Anzeige

Beruhigt in die Ferien|SO LÄUFT DIE BERATUNG AB

Beruhigt in die Ferien

20.07.2017

EIN PLATZ FÜR HAUSTIERE1 Schon zum 23. Mal bietet der Deutsche Tierschutzbund die Aktion „Nimmst du mein Tier, nehm’ ich dein Tier“ an. Die örtlichen Tierschutzvereine, die Mitglied im Deutschen Tierschutzbund sind, helfen dabei bei der Vermittlung von Urlaubsplätzen für Heimtiere. Interessierte können auch dann teilnehmen, wenn sie nur eine Betreuungsstelle anbieten möchten oder lediglich einen Urlaubsplatz für ihre eigenen Tiere suchen. Foto: Ina Fassbender/dpa

Sicherheit im Urlaub

20.7.2017 8:00 Uhr

Wenn die großen Ferien im August beginnen, gehen viele Menschen auf Reisen. Haus oder Wohnung bleiben dann meist „allein“ zurück. Gerade Einbrecher nutzen in der Urlaubszeit jede Schwachstelle, doch davor kann man sich schützen. Und auch Haustiere wollen gut untergebracht sein.

Beruhigt in die Ferien-2
Fotos: fotolia, Robert Schlesinger, Patrick Seeger/dpa
Beruhigt in die Ferien-3
Beruhigt in die Ferien-4
Beruhigt in die Ferien-5
Beruhigt in die Ferien-6
Beruhigt in die Ferien-7
Beruhigt in die Ferien-8
Beruhigt in die Ferien-9

TÜREN UND FENSTER SICHERN

2 Türen und Fenster sind meist die Schwachstellen an einem Haus oder einer Wohnung. Darauf weist die Initiative „Nicht bei mir“ hin. Deshalb sollte man gerade diese mit einem entsprechenden mechanischen Schutz versehen. Die Sicherung einer Tür sollte sich nicht auf bestimmte Bereiche wie Schloss oder Schließzylinder beschränken, sondern auch Wandverankerungen, Bänder oder andere Komponenten beinhalten. „Wichtig ist, dass diese dem Einbrecher seine Arbeit erschweren“, sagt Alfred Berger von der Kriminalpolizei Ingolstadt. Je länger er brauche, desto eher lasse er von seinem Einbruchsversuch ab. Foto: Daniel Karmann/dpa

NOCH MAL DURCHS HAUS


3 Es klingt vielleicht banal, aber dennoch lohnt sich vor der Abfahrt in den Urlaub ein Rundgang durchs Haus. Deshalb sollte man genug Zeit einplanen, bevor es losgeht. Wichtig ist, nachzuschauen, ob auch wirklich alle Geräte wie Fernseher, Spül- und Waschmaschine vom Strom genommen sind, und ob alle Wasserhähne zu sind. Außerdem sollte man „keine Fenster gekippt lassen, alle Außentüren absperren und nicht nur zuziehen“, empfiehlt Berger. Ein Blick lohnt sich auch in den Kühlschrank: Alles Verderbliche sollte herausgenommen werden. Blumen stellt man am besten zusammen. Das erleichtert Helfern das Gießen. Foto: IKW

NACHBARN UM HILFE BITTEN

4
Auch wenn man weg ist, sollte man den Eindruck erwecken, man sei zu Hause, etwa mit einem Bewegungsmelder für Licht. Außerdem sollte man die Nachbarn bitten, den Briefkasten zu leeren und die übervolle Mülltonne rauszustellen. Auch die Zeitung sollte man bei längerer Abwesenheit abbestellen. Einen Ersatzschlüssel sollte man übrigens nie irgendwo draußen verstecken. „Das ist eine regelrechte Einladung für Einbrecher“, sagt Berger. Foto: Fabian Nitschmann/dpa

GUT VERSICHERT SEIN


5
Den Schaden, der durch einen Einbruch entstanden ist, übernimmt in der Regel die Hausratversicherung. „Dazu gehören zum Beispiel auch solche Schäden, die durch Sturm oder Hagel entstanden sind oder auch durch Feuer“, erklärt Kathrin Jarosch vom Gesamtverband der Deutschen Versicherer. Wichtig ist, dass der Schaden unverzüglich der Polizei und der Versicherung gemeldet wird. Der GDV empfiehlt, beiden Stellen eine Liste mit detaillierten Angaben zu den gestohlenen Gegenständen zu übermitteln. „Das kann man zum Beispiel mit Kaufbelegen, Urkunden oder Expertisen belegen“, sagt Jarosch. Hilfreich seien zudem Fotos oder auch Videoaufnahmen von wertvollen Einzelstücken. Und man sollte nicht unterversichert sein. Foto: Provinzial NordWest

