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Zu Hause oder im Heim?|Aktiv im Alter

Zu Hause oder im Heim?

03.03.2017

Von Christoph ArensEin immer größerer Anteil von Pflegebedürftigen in Deutschland wird zu Hause betreut. 73 Prozent aller Empfänger von Leistungen der Pflegeversicherung – 2,08 Millionen Menschen – leben mittlerweile in den eigenen vier Wänden, heißt es im Pflegebericht 2015, den das Statistische Bundesamt veröffentlichte. Und das, obwohl doch zugleich immer mehr Menschen als Singles allein leben.Keine Überraschung ist, dass die Zahl der Pflegebedürftigen insgesamt weiter nach oben zeigt. Fast 2,9 Millionen Bundesbürger waren Ende 2015 auf Pflege angewiesen, so die Statistiker. Das waren 8,9 Prozent mehr als beim letzten Pflegebericht von 2013.Dabei stieg die Zahl der Menschen, die in einem Heim vollstationär gepflegt werden, um 2,5 Prozent auf 783 000. Um 11,6 Prozent wuchs dagegen die Zahl derjenigen, die zu Hause betreut werden: Dabei nahm die Zahl der Personen, die allein von ihren Angehörigen betreut werden, um 11,1 Prozent auf 1,38 Millionen zu. Sogar um 12,4 Prozent wuchs die Zahl derjenigen, die sich durch einen ambulanten Pflegedienst betreuen lassen (692 000). In wie vielen Haushalten eine Pflegehilfe aus Osteuropa das Leben aufrecht erhält, ist statistisch nicht erfasst.Der Weg weg von der Heimpflege zeigt sich auch im langfristigen Trend: Seit 2001 stieg zwar die Zahl der in Heimen versorgten Pflegebedürftigen deutlich um 32,4 Prozent. Doch die Zahl der durch ambulante Pflegedienste Betreuten wuchs um 59,3 Prozent und die der von Angehörigen Betreuten, die dafür Pflegegeld erhalten, um 38,4 Prozent.Das spiegelt sich auch in der Organisation der Pflege wider: Die Zahl der ambulanten Pflegedienste wuchs im Vergleich zu 2013 um 600 oder 4,5 Prozent auf 13 300. Auch die Zahl der Heime stieg um 600 oder 4,3 Prozent auf 13 600. Dabei nahm die Zahl der zugelassenen Plätze allerdings nur um 2,9 Prozent zu.Die Entwicklung zur häuslichen Pflege ist politisch gewollt. In drei Pflegereformen hat die Bundesregierung in den vergangenen Jahren ein umfangreiches Paket geschnürt, damit Pflegebedürftige nach ihrem Wunsch weiter in den eigenen vier Wänden bleiben und pflegende Angehörige mehr Unterstützung erhalten können. Kurzzeit- und Verhinderungspflege können Pflegende entlasten. Angehörige werden in der Renten- und Arbeitslosenversicherung besser abgesichert. Die Prävention soll gestärkt werden.„Die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf gehört heute zu den großen Herausforderungen vieler Familien“, wird beispielsweise Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) nicht müde zu betonen. Mit der Familienpflegezeit, der Pflegezeit und dem Pflegeunterstützungsgeld hat die Bundesregierung Instrumente geschaffen, die Pflege zu Hause zu erleichtern – sie treffen allerdings bislang auf nur geringe Resonanz. Wissenschaftler und die Deutsche Stiftung Patientenschutz warnen zugleich, dass die häusliche Pflege auf Dauer schwieriger wird: Immer mehr Frauen sind berufstätig, die Zahl der Singles steigt, und die Familienstrukturen ändern sich. Die Bundesregierung setzt deshalb auch darauf, Angebote im Wohnumfeld zu verbessern: Die Kommunen haben mittlerweile mehr Möglichkeiten bei der Beratung von Pflegebedürftigen und der Organisation von Hilfe erhalten. Nachbarschaften und ehrenamtliches Engagement sollen gestärkt werden.Hoffnungen setzen viele auch auf technische Verbesserungen, die ein längeres Leben zu Hause ermöglichen: Angeboten werden nicht nur Hausnotrufsysteme, sondern auch eine bessere medizinische Überwachung durch digitale Geräte. Senioren sollen durch soziale Medien und Internet stärker in die örtliche Gemeinschaft eingebunden werden. Manche Kommunen entwickeln heute schon Apps, mit deren Hilfe Senioren mobil bleiben, private Mitfahrgelegenheiten organisieren sowie Informationen über Bus- und Bahnlinien und andere Transportdienstleister erhalten.An der Universität Siegen gibt es ein Forschungsprojekt „Cognitive Village – Vernetztes Dorf“. Entwickelt wird beispielsweise ein mit Sensoren ausgestatteter „intelligenter“ Teppich, der Stürze meldet. KNA

