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Duschen im Freien, kicken um den Aufstieg|Vor 60 Jahren wird der FC Mindelstetten gegründet – Mitglieder blicken auf eine ereignisreiche Vereinsgeschichte zurück

Duschen im Freien, kicken um den Aufstieg

Mit einem Sketch bei einer Veranstaltung in den 1970er-Jahren bewies der FC Mindelstetten, dass er auch Humor kann. Zu sehen sind auf dem Foto Anton Lindl (von links), Charly Braun, Herbert Menzel und Franz Feigl. Fotos: FC Mindelstetten

Mit einem Sketch bei einer Veranstaltung in den 1970er-Jahren bewies der FC Mindelstetten, dass er auch Humor kann. Zu sehen sind auf dem Foto Anton Lindl (von links), Charly Braun, Herbert Menzel und Franz Feigl. Fotos: FC Mindelstetten

08.07.2022

Angefangen hat alles im August 1962: Im großen Schulsaal der Mindelstettener Volksschule wurde der FC Mindelstetten aus der Taufe gehoben. Versammlungsleiter war der damalige Oberlehrer Helmut Müller. Zum ersten Vorsitzenden wurde Anton Lindl, zum zweiten Vorsitzenden Johann Schmidtner, zum Kassenwart Georg Schöffmann und zum Schriftführer Helmut Müller gewählt. Technischer Leiter war zur Gründungsstunde Joseph Forchhammer. Bereits damals bildete man in der Sparte Fußball eine komplette Schülermannschaft, eine Jugend- und eine Seniorenmannschaft. Die Aufnahmegebühr betrug 50 Pfennig, der Jahresbeitrag eine Mark. Als Vereinslokalwählte die neu gewählte Vorstandsriege das Gasthaus Zur Traube.WM 1962 in Chile gibt Ausschlag für GründungAusschlag der Vereinsgründung war die Fußball-Weltmeisterschaft 1962 in Chile, die für viel Euphorie und Begeisterung rund um den Fußball in Mindelstetten sorgte. Als Gründungsmitglieder wurden Georg Schöffmann, Johann Schmidtner, Thomas Schäffer, Helmut Müller, Martin Forchhammer, Joseph Forchhammer und Anton Lindl niedergeschrieben.

In der Saison 1963/64 wurde unter Georg Schöffmann der Spielbetrieb in derC-Klasse Kelheim aufgenommen. Das erste Tor für den FC Mindelstetten schoss damals Xaver Lang gegen den TSV Siegenburg. Bester Spieler war 1963 Leodegar Raufer. Erster Trainer beim FCM war Gründungsmitglied Joseph Forchhammer

Aufgrund des anfänglichen Mangels an einem eigenen Sportheim befanden sich die Umkleidekabinen zu Beginn in einer Garage. Geduscht wurde im Freien. Heute unvorstellbar, aber in dieser Zeit war dies völlig normal. Martin Forchhammer und Lorenz Braun leiteten eine Schüler- und Jugendmannschaft, die 1964 zum Punktspielbetrieb angemeldet wurde.

Der erste Sportplatz befand sich beim Medl-Weiher in Richtung Schwabstetten. Auch das Gesellschaftliche durfte neben dem Sportlichen nicht zu kurz kommen. So wurde in den Anfangsjahren gleich ein Sportlerball ins Leben gerufen, der von der Örtlichkeit her jedes Jahr zwischen der Gastwirtschaft Stehhiasl und dem Strasswirt wechselte.

Im Jahr 1964 übernahm Georg Schöffmann den Vereinsvorsitz von Anton Lindl. Schöffman starb im Jahr 1966. Paul Kubitzky leitete den FC Mindelstetten dann bis 1968. Unter ihm wurde der Sportplatz an der B299 eingeweiht. Von 1968 bis 1970 führte Alfred Seitz den Verein, der im Jahr 1968 unter Trainer Heinz Haarhaus als Vize-Meister in die B-Klasse Kelheim aufstieg. Im Aufstiegsjahr gewann man auch den Landratspokal in Dietfurt, der vom damaligen Riedenburger Landrat Franz Lang gestiftet wurde. Die Schülermannschaft spielte um die niederbayerische Meisterschaft. Im Jahr 1971 führte Vereinsmitgründer Anton Lindl als Interimsvorsitzender den Verein, bis er 1972 von Max Förstl abgelöst wurde.

Boxclub und Damengymnastik

In jenem Jahr wechselte man auch das Vereinslokal und fand im Gasthaus Zur Post ein neues Zuhause. Förstl hatte die FC Führung bis 1977 inne. Noch in seiner Amtszeit wechselte der Verein 1975 vom Bezirk Niederbayern zum Fußballbezirk Oberbayern in die B-Klasse Nord.

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Anlässlich des 25-jährigen Vereinsbestehens im Jahr 1987 gab es einen Ehrenabend, bei dem zahlreiche Mitglieder geehrt wurden.

