Anzeige

„Besenbinder – Reisigschinder“|Der Meiherner Faschingsumzug hat eine über 60-jährige Tradition – Rund 40 Gruppen sind heuer dabei

„Besenbinder – Reisigschinder“

Farbenfroh und originell: Der Besenbinder-Faschingsumzug macht sich am kommenden Sonntag um 13.30 Uhr auf den Weg. Entlang der rund zwei Kilometer langen Strecke von Altmühlmünster über Deising nach Meihern können sich die Zuschauer am Straßenrand auf fröhliche Maskerer und musikalische Darbietungen – unter anderem von der Mühlbacher Blaskapelle – freuen. Fotos: Schels

Farbenfroh und originell: Der Besenbinder-Faschingsumzug macht sich am kommenden Sonntag um 13.30 Uhr auf den Weg. Entlang der rund zwei Kilometer langen Strecke von Altmühlmünster über Deising nach Meihern können sich die Zuschauer am Straßenrand auf fröhliche Maskerer und musikalische Darbietungen – unter anderem von der Mühlbacher Blaskapelle – freuen. Fotos: Schels

10.02.2020

Meihern – „Meihern – wo das Altmühltal am schönsten ist – mit diesem Slogan präsentieren sich die Bürger auf ihrer Internetseite. Und am kommenden Sonntag ist es dort wohl noch schöner, denn am 16. Februar findet der Meiherner Faschingszug statt. Der rund zwei Kilometer lange Zug startet um 13.30 Uhr von Altmühlmünster nach Deising und über die große Brücke nach Meihern.Besonders auf den Gehwegen der Meiherner Brücke sind die Zuschauer ganz nah am Geschehen. Inder Ortsmitte von Deising geht es allerdings etwas enger zu, denn die Ortschaft ist für den Faschingszug ein Nadelöhr. Wer dort in der ersten Reihe stehen möchte, sollte schon etwas früher kommen. Zwischen Altmühlmünster und Deising ist es ruhiger, doch sind auch dort immer mehr Zuschauer anzutreffen. Die Zugaufstellung erfolgt in Altmühlmünster um 11.30 Uhr. Beim Gastwirt Gerstner gibt es bis zur Abfahrt ein Weißwurstfrühstück. Angeführt wird der Gaudiwurm von der Besenbinderstandarte aus Besenreisern.  

Die Zugaufstellung erfolgt in Altmühlmünster um 11.30 Uhr. Beim Gastwirt Gerstner gibt es bis zur Abfahrt ein Weißwurstfrühstück. Angeführt wird der Gaudiwurm von der Besenbinderstandarte aus Besenreisern. Die Mühlbacher Blaskapelle, die Breitenbrunner Blaskapelle, die Otterzhofener Bergmusikanten und der Lupburger Spielmannszug werden den Maskerern den Marsch blasen. Mit etwa 40 Gruppen erreicht der farbenprächtige Gaudiwurm eine beachtliche Größe.

Gäste, die erstmals den Meiherner Faschingszug bestaunen, werden sich vielleicht wundern, dass immer wieder der Ruf “Besenbinder-Reisigschinder“ zu hören ist und werden sich fragen, was es mit den Besenbindern denn auf sich hat. Vor dem Zweiten Weltkrieg verdingten sich viele Männer mit Treideln, also dem Ziehen von Schiffen auf Wasserwegen, oder als Helfer auf den Lastschiffen, die auf dem alten „Ludwigskanal“ fuhren.
 

„Besenbinder – Reisigschinder“-2

Doch im Winter war der Kanal zugefroren und die Familienväter waren arbeitslos. Von ihren Vorfahren erlernten sie aber das Besenbinder Handwerk. Ein echter Reisigbesen besteht aus den Ästen und Zweigen, dem sogenannten Besenreiser, der Birke. Diese wuchs zahlreich auf den kargen Hängen des Altmühltals. Der in mühsamer Handarbeit hergestellte Besen war ideal, um auf groben Böden und in den Ställen zu kehren. Mit diesen Besen gingen die Dorfbewohner bei den großen Bauern in der Umgebung hausieren oder nahmen sie im Sommer mit dem Schiff nach Nürnberg oder Regensburg, um sie dort zu verkaufen.

Die Armut und das Hausieren mit den Besen ist schon lange vorbei. Geblieben aber ist die Rückbesinnung auf diese Tradition und der Name „Besenbinder“, den die Meiherner bekamen und den sie mit Stolz im Fasching rufen. Überliefert ist, dass bereits ab den 50er-Jahren einige Bänkelsänger am Faschingssonntag von Haus zu Haus zogen und das Lied „Oh du schöne Dorothe“ sangen. Jedes Haus bekam ein eigenes Gstanzl, das sich auf die Bewohner bezog. Und so zogen Maskerer durch die Straßen und bekamen für ihre Darbietungen Eier, Würste und alkoholische Getränke.

Danach folgten Bauernhochzeiten, bei denen das Brautpaar aus zwei Männern bestand. Die fidele Hochzeitsgesellschaft zog am Faschingssonntag lärmend und musizierend von Meihern nach Altmühlmünster und zurück. Diesem Zug schlossen sich immer mehr Feiernde an und so war der Faschingszug geboren. 1958 spannte der alte „Bräu“ von Meihern seine Rösser ein und mit Kutscher Johann Gerstner aus Meihern ging damit der erste „Faschingswagen“ an den Start. Im Laufe der Jahre wurden es immer mehr. Es kamen beispielsweise schrottreife Autos dazu, die liebevoll für den Faschingszug aufgemotzt wurden. Der Zug wurde so immer größer und prunkvoller. Bekannt waren auch die Ratschkathln, die auf bissig humorige Art die Missgeschicke der Dorfbewohner erzählten und die Leute ausrichteten. Franz Lang, der Landrat des damaligen Landkreises Riedenburg, hatte 1961 die Idee, den Termin des Meiherner Faschings auf eine Woche vor dem Faschingssonntag zu legen. Im Jahre 1973 wurde eine Änderung der Route beschlossen. Seither startet der Faschingszug nicht mehr in Meihern, sondern in Altmühlmünster. Den Meiherner Faschingszug gibt es nun insgesamt 62 Jahre.

In Meihern ist die traditionelle Regierungsform die Monarchie – zumindest in der Faschingszeit. Regiert wird das bunte Narrenvolk von einem Prinzenpaar. Dieses Jahr schwingen Prinzessin Andrea III. vom Geschlecht der Laubhofener und Prinz Georg I. von Theissingen das Zepter. Dieses ist natürlich, wie kann es anders sein, ein Besen, der den Wert eines Spanferkels hat. Begleitet wird das Prinzenpaar von der Meiherner Kinderund Jugendgarde den „MDA Youngsters“. Die Amazonen geben sich dieses Jahr kämpferisch und wollen mit ihrem trojanischen Pferd manche Faschingshochburg erobern. mxs