Aktiv im Alter

03.03.2017 15:00 Uhr

Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland steigt weiter

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Viele pflegebedürftige Menschen werden in Deutschland von Angehörigen betreut. Foto: Eva Katalin/obs

BETREUTES WOHNEN


Betreutes Wohnen – das klingt nach Rund-um-die-Uhr-Service und sogar ärztlicher Aufsicht. Doch der Begriff ist nicht geschützt, erklärt der „Senioren Ratgeber“. Ob also ein Putzservice, ein warmer Mittagstisch oder das Waschen der Wäsche inbegriffen sind, hängt vom Vertrag ab. Viele Leistungen müssen extra gebucht und bezahlt werden. Wichtig ist auch: Nicht in jeder Einrichtung kann man bleiben, wenn man pflegebedürftig wird. Bevor ein älterer Mensch sich also für so ein Wohnkonzept entscheidet, sollte er den Vertrag genau prüfen – vielleicht gemeinsam mit Kindern oder einem Berater. In manchen Einrichtungen können Interessierte auch zur Probe wohnen. dpa

Gut sehen im Alter


Laut einer Studie der Universitäts-Augenklinik Würzburg leiden 20 Prozent der Bewohner von Seniorenheimen an nicht erkannten Sehschwächen oder Augenkrankheiten. Bei jedem Zweiten könnte das Sehvermögen mit Brille oder Sehhilfe verbessert werden.

Gutes Sehen ist besonders im Alter Voraussetzung für Sicherheit und Beweglichkeit. Auch vor sozialer Ausgrenzung und Depressionen schützt gutes Sehen. Senioren bleiben selbstständig, können sich sinnvoll beschäftigen und ziehen sich nicht zurück.

Deshalb sollten Angehörige immer ein Auge auf die Sehgesundheit der älteren Familienmitglieder haben. KGS

Wahl des Treppenlifts


Schon mehr als 15 Prozent aller Menschen in Deutschland sind jenseits der 70 – und es werden immer mehr. Damit wächst unaufhaltsam auch die Anzahl älterer Menschen, die an Gehbehinderungen oder anderen Gebrechen leiden. Die barrierefreie Wohnanpassung wird damit für viele zum Thema. Im Ratgeber „Zuhause mobil – Treppenlifte“ der Deutschen Seniorenliga sind wichtige Aspekte von der Planung bis zur Finanzierung eines Treppenlifts zusammengefasst. DSL

Auf Körper hören

Tennis, Fußball, Wandern – ältere Menschen können viele Sportarten weiterhin betreiben. Sie sollten aber auf ihren Körper hören und das Training anpassen, wenn es zu viel wird, rät Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln. Aber woran erkennt man eine Überlastung?

„Wenn zum Beispiel Gelenke 18 bis 24 Stunden nach dem Training rot oder warm werden oder anschwellen, ist das ein Zeichen dafür, dass der Sportler übertrieben hat“, erklärt Froböse. Am besten messen ältere Menschen morgens im Bett regelmäßig ihre Herzfrequenz, etwa mit einem Pulsmessgerät. Nach einiger Zeit wissen sie dann, wie hoch der Puls normalerweise ist. „Ist er dann an einem Morgen um vier bis sechs Schläge erhöht, heißt das: Ruhe bewahren.“ Ein erhöhter Puls könnte ein Zeichen für einen aufkommenden Infekt sein. Den Lieblingssport aufgeben müssen ältere Menschen nicht. Stattdessen können sie die meisten Sportarten gut auf die eigene Leistungsfähigkeit anpassen, rät Froböse. dpa

Lange fahrtüchtig

Im eigenen Auto fahren wohin man möchte – für viele ältere Menschen bedeutet das Freiheit und Unabhängigkeit. Damit sich der Fahrer möglichst lange gefahrlos im Straßenverkehr bewegen kann, müssen bestimmte gesundheitliche Voraussetzungen erfüllt sein, heißt es im neuen Ratgeber „Offen gesagt – Tipps für Angehörige von älteren Autofahrern“ der Deutschen Seniorenliga. Demnach sollten Senioren regelmäßig zum Augenarzt und zum HNO-Arzt gehen. dpa