1975 wurde neben den Fußballern zwei neue Abteilungen gegründet. Eine Wanderabteilung, da zu dieser Zeit die Wandertage des IVV sehr populär waren. Johann Graumann führte sie. Unter der Führung von Richard Leierer gründetet man auch einen Boxclub Mindelstetten. Doch nach anfänglichen Erfolgen schwand immer mehr das Interesse der Aktiven an dieser harten Sportart. 1976 schloss sich dem Boxclub eine Damengymnastikgruppe an. Zwölf Jahre nach der Gründung der Boxabteilung löste man diese wieder auf und die Abteilung Damengymnastikwurde als eine direkte Sparte dem FC Mindelstetten angegliedert.

Der damalige Fußballabteilungsleiter und Mannschaftsbetreuer Engelbert Bayer übernahm bis 1981 eine Doppelaufgabe und führte neben der sportlichen Betreuung auch den Verein. Unter seiner Regie wurden unter dem Dachdes FC Mindelstetten die Altherrenmannschaft und eine Skiabteilung ins Leben gerufen, die von Georg Fürnrieder betreut wurde. Die Skiabteilung wurde wegen des schwindenden Interesses an Skifahrten im Jahr 2008aufgelöst.AufdemSchulsportplatz in Offendorf errichtete man einen Trainingsplatz mit Flutlichtanlage.

In der Saison 1981/82 erreichte die Mindelstettener Schülerelf mit den Betreuern Herbert Menzl und Dieter Regensburger den Meistertitel. Auch die Seniorenmannschaft war erfolgreich. Sie stieg in die A-Klasse Donau/Ilm auf. Ein weiterer Aufstieg folgte 1983: Die A-Jugend spielte nun in der Kreisklasse Donau/Ilm. Vorsitzender war in diesen Erfolgsjahren von 1981 bis 1985 wieder Anton Lindl. Am14. August 1984 gründeten 30 Mitglieder die Stockabteilung, deren Schützen bis heute erfolgreich an Meisterschaften teilnehmen.

Ein Meilenstein: Die neue Sportanlage am Dettenbach

Einen Grund zum Feiern gab es 1985, als man nach mehrjähriger Bauzeit die neue Schul- und Freizeitsportanlage Am Dettenbach feierlich einweihen konnte. Ab diesem Jahr war dies auch die Heimat des FC Mindelstetten für sportliche und gesellschaftliche Veranstaltungen.

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Die Aufstiegsmannschaft 2019 jubelt nach dem letzten und entscheidenden Saisonspiel gegen den SV Denkendorf II. Fotos: FC Mindelstetten
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Die aktuelle Vorstandsriege des FCM mit Bürgermeister Alfred Paulus (von links) besteht aus Andreas Regensburger, Manfred Merkl, Vorsitzendem Martin Kellner, Bernhard Bast, Michael Betz, Jakob Lang, Martin Riegler, Marcus Böhm, Patrick Wilhelm, Dominik Irl und Mario Eisenhut. Es fehlen: Christian Wambach und Rita Rottenkolber.

Helmut Hengl konnte in seiner Vereinsführungszeit (1985 bis 1987) mit der A- und C-Jugend 1986 zwei Meistertitelmit jeweiligem Aufstieg in die Kreisliga beziehungsweise Kreisklasse vorweisen. 1987 wurde der FC Mindelstetten zwar Herbstmeister, aber man verfehlte nur knapp den Traum vom Aufstieg in die Bezirksliga. 1987 kam es zu einem weiteren Vorstandswechsel. Der Sohn vom Gründungsmitglied Georg Schöffmann leitete den Verein bis 1991, der dann den Führungsstab an Josef Joklweitergab.

Taekwondo-Abteilung verzeichnet viele Erfolge

Auch der Kampfsport Taekwondo wurde in Mindelstetten immer beliebter. So gründete man 1990 eine eigene Taekwondo-Abteilung, die von 1990 bis 2006 von Paul Moosburger trainiert wurde. In dieser Abteilung sind große Erfolge zu verzeichnen. Bei einer Vielzahl von Teilnahmen an nationalen und internationalen Turnieren und Vergleichskämpfen konnten zahlreiche Spitzenplatzierungen erzielt werden und viele Titelträger sind in der Taekwondo-Abteilung beheimatet. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der erste Olympionike aus dieser Abteilung um Medaillen kämpfen wird, ist man sich beim FC Mindelstetten sicher.

Von 1993 bis 2005 führte Ernst Rottenkolber den FCM und von 2005 bis 2009 Lothar Kubitzky. Für zehn Jahre war anschließend Christian Riegler der Vorsitzende, der 2019 von Martin Kellner, dem aktuellen FCM-Chef, abgelöst wurde.

Starke Premierensaison in der Kreisliga Donau/Isar

Einen der größten Erfolge hatte die Fußballabteilung von 1989 bis 1991 und in der Saison 1993/1994. In diesen Jahren durfte sich der FC Mindelstetten Bezirksligist nennen. Nach dem zwischenzeitlichen Abstieg in die Kreisklasse stiegen die Mindelstettener Kicker 2001 von dieser wieder in die Kreisliga auf.

Nach dem erneuten Abstieg aus der Kreisliga 2011 und schwierigen Jahren, die 2017 im Abstieg in die A-Klasse mündeten, gelang in den Jahren 2019 bis 2021 mit zwei Meisterschaften in Folge der Durchmarsch und damit die Rückkehr in die Kreisliga Donau/Isar. In dieser spielte man 2021/22 eine starke Premierensaison und beendete die Saison auf dem vierten Tabellenplatz. DK