz und dem Schutz der Biodiversität aufzeigen. In einem weiteren Schritt werden auf Basis dieser Fakten die aus Insektensicht optimalen Gewässerrandstreifen abgeleitet.

In den Jahren 2019 und 2020 hat die LfL in vier vorwiegend ackerbaulich genutzten Regionen im Naturraum des Unterbayerischen Hügellands insgesamt vierzig Flächen entlang eines angrenzenden Wasserlaufes ausgewählt. Von diesen Flächen waren 25 mit und 15 ohne Gewässerrandstreifen. Die Flächen sind jeweils mit Insektenfallen am Rand des Gewässers und in der Feldmitte bei 80Meter Entfernung ausgestattet worden. Zur Erfassung der Fluginsekten kamen zeltartige Netze mit Fangbehältern, sogenannte Malaisefallen, zum Einsatz. Zusätzlich untersuchten Bodenfallen die auf der Bodenoberfläche aktiven Insekten und Spinnentiere. In Anlehnung an die Krefeldstudie ist die Biomasse in der LfL-Studie ebenfalls mittels Abtropfgewicht für die 480 Proben aus den Malaisefallen bestimmt worden.

Analyse mit „Fingerabdruck“

Um Aussagen über die Vielfalt der gesammelten Insekten treffen zu können, wurde ein Teil der Proben mittels DNA-Metabarcoding untersucht. Ähnlich des Fingerabdrucks beim Menschen, können so einzelne DNA-Nachweise bestimmten Insekten zugeordnet werden. Diese Untersuchungsmethode ist zeit- und kosteneffizient. Das Projekt wird vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) und vom Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) finanziert. red