Anzeige

Scharfe Schnalzer im Dreivierteltakt|Die aufwendig kostümierten Fasenickl mit den Goaßln sind typisch für Kipfenberg – Ihr Ursprung ist unklar

Scharfe Schnalzer im Dreivierteltakt

Die Kipfenberger Fasenickl sind uralte fränkisch-alemannische Fastnachtsfiguren.

Die Kipfenberger Fasenickl sind uralte fränkisch-alemannische Fastnachtsfiguren.

19.02.2020

Kipfenberg – Laut knallen die Goaßln, kurzstielige Peitschen, durch die Luft. Wilde Gestalten in bunten Kostümen und mit Holzmasken necken die Besucher und verteilen Brezln und Guatln unter den Zuschauern. Die Fasenickl sind los! Kipfenberg ist das Zentrum dieses uralten Faschingsbrauches mit den aufwendig kostümierten Figuren.

Am morgigen Unsinnigen Donnerstag tragen am frühen Abend die unterschiedlichen Brauchtumsgruppen ihren Schnalzwettbewerb auf dem Kipfenberger Marktplatz aus. 

Die in Dämmerlicht gehüllte Kulisse und die scharfen Schläge im Dreivierteltakt entführen die zahlreichen Zuschauer ein wenig in die Welt unserer Vorväter, die mit dem Schnalzen wohl auch die „bösen Geister“ des Winters vertreiben wollten.
     

Es gibt aber recht unterschiedliche Deutungen über den Ursprung des Schnalzens. So könnten die Fasenickl die bis in die heutige Zeit überlieferten Bräuche vorchristlichen Dämonenkults und Fruchtbarkeitsriten aus keltischer Zeit verkörpern.
     

Scharfe Schnalzer im Dreivierteltakt-2

Nach der Ansicht einiger stellte die Goaßl ein kultisches Symbol zur Erweckung der Lebensgeister im Frühling dar. Eine weitere Annahme geht davon aus, dass der Brauch in der Pestzeit entstanden sein könnte oder dass er sich aus dem mittelalterlichen Fastnachtstreiben entwickelte. Gesicherte Erkenntnisse lassen den Brauch in Kipfenberg bis ins 18.  Jahrhundert zurückverfolgen.

Ohrenbetäubenden Radau mit Peitschen verbreiten alle fränkisch-alemannischen Fastnachtsfiguren, häufig auch mit anderen Lärminstrumenten wie Schweinsblasen, Ratschen oder Rasseln. Schnalzkonzerte wie die der Kipfenberger Fasenickl, meist im Walzertakt, haben sich zu ihrer heutigen Form aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt. mme
     

Museum im Torwärterhaus

Kipfenberg – Im Kipfenberger Torwärterhaus, dessen älteste Bausubstanz aus dem Mittelalter stammt, hat der Kulturverein „Die Fasenickl“ (KVF) der fastnachtlichen Brauchtumsfigur ein Denkmal gesetzt. Die ältesten Ausstellungsstücke stammen aus der Zeit um 1800. Das Museum ist von Mitte Mai bis Anfang Oktober freitags von 18 bis 21 Uhr und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Führungen durchs Fasenicklmuseum sind nach Vereinbarung auch ganzjährig buchbar. mme