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Ingolstädter Alfred Hagn, langjähriger Stadtrat und pensionierter Bank-Direktor berichtet über die Zeit als der Handschlag noch galt|Ingolstadt erleben

Ingolstädter Alfred Hagn, langjähriger Stadtrat und pensionierter Bank-Direktor berichtet über die Zeit als der Handschlag noch galt

19.07.2018

Nur wenige dürften die Mitte Ingolstadts besser kennen als Alfred Hagn, langjähriger Stadtrat und pensionierter Bank-Direktor. Aufgewachsen ist der heute 85-Jährige in der Schulstraße und er hat die rasante Entwicklung hautnah miterlebt.

Ingolstadt erleben

19.07.2018 09:00 Uhr

In Ingolstadt hat sich vieles geändert: Aus einer Provinzstadt heraus entwickelte sich in wenigen Jahrzehnten eine moderne, lebendige Metropole. Doch das Provinzielle hatte manchmal durchaus positive Seiten, wie sich ein alteingesessener Schanzer erinnert.

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Das Münster zählt zu den prägenden Gebäuden Ingolstadts. Im Schatten des Gotteshauses ist Alfred Hagn aufgewachsen. Hier versah er auch den Ministrantendienst.
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Alfred Hagn

36 000 Einwohner zählte die Stadt vor dem Zweiten Krieg. „Man kannte sich untereinander“, erinnert sich Hagn. „Das hat sich aufgehört.“ Der Umgang war auch persönlicher. Theresien- und Ludwigsstraße waren von kleinen Einzelhandelsgeschäften geprägt. „Die Geschäftsleute haben sich am Stammtisch getroffen.  Das hat sehr bei der Gründung von Unternehmen geholfen. Da war eine Vertrauensbasis da.“ Verträge wurden per Handschlag abgeschlossen. 



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Der Astronomiepark ist ein Kleinod direkt neben der Donau. Vor 20 Jahren wurde er geschaffen. Fotos: Bartenschlager

Wer sich nicht an eine Abmachung hielt, konnte sich am Stammtisch nicht mehr blicken lassen. Das hätte disziplinierend gewirkt, betont Hagn. Parallelen zu heute kann Hagn aber ziehen: „Nach dem Krieg kamen viele Flüchtlinge in die Stadt. Das war eine schwierige Sache. Da war keine positive Stimmung.“ Doch hätten sich die Neuankömmlinge „hervorragend integriert“, auch weil sie die deutsche Sprache beherrschten und sich in der hiesigen Kultur problemlos zurechtfanden. Bartenschlager

Wissenswertes aus der Mitte der Stadt
Die Donau als Trennlinie

Heute werden Flüsse oft als verbindendes Element gesehen. Doch in Ingolstadt diente die Donau einst als Grenzlinie, wie sich Alfred Hagn erinnert. Die Bewohner der Altstadt hätten den Fluss nur überschritten, wenn sie ein Spiel des ESV besuchen wollten oder mit der Bahn fahren mussten.

Ingolstädter Sprüche

Alfred Hagn erinnert sich an viele Sprüche: „Wer an Schliffelmarkt no ned hat g’sehn, ist nicht in Ingolstadt g’wen.“ Bekannt waren auch Merksätze, die da lauteten: „Schulstraß’ ohne Kind, Münster ohne Wind.“ In der Schulstraße ist Hagn aufgewachsen und von der Münsterpfarrei stark geprägt worden. Dort war er Ministrant. Zwei Kapläne hatte das Münster, die mit den Buben viel unternahmen, auch Busreisen nach Italien.