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„Wir wollen die Esskultur erhalten“ |Slow Food - Genussvolles, bewusstes und regionales Essen

„Wir wollen die Esskultur erhalten“ 

21.09.2016

Ingolstadt (dm) Slow Food setzt sich aus den beiden Wörtern „slow“ für langsam und „food“ für Essen zusammen. Etwas freier übersetzt bedeutet es einfach „bewusst essen“. Eine genaue Erklärung für Slow Food zu finden ist sehr schwierig. Um das zu veranschaulichen, gibt Michael Olma, Vorsitzender des Ingolstädter Conviviums – so heißen die regionalen Gruppen des Vereins in Deutschland – ein Beispiel: „Wir hatten vor einiger Zeit eine tolle Veranstaltung im Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt. Dabei haben verschiedene Personen erklärt, was für sie Slow Food bedeutet. Nach zwei Stunden waren wir immer noch nicht fertig.“ Olma versucht trotzdem eine kurze Definition: Bei Slow Food handle es sich um gutes Essen. Das dürfe man nicht mit Sterneküche verwechseln. „Es geht um bodenständiges, saisonales und frisches Essen mit Zutaten aus der Region.“ Es komme aber darauf an, was für jeden Einzelnen Regionalität bedeute. „Das muss man hinterfragen“, sagt Olma. „Regionalität kann für den einen die Gegend sein, für den Nächsten der Landkreis, das Bundesland, das Land oder der Kontinent.“ Man wolle sich nicht wichtig machen, sondern Ziel sei es, die Esskultur zu erhalten. Alle Leute, die bei Slow Food in Deutschland tätig seien, machten das ehrenamtlich und in ihrer Freizeit.

Slow Food - Genussvolles, bewusstes und regionales Essen

21.09.2016 11:00 Uhr

Auch in Ingolstadt gibt es eine regionale Gruppe des Slow-Food-Vereins – Der Vorsitzende Michael Olma über die Ziele der Bewegung

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Auch die Lebensmittelverschwendung ist ein Thema, auf das Slow Food Deutschland mit der Kampagne „Teller statt Tonne“ aufmerksam machen möchte. Gemüse, das nicht der Norm des Handels entspricht, soll nicht weggeworfen werden. Foto: Hase/dpa

Die Bewegung ist in den 1980er-Jahren im Piemont entstanden. Der Gründer und internationale Vorsitzende Carlo Petrini definierte 2006 die Grundbegriffe der „Neuen Gastronomie“ als Maßstab: gut, sauber, fair. Wenn ein Element fehle, sei das laut Petrini nicht Slow Food. In der Bundesrepublik wurde 1992 ein nationaler Verein gegründet: Slow Food Deutschland hat inzwischen über 13 500 Mitglieder in rund 85 lokalen Gruppen, den Convivien.

Das Convivium Ingolstadt ist für die Region um Ingolstadt, Eichstätt, Pfaffenhofen, Neuburg-Schrobenhausen und Riedenburg zuständig. Die nächsten regionalen Gruppen gibt es in Nürnberg, Regensburg, München und Augsburg. Michael Olma selbst ist auf die Bewegung aufmerksam geworden, weil es für ihn schon immer wichtig gewesen sei „zu wissen, woher mein Essen kommt“. Dafür müsse man sich auch mit den Menschen hinter den Produkten beschäftigen, also den Bäckern, Metzgern und so weiter. „Immer wenn man tiefer bohrt, kommt man auf das Thema Slow Food“, sagt Olma. Regional wachse beispielsweise das Gemüse zwar langsamer, dafür gebe es aber auch eine größere Vielfalt als beispielsweise im Discounter, in dem es genormt sein muss. „Und für die Geduld wird man durch einen guten Geschmack belohnt.“ Das Warten lohnt sich also.

TREFFEN 


Das Convivium Ingolstadt, die regionale Gruppe für Slow Food in Ingolstadt und der Umgebung, trifft sich regelmäßig. „Interessierte sind willkommen“, sagt der Vorsitzende Michael Olma. Die nächsten Termine:

- 13. Oktober: Stammtisch und Mitgliederversammlung Slow Food Ingolstadt im Köschinger Waldhaus in Kösching

- 27. Oktober: Slow Food im MKK – Reinheitsgebot Wurst im Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt

- 10. November: Stammtisch Slow Food Ingolstadt im Gasthaus Spitzer in Osterwaal

- 24. Dezember: Weißwurstessen an Heilig Abend im Diagonal in Ingolstadt dm

Verschiedene Erkennungszeichen  

In Zusammenhang mit Slow Food begegnen dem Verbraucher und Genießer immer wieder verschiedene Logos. „Insgesamt gibt es drei Stück“, erklärt Michael Olma, Vorsitzender des Conviviums Ingolstadt.

Das bekannteste Logo der Bewegung in Deutschland ist die Weinbergschnecke – als Zeichen der Langsamkeit – mit dem Schriftzug „Slow Food Deutschland“. Dieses Logo gibt es auch alternativ für die weltweite Bewegung („Slow Food International“) oder für jede regionale Gruppe (Convivium) – in Ingolstadt also „Slow Food Ingolstadt“. Dieses Zeichen darf ausschließlich von der Organisation verwendet werden.

Personen oder Firmen, die die Slow Food-Bewegung unterstützen, dürfen mit dem offiziellen Unterstützer-Erkennungszeichen auf ihr Engagement hinweisen. „Die Unterstützer zahlen einen geringen Beitrag. Der richtet sich nach der Mitarbeiterzahl“, sagt Olma. Das Logo kann man anhand der Schnecke erkennen, die mit einer Jahreszahl und einem von vier Slogans kombiniert ist.

Das dritte Logo ist ein Siegel, das an Wirte verliehen wird, die im Genussführer aufgelistet sind. Die Gasthöfe und Restaurants werden von einer unabhängigen Arbeitsgruppe getestet. Das Siegel gilt immer für ein Jahr und trägt deshalb die Jahreszahl. „Die dritte Ausgabe des Führers erscheint am kommenden Montag“, sagt Michael Olma. Aus dem Gebiet des Conviviums Ingolstadt seien neun Gasthöfe vertreten. dm