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Neue Themen in alten Mauern|Akademie Altes Spital in Hohenwart

Neue Themen in alten Mauern

23.03.2018

Hohenwart (ahl) Die Idee geisterte den beiden schon länger im Hinterkopf herum. Vor einem halben Jahr war es dann soweit. Gemeinsam mit Tochter Melanie gründete Cornelia Sichelschmidt die Akademie Altes Spital. Im vergangenen Herbst begannen sie mit dem ersten Ausbildungskurs für Heilpraktiker. Neben den beiden unterrichten Ärzte und weitere Heilpraktiker die Kursteilnehmer. Ein zweiter Kurs ist ab Juni geplant. Bereits im April startet ein umfangreiches Kursangebot mit Seminaren, Workshops, Vorträgen und Buchvorstellungen. Ein besonderes Augenmerk legen sie auch auf die Fortbildung von Therapeuten. „Therapeuten aus der Praxis bilden Therapeuten auf speziellen Fachgebieten weiter“, erklärt Melanie Sichelschmidt das Fortbildungsformat „Therapeut für Therapeut“.Geschichtsträchtig

Akademie Altes Spital in Hohenwart

23.03.2018 10:00 Uhr

Cornelia und Melanie Sichelschmidt widmen sich in ihrer Akademie den Themen Naturheilkunde und Persönlichkeitsentwicklung

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Zur Akademie gehört neben dem Seminarraum auch ein gemütlicher Leseraum mit Bibliothek, wo sich nicht nur Cornelia Sichelschmidt gerne aufhält. Fotos: Hammerl
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Im Alten Spital in Hohenwart ist ganz rechts im Turm der Seminarraum der Akademie untergebracht.

Mit der Akademie haben die beiden Freiberuflerinnen „ein Dach geschaffen für das, was wir ohnehin schon tun“, erklärt Cornelia Sichelschmidt, die ihre Heilpraktikerpraxis seit 2009 im geschichtsträchtigen Haus Kirchstraße 9 in Hohenwart betreibt. Tochter Melanie ist studierte Wirtschaftspsychologin und ausgebildeter Systemischer Coach – die ideale Ergänzung für die Heilpraktikerin und Gesundheitsberaterin. „Als ich mit ins Alte Spital eingezogen bin, haben wir uns überlegt, wie wir unsere Schwerpunkte intelligent zusammenbringen können“, erklärt Melanie Sichelschmidt die gemeinsame Intention. Noch vor der Gründung hielten sie zusammen ihr erstes Seminar „Stressbewältigung – Wie kommt der Kopf auf neue Gedanken?“. Die Resonanz war positiv, also beschlossen die beiden, ihr Angebot weiter auszubauen und dem Ganzen ein Dach zu geben. Ein passenderes Ambiente als das Alte Spital in Hohenwart hätten sie für Praxis und Akademie kaum finden können. Erbaut anno 1531 vom Hohenwarter Chorherr Johann Winkler – direkt an der Stadtmauer, die heute noch die Rückwand des Eingangsbereiches bildet – atmet das Haus noch heute beziehungsweise wieder den Geist der Heiliggeistspitalstiftung. Die gab Armen, Waisenkindern, Kranken und Alten nicht nur Unterkunft, sondern sorgte bis Ende des 18. Jahrhunderts auch für deren Verpflegung. Etwa zu Beginn des 19. Jahrhunderts ging das Haus in den Besitz der Marktgemeinde über, die es in den 1980er-Jahren in desolatem Zustand an Meina Blunck veräußerte, die es sanierte und 2009 an Cornelia Sichelschmidt verkaufte.

Für jeden Menschen

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Liebevoll gestaltet wurden die Wände des historischen Gebäudes, unter anderem mit nachdenkenswerten Sprüchen. Foto: Hammerl

Ob es um die Ausbildung zum Heilpraktiker geht oder um Ernährungskurse, Seminare zum Thema Psychologie und Persönlichkeitsentwicklung oder naturheilkundliche Kurse – die Akademie ist für jeden Menschen zugänglich. Alles diene dazu, sich selbst besser zu erkennen und Lebensweisen zu korrigieren, die aus dem Gleichgewicht geraten sind, erklärt Cornelia Sichelschmidt. Das füge sich auch bestens in die Philosophie des ohnehin schon bestehenden Netzwerkes im Haus ein. Neben der Akademie befinden sich unterschiedliche Praxen mit verschiedenen Therapeuten im Haus. Einige davon übernehmen auch einzelne Module innerhalb der Heilpraktikerausbildung, so Allgemeinärztin Birgit Potyka, Heilpraktikerin Alexandra Zazzaretta und Heilpraktiker Psychotherapie Nikolas Namo.

