Schon die Anfahrt nach Karlshuld ist ein Streifzug durch ländliche Idylle. Äcker, Wiesen, Birkenalleen und immer wieder großflächige Maisfelder, die sich dicht bis an Wohnhäuser heranschieben. Der Mais steht jetzt mannshoch, bestes Anschauungsmaterial für die Kinder und Jugendlichen, um festzustellen, dass die beliebtengelben Körner nicht in Dosen wachsen.
Auch die Gemeinde selbst kann mit viel Grün punkten – gerade entlang der Hauptverkehrsstraße. Eine unübersehbare Karlshulder Besonderheit: Die schnurgerade, brettlebene Strecke durch den Ort zieht sich ins schier Endlose. Von Südost nach Nordwest erreicht sie fast sechs Kilometer Länge – Karlshuld gilt damit als längstes Dorf Bayerns.
Typisches Straßendorf
„Eine Ortsmitte im klassischen Sinn mit Kirche, Gasthaus und Marktplatz ist bei uns nicht zu finden“, sagt Bürgermeister Michael Lederer (FW). „Genauso wie Karlskron und Königsmoos ist Karlshuld ein typisches Straßendorf.“ Das sei Teil seiner Geschichte. So wurde die Ortschaft im Zuge der ab 1790 begonnenen Trockenlegung des Donaumooses im Jahr 1795 als Kolonie von Karl Freiherr von Eckart gegründet. Die Entwässerungsgräben waren natürlich schnurgerade, daran orientierten sich auch die neu im Moos entstandenen Siedlungen.
„Das ist hier eben ein besonderes Fleckchen, das gibt es nicht so oft in Deutschland“, sagt Lederer. Knapp 6000 Menschen wohnen in Karlshuld – eine erstaunliche Entwicklung. Im Jahr 1988 waren es noch 3842. „Die Gemeinde profitiert natürlich von ihrer Lage im Herzen des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen und von der Boomregion 10 generell“, sagt Lederer. Außerdem ist der Zuzug etwa aus Ingolstadt groß. „Karlshuld weist immer wieder Bauparzellen aus“, sagt der Bürgermeister. Dabei werde Wert auf ein „gesundes“ Wachstum gelegt. „Wir wollen nicht mit Gewalt und unter allen Umständen groß werden.“
Er bevorzugt Wohnraum für Familien statt Wohnblocks, setzt auf den Nachwuchs und freut sich, dass wieder mehr Kinder geboren werden. Besonders stolz ist Lederer auf das neue Haus des Kindes – „mit acht Millionen Euro eines der größten Projekte in Karlshuld“.Denn für Lederer ist es selbstverständlich, dass eine gute Kinderbetreuung zu einer lebenswerten Gemeinde gehört: „Wir haben jetzt neun Gruppen in der Kinderkrippe, sieben sind besetzt, zwei gibt es in Reserve. Dann hat Karlshuld acht Kindergartengruppen und zwei Hortgruppen.“ An eine Erweiterung der Grund- und Mittelschule (mit M-Zweig) ist auch gedacht. „Das wollen wir 2024 bis 2026 anpacken – wir brauchen mehr Klassenzimmer.“ Nachwuchs sorgen mit Blick auf Karlshuld hat das Gemeindeoberhaupt also nicht.
Viele Investitionen geplant
„Außerdem können sich die Karlshulder in zwei recht aktiven Sportvereinen engagieren.“ Die ärztliche Versorgung, Seniorenbetreuung, Lebensmittelläden – für Lederer stimmt die Infrastruktur. Wenngleich der „Karlshulder mit Leib und Seele“ doch einige Pläne und Ziele für seine Amtszeit hat – er wurde im März zum Bürgermeister gewählt. „Wir brauchen ein modernes Feuerwehrhaus, wollen den Breitbandausbau und die Digitalisierung der Schule forcieren.“ Die Gemeinde sei zwar mit Landwirtschaft und vielen Handwerkern breit aufgestellt. Dennoch versuche Karlshuld – „die Gemeinde ist schuldenfrei“ – mit der Ansiedlung neuer Gewerbe, die ökonomisch wie ökologisch zum Ort passen, die Einnahmen der Gewerbesteuer zu verbessern. Der Haushalt 2020 sei mit 14 Millionen Euro beschlossen worden. DK Von Angela Wermter