SO LÄUFT DIE BERATUNG AB

Ein einfacher Schraubenzieher reicht: Innerhalb weniger Sekunden können Einbrecher ins Haus gelangen, wenn Fenster nicht über eine passende Sicherung verfügen. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa
Ein einfacher Schraubenzieher reicht: Innerhalb weniger Sekunden können Einbrecher ins Haus gelangen, wenn Fenster nicht über eine passende Sicherung verfügen. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa
Die Beratungsstelle der Kriminalpolizeiinspektion Ingolstadt ist für die gesamte Region 10, also die Landkreise Neuburg-Schrobenhausen, Pfaffenhofen, Eichstätt und Stadt Ingolstadt zuständig. Durch die Fachberater werden unter dem Motto „Gefahren erkennen heißt Risiken vermeiden“ die Bürger über alle sicherheitsrelevanten Themen informiert.

Das Beratungsangebot reicht von einfachen, aber wirksamen Tür- und Fenstersicherungen bis zur komplizierten Alarmanlage. Interessierte werden kostenlos beraten. Dafür besuchen die Profis sie auch zu Hause und schauen sich dort um. Schließlich haben Alfred Berger und Rainer Öxler einen guten Blick dafür, wie Eindringlinge ins Haus oder in die Wohnung gelangen könnten und zeigen verschiedene Schwachstellen am Gebäude auf.

„Zuerst erzähle ich den Leuten, wie die Einbrecher vorgehen“, sagt Berger. Viele könnten sich gar nicht vorstellen, wie schnell Kriminelle ins Haus oder in die Wohnung gelangen. „Dann machen wir im Prinzip einen Rundgang ums Haus beziehungsweise auch im Haus und ich schau mir alles an“, so Berger weiter. Am Ende bekommen die Hausbesitzer einen Beratungsbogen „als Erinnerungsstütze“ wie Berger erläutert. Dabei gebe er dann auch Listen mit Firmen weiter, die zum Beispiel Fenster und Türen entsprechend sichern. Auf den Listen seien auch solche Unternehmen zu finden, die geprüfte und zertifizierte Alarmanlagen anbieten und Interessierte entsprechend beraten. Jeder könne dann selbst entscheiden, welche der Maßnahmen er umsetze.

Kriminalhauptkommissar Alfred Berger und Kriminalhauptkommissar Rainer Öxler stehen für Fragen rund um den Einbruchschutz und weitere sicherheitsrelevante Themen gerne zur Verfügung. Die Beratungsstelle ist unter den Telefonnummern (08 41) 93 43 37 30 oder (08 41) 93 43 37 31 erreichbar. fja

„Alarmanlagen sollten geprüft sein“

Wie man sein Haus vor Einbrechern schützt, erklärt Kriminalhauptkommissar Alfred Berger im Interview

Beruhigt in die Ferien-10

Herr Berger, 2016 wurden 151 265 Fälle von Wohnungseinbrüchen in Deutschland der Polizei gemeldet, ein Rückgang um 9,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Woran liegt das?

Alfred Berger: Ich kann da nur für unseren Bereich sprechen und da sind ganz einfach relativ viele erwischt worden. Dabei handelt es sich oft um Banden und wenn die erwischt werden, ist eben ein Rückgang bei den Zahlen zu verzeichnen. Es kann auch sein, dass die Täter in Deutschland einen zunehmenden Druck spüren und dann ins Ausland ausweichen. Da müsste man dann die Zahlen für Europa vergleichen.

Die Aufklärungsquote von Wohnungseinbrüchen ist ja noch immer sehr niedrig?

Berger:
Die Ermittlertätigkeit ist eigentlich die gleiche geblieben. Die Ermittler haben weiterhin mit geringem Spurenaufkommen, Abschottung der Täterstrukturen, und dem Fehlen von Geständnissen zu kämpfen.

„Bei uns sind relativ viele Einbrecher erwischt worden.“

Alfred Berger

Wie wird eingebrochen?

Berger: Auch das ist gleich geblieben. Bei Einfamilienhäusern, Doppelhaushälften oder Reihenhäusern sind weiterhin die Fenster gefährdet. In Mehrfamilienhäusern sind es vor allem die Wohnungstüren. Die Täter sind dabei nicht unbedingt als solche erkennbar, dass können scheinbar ganz normale Leute sein, das macht es natürlich auch für die Ermittler schwierig.

