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Garten wandelt sich mit dem Klima|Bei der Gestaltung sollte man die steigende Zahl von Wetter-Extremen berücksichtigen

Garten wandelt sich mit dem Klima

Schattenplätze und die Entwässerung von Oberflächen werden immer wichtiger. Foto: Gärtner von Eden

Schattenplätze und die Entwässerung von Oberflächen werden immer wichtiger. Foto: Gärtner von Eden

03.09.2022

Große Hitze, sintflutartige Regenfälle, heftige Stürme, lange Trockenperioden: Das Wetter hält heute mehr und vor allem häufiger Extreme bereit als früher. Dafür sollte man auch seinen Gartenrüsten. Wie das geht, erklärt Gartengestalter Bernhard Roth aus Fürstenzell (Landkreis Passau).Wasser, das zentimeterhoch auf der Rasenfläche steht und über Tage nicht abfließt, weil der Boden vom immer wieder auftretenden Starkregen durchnässt oder aber von einer langen regenlosen Zeit so trocken ist, dass er kein Wasser aufnehmen kann. Solche Bilder waren in den letzten Jahren keine Seltenheit „Wir haben es immer häufiger mit extremen Wetterereignissen zu tun“, fasst Bernhard Roth, Gartengestalter und Mitglied der Gärtner von Eden, zusammen. Die Gärtner von Eden sind ein genossenschaftlicher Zusammenschluss von rund 50 Gartengestaltern in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Weder auf das eine noch auf das andere Phänomen – und schon gar nicht auf eine Mischung aus beiden – seien die Gärten laut Roth heute vorbereitet. Das sollte man dringend ändern, empfiehlt der Gartenprofi. Beispiel Rasen: „Er liebt gleichmäßige Feuchtigkeit, kommt auch mal mit ein bisschen Trockenheit zurecht, darf aber weder ganz austrocknen noch dauerhaft im Nassen stehen.“

Um den grünen Teppich auch unter erschwerten Bedingungen möglichst gesund und vital zu erhalten, empfiehlt Bernhard Roth neben robusten Rasensorten etwas Gefälle im Rasen und abhängig von den Bodenverhältnissen eine gute Drainage.

Auch Stauden und Bäume haben mit Wetterextremen zu kämpfen. Immer wichtiger werden deshalb die Sortenauswahl und die standortgerechte Pflanzung mit Berücksichtigung der Wetterveränderung. Deshalb empfehlen Pflanzenprofis wie Bernhard Roth verstärkt solche Arten und Sorten, die klimatisch Einiges aushalten: „Esskastanie, Amber- oder Schnurbaum und Gleditschie dürften langfristig zu den Gewinnern der Wetterveränderungen gehören“, prognostiziert er. Eher schwer haben dürfte es in Zukunft zum Beispiel die flachwurzelnde Birke, vor allem, wenn die Frühjahre weiterhin sehr trocken bleiben.

Bei den Stauden betont Roth den Stellenwert sorgfältiger Planung und zählt auf, dass es auch unter den Klassikern durchaus solche gibt, die mit Extremen gut zurechtkommen wie zum Beispiel Storchschnabel, Sedum, Perlkörbchen, Aster und Wolfsmilch.

Mittelbare Folge der Wetterextreme ist ein zunehmender Pilz- und Schädlingsbefall: Die viele Feuchtigkeit begünstigt die Vermehrung von Pilzsporen, so dass Krankheiten wie Boden- und Blattpilze auf dem Vormarsch sind; auch die kürzer werdenden Kälteperioden tragen dazu bei: Es bleibt mehr Zeit, in denen Schädlinge und Sporen sich vermehren können. Statt als Reaktion auf diese Entwicklung vermehrt zu chemischen Mitteln zu greifen, empfiehlt Bernhard Roth, auf wenig anfällige Sorten zu setzen.

Auch das Thema Entwässerung befestigter Flächen wird zunehmend wichtiger und bedarf fachkundiger Planung. „Die wirklich notwendige Größe von Terrasse, Einfahrt und Stellplätzen, die Formate der Plattenbeläge und der Fugenanteil sollten ebenso durchdacht werden wie die Ableitung des Oberflächenwassers“, fasst der Gartenexperte zusammen. Eine fachkundig geplante, vorbereitete, bepflanzte und gepflegte Vegetationsfläche bleibt aus seiner Sicht die sinnvollste Antwort auf den Klimawandel. DK