Für die psychische Gesundheit

Melanie Sichelschmidt hilft Menschen, Strategien gegen Stress und Belastung zu entwickeln – vor allem im Beruf

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Melanie Sichelschmidt ist Wirtschaftspsychologin und Systemischer Coach. Foto: privat

Hohenwart (ahl) „Ich kann Probleme nicht für andere Menschen lösen“, sagt Melanie Sichelschmidt, „aber ich kann helfen, den Fokus zu ändern, neue Perspektiven einzunehmen und andere Strategien zu entwickeln“. Im September 2016 hat sich die 29-Jährige selbstständig gemacht. Ihr Schwerpunkt liegt auf dem beruflichen Kontext. Als Systemischer (Business-)Coach und studierte Wirtschaftspsychologin mit den Schwerpunkten Arbeits- und Organisationspsychologie weiß sie, dass gesunde Arbeitsplätze sowohl für die Entwicklung der Wirtschaft als auch der darin arbeitenden Menschen unabdingbar sind. Im Arbeitsalltag aber nehmen Stress und Belastungen zu, zunehmend geraten auch die psychischen Belastungen am Arbeitsplatz in den Fokus der Berufsgenossenschaften und Krankenkassen.

Ein junges Arbeitsfeld

Sichelschmidt bietet daher Arbeitgebern an, die seit 2014 im Arbeitsschutzgesetz verbindlich vorgeschriebene psychische Gefährdungsbeurteilung in ihrem Betrieb zu erstellen. Ein relativ junges Arbeitsfeld, auf dem die junge Frau trotzdem jede Menge Erfahrung mitbringt, da sie sich bereits in ihrer Masterarbeit gemeinsam mit ihrem Professor an der Hochschule Fresenius in München dem Thema gewidmet, anschließend auf dem Gebiet weitergearbeitet und bereits zahlreiche Gefährdungsbeurteilungen für verschiedene Unternehmen erstellt hat. Wichtig ist ihr, den Arbeitgeber für das Thema zu sensibilisieren. „Natürlich sind nicht alle hinterher gesund, wenn ich einmal im Betrieb war“, stellt sie klar, „aber ich helfe, eine Basis zu schaffen, damit dem Unternehmen keine Leute wegbrechen“. Vor allem für kleinere und mittelständische Unternehmen sei es ein Riesenproblem, wenn beispielsweise der Buchhalter wegen Burn-outs für etliche Wochen ausfällt. Gerade kleineren regionalen Unternehmen, die mit großen Firmen um Arbeitskräfte konkurrieren, biete sich die Chance, das eigene Unternehmen über Mitarbeiterpflege zu stabilisieren.

Hilfe bei der Berufswahl

Ihre Zielgruppe sind neben Arbeitgebern natürlich auch Einzelpersonen – Arbeitnehmer, Berufseinsteiger, Studenten und sonstige Menschen, die beispielsweise eine berufliche Neuorientierung anstreben, sich in der Berufswahl unsicher sind oder ihre Persönlichkeit in punkto Stressbewältigung und Burn-out-Prävention weiterentwickeln wollen. „Meine Philosophie ist, Angebote zur psychischen Gesundheit zu machen“, erklärt Sichelschmidt, ganz besonders für Menschen, die beispielsweise ein Stressthema haben, beruflich in einer Sackgasse stecken, eine Entscheidung treffen müssen, ob sie gehen oder bleiben, sich in einer neuen beruflichen Position oder Führungsrolle einfinden wollen oder müssen.

Der Sparringspartner

„Mein Schwerpunkt liegt zwar auf dem Beruf, aber ich habe gelernt, dass sich Beruf und Privatleben nicht trennen lassen“, sagt die Wirtschaftspsychologin. Es gebe berufliche Themen, die ins Privatleben hineinspielten und umgekehrt. Wichtig ist für sie, zu schauen, in welchem System sich der Mensch bewegt, was gut läuft und welche erfolgreichen Strategien sich gegebenenfalls auf andere Bereiche übertragen lassen. Sie sieht sich als Sparringspartner, der Prozesse begleitet und hilft, Denkblockaden zu lösen, alte Handlungsmuster zu durchbrechen und individuelle Gesamtkonzepte zur Stressbewältigung oder -prophylaxe zu erarbeiten. „Zuhören, Dasein, die Muster dahinter erkennen und auch mal das Gute im Schlechten zu sehen“ – das sei ihre Aufgabe als systemischer Coach. Manchen Hilfesuchenden reichen dafür schon ein oder zwei Sitzungen, andere begleitet sie über einen längeren Zeitraum.