Wann wird eingebrochen?

Berger: 50 Prozent der Einbrüche werden mittlerweile tagsüber begangen.

Helfen Zeitschaltuhren und Bewegungsmelder?


Berger: Da sehen wir, dass das immer weniger bringt. Die Täter gehen so vor, dass sie einfach klingeln und schauen, ob jemand daheim ist oder nicht. Wenn doch jemand die Tür aufmacht, fangen sie halt zum Beispiel an zu betteln oder erzählen irgendwas anderes und gehen dann wieder. Wenn keiner daheim ist, versuchen sie einzubrechen.

Funktionieren Alarmanlagen?

Berger: Wir von der Polizei empfehlen eigentlich nur geprüfte und zertifizierte Einbruchmeldeanlagen. Der Sinn ist einfach, dass so eine Anlage möglichst wenige Falschalarme auslösen sollte. Sonst würde ja die Zuverlässigkeit der Anlage sinken und es geht ja auch um die Kosten für einen Fehlalarm. Für unsere Region haben wir deshalb auch eine Liste mit Firmen zusammengestellt, die sind dann entsprechend ausgebildet. Und wir wissen, dass die Anlagen funktionieren.

Mit welchen Kosten ist das verbunden?

Berger: Für ein Einfamilienhaus müssen sie in etwa mit 5000 Euro rechnen. Das kommt aber natürlich auch darauf an, was Sie einbauen. Die mechanische Sicherung ist in der Regel günstiger zu haben. Es kommt natürlich auch darauf an, was Sie daheim schützen möchten. Wobei ich immer davon abrate, zum Beispiel zu viel Bargeld oder auch teuren Schmuck einfach rumliegen zu lassen, das ist bei der Bank besser aufgehoben.

Bringt es etwas, Fenster und Türen zu sichern?


Berger:
Ja, auf jeden Fall. Wer eine ausreichende mechanische Sicherung installiert, ist schlicht und einfach wesentlich besser vor einem Einbruch geschützt. Wichtig ist, dass man Fenster und Türen einbaut, die nach DIN 1627 RC 2 gesichert sind. Der potenzielle Täter braucht dann einfach viel zu lang, um ins Haus zu gelangen und gibt auf.

Wie beurteilen Sie den Gesetzesentwurf, mit dem die Strafen bei Wohnungseinbrüchen verschärft werden sollen? Der zielt ja auch darauf ab, zum Beispiel Funkzellenabfragen zu erleichtern. Und die Mindeststrafe für einen Einbruch in eine dauerhaft genutzte Privatwohnung soll deutlich erhöht werden.

Berger:
Dadurch dass die Mindeststrafe auf über ein Jahr erhöht werden soll, handelt es sich um einen Verbrechenstatbestand. Und das ist eine schwere Straftat. Da kann man dann durchaus Verkehrsdaten erheben. Momentan ist das noch deutlich schwieriger, da müssen die Ermittler nachweisen, dass hinter den Einbrüchen eine Bande oder ein Serientäter steckt, um die Genehmigung für die Erhebung solcher Daten überhaupt zu bekommen. In der Praxis ist das sehr schwierig. Für die Täter ist die Verschärfung deshalb auf jeden Fall abschreckend.

Gilt das denn für alle Wohnungseinbrüche?


Berger: Nein, schon jetzt haben wir immer mehr Täter, die nicht einbrechen, sondern einschleichen, zum Beispiel wenn jemand die Terrassentür offen stehen lässt, um zu lüften. Der Hausbesitzer wird dann einfach für eine Weile an der Haustür abgelenkt und hinten gelangt ein Komplize über die offene Terrassentür ins Haus und schaut sich dann um, ob etwas zu holen ist. In dem Fall ist das dann kein Einbruch, sondern ein Einschleichdiebstahl und der wird deutlich weniger hart bestraft.

Hilft den Opfern von tatsächlichen Wohnungseinbrüchen die geplante Verschärfung?

Berger: Das denke ich schon, die Betroffenen sind psychisch belastet durch so einen Einbruch. Das Gerechtigkeitsempfinden ist mit den härteren Strafen anders. Viele haben sich gefragt, warum da nicht härter bestraft wird.

Wie gehen Opfer mit einem Einbruch um?


Berger: Etwa zehn Prozent sind psychisch stark belastet und brauchen entsprechende Hilfe. Sie leiden an den Spätfolgen.

Die Fragen stellte Julia Röder.