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Schicksalhafte Donau|700 Jahre Markt Pförring

Schicksalhafte Donau

22.06.2018

Pförring (er) Wer 700 Jahre auf dem Buckel hat, darf sich auch ausgiebig Zeit zum Feiern nehmen. Für den Markt Pförring gilt das allemal, denn Pförring ist als Lebensplatz für Menschen ungleich älter als diese vergleichsweise wenigen sieben Jahrhunderte. Lange bevor die Römer vor fast 2000 Jahren hier ihr Kastell „Celeusum“ im Hinterland des Limes errichteten, siedelten bereits Menschen in der Jungsteinzeit hier. Auch die Kelten hatten später die günstige und strategisch bedeutsame Lage an dieser natürlichen Furt durch die Donau erkannt und Häuser gebaut. Vor 700 Jahren hat Ludwig der Bayer den Bürgern von Pförring schließlich das Marktrecht verliehen.

700 Jahre Markt Pförring

22.06.2018 08:00 Uhr

Auch vor der Verleihung des Marktrechts hatte Pförring eine wechselhafte Geschichte – auch wegen seiner günstigen Lage

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Stiche (von 1710) 
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Pförring hat eine reiche Geschichte – davon zeugen historische Siegel (von 1374)

Doch auch vor dieser Erhebung zum Markt ist Pförring nicht nur geschichtlich, sondern sogar in einer ganz besonderen historischen Heldensage – dem Nationalepos der Deutschen – in Erscheinung getreten: Das Nibelungenlied erzählt davon, dass König Gunther und seine ganze Ritterschar auf dem Weg zur Burg des König Etzel hier die Donau überquert und dabei den Fergen – den Fährmann – erschlagen hätten. An der Quelle des Kelsbaches sollen ihnen sogar drei Nymphen ihren Untergang geweissagt haben.

Aber auch in den vergangenen 700 Jahren zeigt der Blick in die Historientafel, dass die Bürgerinnen und Bürger von Pförring in dieser Lage am Fluss und im Zentrum Europas viel erlebt haben. Insbesondere die Donau war schicksalhaft für die Bewohner des Ortes.

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Pferdefuhrwerke waren bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts in der Landwirtschaft unverzichtbar und prägten das Ortsbild von Pförring. Beim Festzug werden neben mehreren Pferdegespannen auch die schweren Ochsen des Ochsen-Toni zu bestaunen sein, der vom Oktoberfest-Einzug bekannt ist. Im Jahr 1784 stand das Wasser fast einen Meter hoch im Ort.  

Immer wieder zogen Kriegsvölker durch, im Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort gleich dreimal geplündert und schließlich niedergebrannt. Auch Kurfürst Maximilian zog 1632 mit seinem Heer durch Pförring nach Regensburg, und im Spanischen Erbfolgekrieg lagerte 1704 ein englisch-österreichisches Heer hier und plünderte den Ort vollständig aus. Auch 40 Jahre später musste Pförring im Österreichischen Erbfolgekrieg bei Durchzügen von bayerischen, österreichischen und französischen Truppen Plünderungen erdulden. Wieder 40 Jahre später wurde der Ort im Jahr 1784 von der größten Hochwasserkatastrophe des 18. Jahrhunderts heimgesucht. Die Napoleonischen Kriege trafen die Menschen am Donauübergang bei zahlreichen Truppendurchzügen wieder hart. Im Jahr 1799 zog sogar ein ganzes russisches Armeekorps mit 36 000 Mann durch den Ort, woraufhin ein Jahr später die Donaubrücke von österreichischen Truppen zerstört und der Ort abermals geplündert und gebrandschatzt wurde.

Nachdem 1883 die Donau durch Verbauungen in ihr heutiges Bett gezwängt wurde, brach 1910 bei einem furchtbaren Hochwasser der Damm, die Fluten vernichteten die Ernte und setzten den ganzen Ort unter Wasser. Ungeachtet dessen haben die Bewohner von Pförring und des Umlandes nie ihren Lebensmut verloren. Immer wieder bauten sie den Ort neu auf und brachten es aufgrund des verliehenen Marktrechts bisweilen zu bescheidenem Wohlstand.

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An der alten Hochwassermarke an der Marktmühle heißt es: „Anno 1784 den 29 Febuar ist das Waser so hoch gestigen“. Repro/Fotos: Kügel

Alte Aufzeichnungen verraten, dass sie das Recht, Märkte zu halten, weidlich ausnützten. „In oppido habentur Nundinae magnae“, heißt es in der Pfarrchronik von 1770, die Ortschronist Karl Holzgartner zitiert. Frei übersetzt: „Im Ort wird groß Markt gehalten.“ Laut einer Kammerrechnung von 1797 unterschied man zwischen „gefreiten“ Märkten und Wallfahrtsmärkten. Zu den gefreiten Märkten gehörten die Märkte an St. Georg, Johannes Baptist, Leonhard und Erhard, zu den Wallfahrtsmärkten die Märkte an St. Sebastian, Wendelin und Kirchweih. Für das Jahr 1933 sind noch sieben Krammärkte verzeichnet, allerdings wurden keine Viehmärkte mehr gehalten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde versucht, die Markttradition wieder zu beleben. Seit 1992 wird der Georgimarkt wieder gehalten und im Jahr 1997 fand der erste offizielle Leonhardimarkt statt.